Stefan, Gratulation für das erfolgreiche Wochenende in Laguna Seca! Deine allererste Pole und der zweite Platz im Rennen - ist das der Durchbruch, den du in der MotoGP gebraucht hast?
Stefan Bradl: Vielen Dank! Aus meiner Sicht war es wichtiger, dass wir es schließlich geschafft haben, von Anfang bis Ende ein starkes Rennwochenende zu fahren. Schon des Öfteren haben wir das Potential gezeigt, dass wir in diese Richtung gehen können und dass wir die Pace haben, das zu erreichen, aber nun konnten wir dieses Potential schließlich das ganze Wochenende lang halten. Deshalb bin ich glücklich, dass wir dieses Ergebnis schlussendlich erreicht haben. Das war ein langes, hartes Rennen, aber ich fühlte mich von der ersten Runde im ersten Freien Training am Freitag an wohl und mein Bike war in perfektem Zustand. Wir haben dieses Wochenende so großartig gearbeitet und alles zusammen erlaubte uns, diesen Speed zu gehen. Ich bin wirklich glücklich über mein erstes MotoGP-Podium.

Was war der entscheidende Faktor für deine verbesserte Leistung: War es ein Fortschritt beim Fahren oder das Ergebnis der Arbeit am Motorrad?
Stefan Bradl: Schon in den beiden Rennen vor Laguna Seca haben wir signifikante Fortschritte gemacht. In Assen konnte ich gute Punkte sammeln und auf dem Sachsenring waren wir das ganze Wochenende lang in ausgezeichneter Form und kamen dicht an die Spitze heran. Natürlich haben wir was die Fahrfähigkeiten angeht einen Schritt gemacht, aber der größte Teil davon kommt daher, dass ich einfach besser mit dem Bike zurechtkomme. Wir arbeiten auf jeden Fall in die richtige Richtung. Ich bin komplett zufrieden mit der aktuellen Situation und es ist ein unglaubliches Gefühl, die erste Saisonhälfte mit diesen Ergebnissen abzuschließen.

Du hast eben über Assen und den Sachsenring gesprochen. Hast du einen erhöhten Druck vor Laguna Seca gespürt, nachdem du zuvor so stark warst, besonders nachdem du die ersten Runden deines Heimrennen angeführt hast?
Stefan Bradl: Das Ergebnis des Grand Prix in Laguna Seca war sehr, sehr wichtig für mich. Ich hatte das Gefühl, als hätte sich der Druck von allen Seiten vergrößert. Besonders zu Hause in Deutschland, nachdem ich das Rennen auf dem Sachsenring ein paar Runden lang angeführt habe, waren die Erwartungen sehr hoch und das Podest wurde nun schon eine Weile erwartet. Aber auch von meiner Seite musste ich das jetzt unbedingt schaffen. Natürlich ist es eine enorme Erleichterung, dass es schließlich geklappt hat. Dieser zweite Platz ist sehr wichtig für das Team, für mich persönlich noch mehr und natürlich auch für meine Zukunft.

Warum konntest du den ersten Platz im Rennen nicht halten, nachdem du so lange geführt hast?
Stefan Bradl: Zunächst muss ich einmal sagen, dass ich mit meinem Rennen sehr glücklich war. Mein Start war gut und von Anfang an konnte ich schnelle Runden fahren. Ich konnte einen Vorsprung auf die Jungs hinter mir herausfahren - abgesehen von Marc [Marquez] natürlich. Es war keine leichte Angelegenheit. Die Streckentemperaturen waren am Sonntag viel höher als in Trainings und in der Qualifikation und in den ersten Runden war ich mit vollem Tank ein paar Mal am Limit. Gegen Rennende hatte Marc einen Vorteil, denn er konnte mit höheren Kurvengeschwindigkeiten waren und als der Hinterreifen bei mir begann abzubauen, fühlte sich das Bike nicht mehr ausbalanciert an, also konnte ich diesen Speed in den Kurven nicht halten. Dennoch bin ich zufrieden mit meiner Leistung und ich bin sehr stolz, dass ich mein erstes MotoGP-Podium erreicht habe.

