Honda landete 2018 den Transfer der MotoGP-Saison. Für die nächste Saison wird Jorge Lorenzo zum Teamkollegen von Weltmeister Marc Marquez. Es ist nicht das erste Dream-Team der WM-Geschichte - und es garantiert auf keinen Fall Erfolg. Motorsport-Magazin.com hat sich fünf solche Versuche genauer angesehen.

5. SPANISCHE ARMADA

Marc Marquez und Jorge Lorenzo sind Spaniens Aushängeschilder in der MotoGP. Gemeinsam sind sie für fast 60 Prozent aller spanischen Siege in der höchsten WM-Klasse verantwortlich und ließen im aktuellen Jahrzehnt nur einen Titel (Stoner 2011) liegen. Ab 2019 werden die beiden Mehrfach-Champions unter dem Dach von Repsol Honda das neue Dream-Team bilden.

Die Vorzeichen sind klar: Marc Marquez fuhr 2018 bereits den fünften WM-Titel in der MotoGP ein. Für Lorenzo ist die Honda hingegen das dritte Bike, das er binnen vier Jahren pilotiert. Der Transfer des Mallorquiners überraschte im Juni alle, da zuvor eher mit einem Wechsel zu Petronas-Yamaha oder gar einem Karriereende des 31-Jährigen spekuliert worden war. Die sportlichen Aussichten von Repsol Honda sind rosig, aber ob zwei derart große Egos in eine Box passen?
BILANZ: noch offen

2018 fuhren Marquez und Lorenzo noch in verschiedenen Teams, Foto: Tobias Linke
2018 fuhren Marquez und Lorenzo noch in verschiedenen Teams, Foto: Tobias Linke

4. TRAUMEHE FLOPPT

Casey Stoner verließ Ducati zum Ende der Saison 2010, doch die Italiener holten zum Hammer-Transfer aus. Mit einem zweistelligen Millionenbetrag eiste man Valentino Rossi von Yamaha los und somit vereinte Ducati in der Saison 2011 mit Rossi und Nicky Hayden ein Duo, das nicht weniger als acht der letzten zehn WM-Titel eingefahren hatte.

Aus dem Ducati-Traum von Rossi und Hayden wurde nichts, Foto: Milagro
Aus dem Ducati-Traum von Rossi und Hayden wurde nichts, Foto: Milagro

An die Erfolge der Vergangenheit konnte man allerdings nicht anschließen. Zwei Jahre sollten Rossi und Hayden Ducatis Dream-Team bilden, doch mehr als zusammen vier Podestplätze waren in diesem Zeitraum nicht drin. Der italienische Hersteller rutschte zur klaren Nummer drei ab und Hayden/Rossi legten den Grundstein zu einer sieglosen Ducati-Serie, die erst im Sommer 2016 durch Andrea Iannone in Spielberg gebrochen werden sollte. Rossi verabschiedete sich nach zwei Jahren wieder zu Yamaha, während Hayden noch eine weitere (erfolglose) Saison bei Ducati absolvierte, ehe auch er den Rennstall wechselte.
BILANZ: 0 Siege, 0 Titel in 2 Saisons

3: DUCATIS ROSSI-KNACKER

Ende des vergangenen Jahrzehnts führte der Weg zum MotoGP-Titel nur über einen Sieg im Duell mit Valentino Rossi und seiner blauen Yamaha. Nicky Hayden hatte ihn auf Honda 2006 bezwungen, Casey Stoner auf Ducati im Jahr darauf. 2008 eroberte Rossi den Thron zurück und bekam mit Jorge Lorenzo zudem einen vielversprechenden Adjutanten an seine Seite.

