Oftmals wird Marc Marquez als der legitime Nachfolger von Valentino Rossi gesehen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Nicht nur was den Erfolg angeht könnten die beiden bald auf einer Stufe stehen, auch ihr kompromissloser Stil auf der Strecke sowie ihr stets gutgelauntes Auftreten abseits dieser sind Parallelen zwischen den beiden Stars. Der italienische Altmeister fand für den um 14 Jahre jüngeren Marquez nur lobende Worte: "Ich glaube, dass Marc dieses Jahr großartige Arbeit geleistet hat. Was er gezeigt hat war wirklich beeindruckend, denn als Rookie in der MotoGP den Titel zu gewinnen ist sehr schwierig. Er war die gesamte Saison sehr stark und konstant. Vom Beginn bis zum Ende war er auf jeder Strecke schnell und das unter allen Bedingungen. Er hat sich die Weltmeisterschaft wirklich verdient."

Auch Jorge Lorenzo, der sich im Duell mit Marquez schließlich um vier Zähler geschlagen geben musste, konnte nur die herausragenden Fähigkeiten des Überfliegers anerkennen. "Seine Stärken sind definitiv sein Talent und sein Ehrgeiz. Er ist sehr ambitioniert und will immer an der Spitze sein. Als Gegner bedeutet das, dass du dich nie ausrasten kannst und immer versuchen musst, ihn hinter dir zu halten. Im Gegenzug hat er kaum Schwächen und wenn dann nur sehr kleine", zollte Lorenzo seinem Landsmann Tribut. Um tatsächlich einen Schwachpunkt Marquez' zu finden, musste der entthronte Weltmeister schon etwas überlegen: "Vielleicht ist seine Fahrweise eine leichte Schwäche, auch wenn ich nicht wirklich weiß ob man das so bezeichnen kann. Ich fahre einfach einen anderen Stil als Marc, bin präziser und konstanter. Er fährt etwas ungenauer. Im Vergleich mit mir ist das wohl sein Schwachpunkt."

Marquez' Teamkollege Dani Pedrosa konnte Lorenzo nur zustimmen: "Ich denke in etwa gleich wie Jorge. Marc Siegeswille und sein Talent sind eine hervorragende Waffe in einem Titelkampf der MotoGP. Das hat er in dieser Saison in vielen Zweikämpfen bewiesen. Andererseits fährt er natürlich immer am Limit. Man denkt ständig, dass er stürzen muss, aber dann bleibt er doch im Sattel. Er kann das also schon kontrollieren, aber ich denke, dass der einzige Schwachpunkt den ich finden kann, seine mangelnde Erfahrung ist."

In der letzten Kurve des Spanien-GP kamen sich Lorenzo und Marquez in die Quere, Foto: Milagro
In der letzten Kurve des Spanien-GP kamen sich Lorenzo und Marquez in die Quere, Foto: Milagro

Trotz der deutlich geringen Routine im Vergleich mit Lorenzo und Pedrosa, die bereits fünf beziehungsweise sieben Jahre länger in der Königsklasse an den Start gehen, erlaubte sich Marquez in dieser Saison kaum entscheidende Ausrutscher. Das musste sich auch Lorenzo eingestehen: "Marc hat weniger schwerwiegende Fehler gemacht als ich. Ich habe in Jerez in der letzten Kurve die Tür nicht zugemacht, wenn ich diese kleine Unachtsamkeit vermieden hätte, könnte ich heute Weltmeister sein. Dann habe ich noch viel größere Fehler in Assen und zwei Wochen später am Sachsenring gemacht. Die Verletzung hat mich auch noch in Laguna Seca und Indianapolis behindert und Marc hat die Gelegenheit genutzt um viele Punkte zu holen. Er hat insgesamt einfach weniger Punkte durch Fehler verloren."