Tech 3 Yamaha-Pilot Bradley Smith sorgte am dritten und letzten Tag der MotoGP-Tests in Valencia für ein Highlight: Mit einer Fabelrunde von 1:30.598 Minuten lag er auf der Yamaha M1 für 2014 als Zweiter lediglich 0,311 Sekunden hinter Weltmeister Marc Marquez auf der Werks-Honda. Der Rest der Honda-Armada, bestehend aus Stefan Bradl, Dani Pedrosa und Alvaro Bautista, reihte sich direkt hinter Smith ein. Somit verhinderte er wie Jorge Lorenzo am Vortag eine totale Honda-Dominanz auf den ersten vier Rängen.

"Am Ende meiner Testzeit lief es wirklich sehr gut und ich war sehr schnell unterwegs", berichtet Smith. "Ich hatte wenig Sprit im Tank, neue Reifen aufgezogen und wollte einfach mal das Limit der Maschine austesten. Ich habe mir zwar ausgerechnet, dass ich durchaus die 1:31er-Grenze knacken kann, jedoch hätte ich nie erwartet, fast eine halbe Sekunde darunter zu liegen, zumal Marc Marquez auch nur 0,3 Sekunden schneller war als ich."

Im Gegensatz zum Vortag, als er nur fahren und sich an die Maschine gewöhnen sollte, lag für Smith das Augenmerk am dritten Testtag darauf, verschiedene Setup-Kombinationen zu testen und zu lernen, die Neuheiten an seiner Maschine bestmöglich und effektiv einzusetzen. "Für uns war es wichtig, zu sehen, welche Veränderung der Einstellungen welche Differenz in Zeit und Fahrverhalten ausmachen. Im Großen und Ganzen fühlt sich das Bike glücklicherweise jetzt schon an wie sein Vorgänger, jedoch musste ich angesichts der Innovationen meinen Fahrstil und die Linie auf der Strecke leicht anpassen, um die Leistung des Bikes zu maximieren."

Speziell die gesteigerte Kurvengeschwindigkeit war für Smith ein positiver neuer Aspekt. "Der höhere Speed in den Kurven in Verbindung mit dem exzellenten Seiten-Grip ermöglichte es mir, viel flüssiger um den Kurs zu fahren. Zudem fielen auch das Aufheben und Umlegen der Maschine in Kurvenkombinationen viel leichter, da ich mehr Schwung hatte und einfach nur mit dem Flow arbeiten musste. Ich bin wirklich happy über das Paket, und das zu so einem frühen Zeitpunkt der Entwicklung."

Teamkollege und Moto2-Weltmeister Pol Espargaro deutet bereits am dritten Tag auf einer MotoGP-Maschine sein enormes Potential an und erzielte mit seiner Bestzeit von 1:31.533 Minuten die sechstschnellste Zeit des Tages - lediglich rund 1,2 Sekunden hinter Leader Marquez. "Das war mein Traumresultat und ich bin mehr als glücklich", gab der jüngere der beiden Espargaro-Brüder zu Protokoll. "Ich wollte es schaffen, nah an die Werksmaschinen heranzufahren und mich gegenüber gestern im Hinblick auf die Rundenzeit deutlich verbessern, was mir beides gelungen ist. Wir mussten heute nicht allzu viele Runden drehen, denn das Bike fühlte sich perfekt an und die Tests liefen definitiv erfolgreich."

Im Fokus lag für Espargaro dabei vor allem das Verstehen und Arbeiten mit der Elektronik, aber auch das Handling der Maschine auf gebrauchten Reifen sowie die Adaption seines Fahrstils auf die größere und stärkere MotoGP-Rennmaschine. "Es ist natürlich schwierig, in drei Tagen alles umzustellen und ich brauche definitiv noch mehr Tests, um mein Verhalten auf der Maschine zu Automatisieren. Ich warte beim Drücken der Kupplung zum Beispiel immer noch, dass ich das Chattering des Motors spüre wie in der Moto2, jedoch gibt es bei MotoGP-Maschinen kein Chatter und keine Motorbremse", erzählt Espargaro lachend.

Um noch schneller zu lernen, gewährte Yamaha seinem Youngster Einblick in die Daten der Markenkollegen Lorenzo, Smith und Valentino Rossi. "Ich habe die Runden der anderen genau studiert und mit meinen verglichen, aber natürlich sind sie immer noch deutlich schneller als ich und mir fehlt es ihnen gegenüber natürlich deutlich an Erfahrung. Jedoch ist es wichtig für mich zu sehen, wo und wieviel Zeit ich an den einzelnen Stellen des Kurses noch herausholen könnte. Bradley ist heute eine unglaubliche Runde gefahren, und an diesen Leistungen will ich mich orientieren. Jedoch weiß ich, dass ich mich in Geduld üben muss und werde alles Schritt für Schritt angehen."

Einer der Schritte wird sein, den in der Moto2 angeeigneten Fahrstil für die MotoGP anzupassen. "Ich bin mit meinen Knien zu arg auf dem Asphalt in der Schräglage, und wenn ich das ein Rennen lang machen würde, wären mein Knie und der Rennanzug auf jeden Fall kaputt", verrät Espargaro mit einem Lachen. "Da muss ich meinen Fahrstil auf jeden Fall noch ändern, aber ich lerne mit jeder Runde dazu, vor allem auch, den Motor zu verstehen und auch das Motorrad ohne Kraft sondern aus dem Schwung heraus umzulegen."