Die Kombi Stoner/Hayden lief zumindest besser als Rossi/Hayden, Foto: u-n-s
Die Kombi Stoner/Hayden lief zumindest besser als Rossi/Hayden, Foto: u-n-s

Ducati sah sich als erster Herausforderer und vereinte für die Saison 2009 die einzigen beiden noch aktiven Fahrer, die Rossi in der MotoGP besiegt hatten: Stoner und Hayden. Diese Fahrerpaarung konnte in den zwei Jahren ihrer Partnerschaft die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen. Während Casey Stoner immerhin noch sieben Rennen gewann, schaffte es Hayden in dieser Zeit nur zweimal auf das Podest. Ducati blieb sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurs-WM gegen Yamaha zweimal in Folge chancenlos. Mit Saisonende 2010 zerbrach das mutmaßliche Dream-Team, weil Stoner sich in Richtung Honda verabschiedete.
BILANZ: 7 Siege, 0 Titel in 2 Saisons

2: HELDEN DER 80ER

Eddie Lawson holte zwischen 1984 und 1988 insgesamt drei WM-Titel für Yamaha. Als der Hauptsponsor für 1989 das Budget kürzte, vertrieb man seine heißeste Aktie zum Hauptrivalen. In einem Geheimdeal lotste Honda Lawson ins Team, wo er ausgerechnet mit Wayne Gardner zusammengespannt wurde. Der Australier hatte 1987 den Titel geholt, womit die letzten beiden Titelträger bei Honda vereint waren.

Nach nur einen Jahr fuhren Eddie Lawson und Wayne Gardner schon wieder in unterschiedlichen Teams, Foto: Milagro
Nach nur einen Jahr fuhren Eddie Lawson und Wayne Gardner schon wieder in unterschiedlichen Teams, Foto: Milagro

Gardner war von Honda nicht vorab über den Deal informiert worden, fühlte sich überrumpelt und hatte im Saisonverlauf Probleme. Er siegte zwar auf Phillip Island, verletzte sich aber im dritten Rennen und fiel lange aus. Lawson hingegen avancierte zum Podest-Abonnenten und brachte seinen vierten Titel beim Finale in Brasilien ins Ziel. Zudem durfte er den Mentor spielen für einen jungen Rookie, der 1989 dritter Fahrer in Hondas Werksteam war: Mick Doohan. Als Lawson Honda nach nur einem Jahr wieder verließ, wurde Doohan zum Teamleader und später sogar zum Dominator der Königsklasse.
BILANZ: 5 Siege, 1 Titel in 1 Saison

1: YAMAHA RELOADED

Valentino Rossi und Jorge Lorenzo bildeten bereits von 2008 bis 2010 ein äußerst erfolgreiches MotoGP-Duo. 2013 reaktivierte Yamaha sein Dream-Team mit einem Transferhammer, als Rossi nach zwei erfolglosen Jahren bei Ducati die Nase voll hatte. Lorenzo war mittlerweile zweifacher Weltmeister und Rossi hatte seit drei Jahren keinen Titel mehr gewonnen.

Rossi und Lorenzo waren schnell - vertrugen sich aber nicht, Foto: Yamaha
Rossi und Lorenzo waren schnell - vertrugen sich aber nicht, Foto: Yamaha

Erfolgreich war das weltmeisterliche Duo in der zweiten gemeinsamen Ära allemal: Binnen vier Jahren gewann man zusammen 30 Rennen, einen Fahrer- und einen Konstrukteurs-Titel. Ausgerechnet im erfolgreichsten Jahr 2015 kam es aber zum Bruch im Zuge des "Sepang-Clash", als Rossi Marc Marquez der Hilfestellung für Lorenzo bezichtigte. Der Streit zog sich durch die gesamte Saison 2016 und eskalierte nach dem Rennen in Misano völlig, als sich Rossi und Lorenzo vor laufenden Kameras in der Pressekonferenz bepöbelten. Lorenzo kehrte Yamaha nach dieser Saison den Rücken, Rossi fährt heute noch in Blau.
BILANZ: 30 Siege, 1 Titel in 4 Saisons

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