Casey Stoner fuhr 2011 geradewegs zu seinem zweiten MotoGP Titel. Auf motomatters.com verriet er, warum er in diesem Jahr auf der Honda von Beginn an schnell war: "Ich weiß nicht, woher das kommt. Wenn ich rausfahre, ob ich die Strecke kenne oder nicht, werden meine ersten Runden immer natürlicher. Ich fahre die Strecke natürlich. Wenn du eine Strecke natürlich fährst bist du niemals so schnell, aber so fange ich an. Wenn ich dann fühle, dass ich mein Tempo ein bisschen erhöhen kann, beginnen wir am Setup zu arbeiten, wir beginnen die Bremspunkte, Eingangslinien und sowas zu finden. Also der erste Teil hat nicht mit viel Nachdenken zu tun. Einfach rausfahren, dein Tempo finden, deinen Rhythmus finden und dann kannst du daran arbeiten."

Stoner würde nicht mit der Setup-Arbeit beginnen, wenn er drei Sekunden hinter der Bestzeit liegen würde. "Du musst also erstmal dahin kommen, es sei denn, mit dem Bike stimmt irgendetwas überhaupt nicht. Ich fahre einfach raus. Ich kenne die meisten Bremspunkte schon. Wenn e seine neue Strecke ist, finde ich sie heraus oder versuche, sie so schnell wir möglich vorher zu sehen und einfach nur natürlich zu fahren, nicht zu viel darüber nachzudenken", fuhr er fort.

Doch was genau meint der Australier mit natürlichem fahren? "Wenn du nicht natürlich fährst, dann beginnst du darüber nachzudenken, was mit dem Motorrad passiert: Du denkst über deine Bremspunkte nach, wie viele Gänge du zurückschalten musst. In der Kurve denkst du wieder darüber nach, was das Bike macht, in welcher Position es ist. Ob du mehr Vertrauen zum Vorderrad brauchst: was genau macht es in welchem Teil der Kurve, wann musst du ans Gas gehen, wie sehr lenkst du ein..." All diese Dinge schießen einem nicht natürlichen Fahrer laut Stoner durch den Kopf. Er selbst kümmere sich lediglich um die Strecke, sieht nach Unebenheiten und wie weit die Kurven gehen. "Ich fahre also sehr einfach und ärgere mich nicht über das Bike-Setup und denke über jeden Aspekt der Kurve nach."

Mehr Vertrauen

Auch wenn es beim 26-Jährigen immer aussieht, als komme er mit Leichtigkeit auf ein hohes Tempo, ist er selbst der Ansicht, dass es einige Zeit dauert. "Es sieht immer so aus, als seien wir in den ersten Runden viel schneller als alle anderen, aber das sind wir nicht, wir sind immer noch weit davon entfernt. Ich kann einfach rausfahren, vielleicht ein bisschen schneller durch die Kurven rollen, den Reifen und meinem Körper ein wenig mehr vertrauen, als die anderen."

Auf der Ducati brauchte Casey Stoner länger, um die Reifen auf Temperatur zu bringen, Foto: u-n-s
Auf der Ducati brauchte Casey Stoner länger, um die Reifen auf Temperatur zu bringen, Foto: u-n-s

Stoner ist neben Nicky Hayden einer der wenigen MotoGP Piloten, der recht schnell mit den Bridgestone Reifen zurechtkam, während andere lange damit kämpften. "Nicky und ich kommen beide von den Dirt Tracks und fuhren schon immer mit dem Gedanken im Kopf, dass der Reifen ein wenig sliden muss", begründet Stoner, der auf der Ducati größere Probleme hatte, seine Reifen auf Temperatur zu bringen, als auf der Honda. "Die Bridgestones sind manchmal richtig seltsam. Wenn du rausfährst, sind sie manchmal gleich richtig gut, sie fühlen sich in der ersten halben Runde großartig an. In der nächsten halben Runde werden sie aber wieder schlechter, sie kühlen ab. Auch wenn du richtig hart pushen kannst, werden sie einfach kälter", beschreibt er weiter.