Wie sehr haben die höheren Streckentemperaturen am Renntag die Leistung der Reifen beeinflusst?
Stefan Bradl: Die Leistung der Reifen im Rennen war gut, was auch das ganze Wochenende schon so war. Der Hinterreifen funktionierte konstant gut, obwohl uns durch die höheren Temperaturen etwas Hinterradgrip verloren ging. Ich konnte aber auch damit fahren. Mit dem harten Front-Slick waren wir durch die heißen Temperaturen am Limit, was zu einigen Bewegungen an der Front führte.

In Laguna Seca hat dich dein Vater Helmut begleitet. Denkst du, dass er nach dem Erfolg dort einen positiven Einfluss auf dich hat?
Stefan Bradl: Es hätte nicht schöner sein können. Für mich war es fantastisch, dass er in Laguna Seca war, um meine erste Pole Position und mein Podium mitzuerleben. Ich bin stolz und wirklich glücklich darüber und gleichzeitig war es wichtig für mich, dass mein Vater mit mir hier war. Ich denke, er sieht das nicht anders. Es ist einfach ein großartiges Gefühl, dass an diesem Wochenende alles zusammengepasst hat: Wir hätten es nicht besser planen können.

Dein Vater fuhr in Laguna Seca Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Gab er dir wertvolle Ratschläge?
Stefan Bradl: Am Donnerstag liefen wir zusammen um die Strecke und er kommentierte jede Kurve, und meist beklagte er sich. Die meiste Zeit hörte ich, wie langsam er hier immer war oder das er nie eine schnelle Linie in den verschiedenen Kurven fand. Deshalb war er keine große Hilfe, aber für ihn war es wichtig bei mir zu sein an diesem Wochenende. Ich werde die Runde mit ihm sicherlich nie vergessen.

Laguna Seca war der Abschluss der ersten Saisonhälfte. Wie würdest du deine Performance dieses Jahr beurteilen?
Stefan Bradl: Das Team erfuhr einige Höhen und Tiefen. Natürlich, bin ich zurzeit im siebten Himmel. Mit einem Podium in die Sommerpause zu gehen ist sicherlich einer meiner bisherigen Höhepunkte in meiner MotoGP-Karriere. Aber auf der anderen Seite starteten wir mit massiven Problemen in die Saison - nicht zuletzt aufgrund einiger Stürze, die mir eine enorme Menge an Vertrauen raubten. Es brauchte seine Zeit, bis wir das Vertrauen zurückgewannen. Seit ein paar Rennen arbeiten wir wieder in die richtige Richtung und wir werden alles tun, um das Niveau bis zum Ende der Saison zu halten oder sogar zu verbessern.

Nun geht's in die Sommerpause. Was sind deine Pläne bis zum nächsten Rennen in Indianapolis Mitte August?
Stefan Bradl: Nach meiner Meinung habe ich mir die Sommerpause mehr als verdient. Während der sieben Wochen, bis einschließlich Laguna Seca, fuhr ich bestimmt nicht weniger als 37 Tage auf meinem Motorrad. Der Juni und Juli ist jedes Jahr sehr stressig aber dieses Jahr war es noch anstrengender, aufgrund der Reise nach Argentinien, wo wir zwei Testtage auf der neuen Rennstrecke absolvierten und PR-Termine abhielten. Für mich persönlich war der Test zu dem unpassendsten Zeitpunkt, gerade zwischen den Rennen in Assen und meinem Heimrennen auf dem Sachsenring. Deshalb bin ich nun ziemlich erschöpft, aber wir haben diese hektische Zeit sehr gut überstanden und nun werde ich die zwei erholsame Wochen zu Hause genießen. Ich werde auch weiter an meiner Fitness arbeiten bevor es für ein paar Tage Urlaub in die USA geht und dann der Indianapolis Grand Prix ansteht.