Never change a winning team - so lautet ein häufig gebrauchtes Zitat in der Sportwelt. Marc Marquez hat nach dem Saisonfinale aber genau einen solchen Wechsel durchgeführt. Obwohl er sich gleich in seinem ersten Jahr in der MotoGP zum Weltmeister krönte, tauschte er seine Crew aus und bestreitet die Testfahrten in Valencia bereits mit seiner neuen Mannschaft, die eigentlich aber seine alte ist. Die Leute, die sich in Zukunft um Marquez' Honda kümmern werden, sind dieselben Mechaniker und Ingenieure, die ihn bereits in den früheren Phasen seiner Karriere bis hin zum Moto2-Weltmeistertitel im vergangenen Jahr begleitet hatten.

Ursprünglich wollte Marquez seine Crew bereits vor dieser Saison mit in die Königsklasse nehmen, dem schob man aber von Seiten seines Arbeitgebers einen Riegel vor, wie Teamchef Livio Suppo erklärt: "Marc hat uns bereits als er zu uns gekommen ist gefragt, ob er nicht seine Crew aus der Moto2 mitnehmen könne. Nakamoto und ich haben ihm dann erklärt, dass wir davon nicht begeistert sind, weil er eben ein Rookie ist und die MotoGP für Neuankömmlinge bereits kompliziert genug ist. Deshalb hielten wir es für besser, auf eine Mannschaft mit mehr Erfahrung zu setzen."

Mittlerweile hat der 20-Jährige aber im Team von Repsol Honda ein ganz anderes Standing als noch vor einem Jahr. "Marc hat in dieser Saison bewiesen, dass er kein gewöhnlicher Rookie ist. Es ist klar, dass gute Fahrer in der MotoGP eine sehr wichtige Rolle spielen. Dementsprechend viel Macht haben manche von ihnen auch und die Geschichte ist voll von Fahrern, die ein Team völlig verändert haben, beispielsweise Valentino Rossi ab 2004 bei Yamaha", beschreibt Suppo die Hierarchie im Rennstall.

Nachdem der Italiener nun seit einem Jahr mit Marquez zusammenarbeitet, kennt er den Charakter des Mannes auf Cervera gut genug, um sein Anliegen und die Beweggründe dafür zu verstehen. "Das Austauschen seiner Crew hat nichts mit ihrer technischen Leistung zu tun sondern viel mehr mit Marcs Charakter. Ich bin schon lange in diesem Geschäft, aber ich habe noch nie einen Fahrer mit einer Persönlichkeit wie Marc gesehen. Für ihn ist es extrem wichtig, Zeit mit dem Team zu verbringen. An jedem einzelnen Abend an einem Rennwochenende in dieser Saison hat er mit seiner Crew zu Abend gegessen, das ist außergewöhnlich. Für Marc sind die Menschen um ihn herum wahnsinnig wichtig. Daher haben wir uns seine Leute angesehen und sind der Meinung, dass sie gut genug für unser Team sind, also haben wir ihm den Crewwechsel erlaubt", so Suppo.