Zudem sehe ein Zuschauer nicht, wie oft alle Fahrer in der ersten Runde fast übers Vorderrad oder das Hinterrad wegrutschen. "Es fühlt sich an wie im Nassen. Wir haben so extreme Probleme beim Aufwärmen, ich glaube, sie wollen nur Kosten einsparen. Ich denke, sie müssen die Reifen so herstellen, damit sie sicherstellen, dass sie bis zum Rennende durchhalten. Das ist für uns aber ziemlich kompliziert", erklärte Stoner.

Die Konkurrenz

Stoner weiß besonders wo die Stärken der Konkurrenten liegen. "Beschleunigen ist glaube ich Dani [Pedrosas] starker Punkt. Jorge [Lorenzo] ist ein sehr ausgeglichener Fahrer, er ist sehr stark an der Bremse. Ich glaube ich liege dazwischen, ich habe nicht einen so starken Punkt, der besser ist als bei den anderen, nicht speziell. Ich denke nur nach, ich versuche und balanciere alles so gut ich kann aus", äußerte der Weltmeister. Wenn er einmal zu langsam sein sollte, sieht sich Stoner allerdings noch einmal genau seine Daten an, um herauszufinden, wo das Problem liegt. "ich weiß normalerweise, wo ich mich noch verbessern kann."

Seine Schwächen schätzt der Honda Pilot genauso ein wie die Stärken: "Ein bisschen von allem. Es gibt nichts, wobei ich wirklich schwach bin. Ich war lange schwach beim Überholen. Nicht wirklich schwach, aber ein bisschen zu freundlich, denke ich, ich wollte die anderen nicht verärgern und nun denke ich da aber nicht mehr dran, weil es mir zu oft passiert ist. Aber ich denke, in der Vergangenheit war es das Überholen und die Motorradabstimmung der Bremsen ein Problem, besonders 2007 und 2008." Seit dieser Zeit verbesserte sich Stoner allerdings und verwandelte seine Schwächen zu Stärken.

Auszudrücken, wie er gerne sein will, fällt Stoner schwer, er könnte sich eine Zusammenstellung vieler positiver Eigenschaften verschiedener Fahreridole gut vorstellen. "Mehr als alles andere wollte ich aber immer wie Mick Doohan sein. Er ist eine Person, auf der meine Karriere grundsätzlich aufbaut. Er ist mein Idol. Er ist eine Person, zu der ich aufblicke und ich respektiere, was er getan hat. Ich glaube, die Leute vergessen, wie viele Meisterschaften er mit einem wirklich schlechten Bein gewonnen hat", sagte der Australier.

Zukunft

Was die Zukunft der MotoGP anbelangt, glaubt Stoner nicht, dass es noch viel mehr Sicherheitsverbesserungen geben wird. "Es wird immer einen Risikofaktor geben", schätzte er ein. Für 'Störenfriede' sollte es nach Stoner höhere Strafen geben. "Ich denke, dann würde es nicht so viele unverschämte Manöver geben. Ich denke, die Leute würden sich gegenseitig mehr respektieren." Zudem kritisiert der Weltmeister die Entscheidungen der Rennleitung. "Es gibt keine Konstanz in ihren Entscheidungen. Einen Tag bestrafen sie dich für etwas, beim nächsten Mal nicht mehr. Racing hat sich definitiv verändert, besonders in den letzten sechs, sieben Jahren. Es wär schön, noch einmal in den alten Zeiten zu leben, als die Leute sich noch gegenseitig respektierten."

Dass Stoner der Meinung ist, dass die MotoGP nie auf 800ccm hätte zurückgehen sollen, ist nicht neu. "Sie hätten ein bisschen mehr in die Tiefe und ins Detail gehen sollen, bevor sie sich für die 800er entschieden haben. Denn sobald die 800er da waren, stürzten viel mehr Leute als zuvor, vielleicht haben sie verstanden, dass 200ccm zurückzugehen die Sicherheit nicht verbesserte, sondern nur die Kurvengeschwindigkeit erhöhte", erklärte er. "Das war nicht der richtige Weg, sie hätten vorher mehr darüber nachdenken sollen, bevor sie die Kapazität verändern." Insgesamt sei es aber die Elektronik, die den großen Unterschied macht. "Wenn du zu den Superbikes schaust, siehst du noch immer großartige Rennen und auch sie haben Elektronik. Es ist einfach ein so präziser Sport geworden. Jeder ist am Limit."