Für 2026 bahnt sich in der weiten Welt des Motorsports einer der spektakulärsten Wechsel seit Jahren an. Der zweifache Rallye-Weltmeister Kalle Rovanperä kehrt der WRC den Rücken und wechselt in den Formelsport - und gleich in die Super Formula, eine der schnellsten Formel-Serien der Welt. Eine äußerst spannende Angelegenheit, hat Rovanperä schließlich auch sogar einen kurzen Formel-1-Test mit Red Bull absolviert.
Im Rallye-Sport gilt der 25-jährige Rovanperä als Ausnahmetalent, quasi als der Max Verstappen seiner Zunft. Der Sohn des Ex-WRC-Fahrers Harri Rovanperä absolvierte schon 2017 seinen ersten Start bei einem WM-Lauf. Seit 2020 geht er für Toyotas Werksteam an den Start. Bis jetzt hat er 17 Siege und zwei Titel eingefahren, und ist sowohl jüngster Sieger als auch jüngster Weltmeister der WM-Geschichte.
Nach zwei mental harten WM-Jahren legte Rovanperä 2024 allerdings eine Pause ein, fuhr nur ein Teilzeit-Programm in der WRC und versuchte sich währenddessen bei ersten Rundstrecken-Rennen. Eigentlich hatte der Finne hier keine Erfahrung - sein ganzes Leben war der Rallyesport sein Ziel gewesen. Nie tauchte er in irgendeiner Junior-Formelserie auf der Rundstrecke auf.
Rallye-Ass Rovanperä schließt plötzlich mit WRC ab
2024 fuhr er acht Rennen im Porsche Carrera Cup Benelux, gewann drei davon und wurde Meisterschafts-Vierter. Nebenher schafften er und sein Sponsor Red Bull es endlich, einen ersten Formel-Test auf dem Red Bull Ring zu organisieren. Das war nicht einfach, da Red Bulls Formel-1-Team eine Partnerschaft mit Honda hat, Rovanperä allerdings Toyota-Fahrer ist.

Auf dem Red Bull Ring durchlief Rovanperä mangels Formelsport-Erfahrung ein komplettes Lernprogramm bei nur einem Test. Erst ein Formel-4-Auto, dann ein altes Formel-Renault-Auto, und schließlich einen alten Red Bull aus der V8-Ära der 2010er-Jahre. Vorerst schien es bei diesen Gastspielen zu bleiben. 2025 kehrte Rovanperä als Vollzeit-Pilot in die WRC zurück.
Aktuell liegt Rovanperä in der WRC-Tabelle drei Rallyes vor Schluss mit 21 Punkten Rückstand auf dem dritten Gesamtrang hinter Sebastien Ogier und Elfyn Evans. Angesichts dieser Umstände kommt die Ankündigung des Rallye-Karriereendes und der Wechsel in die Super Formula dann schon überraschend.
Formelsport-Debüt für Rovanperä: Direkt Super Formula nicht ohne
Nicht zuletzt wegen der Erfahrungsfrage. Er fängt hier nicht etwa in der Formel 4 an. Im Gegenteil, die japanische Super Formula ist nicht als Nachwuchsserie zu kategorisieren. Neben Formel 1 und IndyCar zählt sie zu den schnellsten Formel-Serien der Welt. Red Bull schickt gelegentlich Nachwuchs-Piloten nach Japan, um sich dort auf ihnen unbekannten Strecken gegenüber Vollzeit-Profis zu beweisen. Pierre Gasly wurde 2017 Meisterschafts-Zweiter, der aktuelle Ersatzfahrer Ayumu Iwasa ist momentan Gesamt-Zweiter.

"Die Entscheidung war nicht leicht, aber ich habe schon lange darüber nachgedacht", meint Rovanperä. "Nachdem ich schon in einem so jungen Alter so viel im Rallyesport erreicht habe, begann ich zu überlegen, welche anderen Möglichkeiten ich habe, oder welche anderen Herausforderungen ich mich gerne stellen möchte."
"Die Entscheidung war schwer, aber es fühlt sich richtig an, meine nächsten Träume und Herausforderungen zu verfolgen", so Rovanperä. Seine Förderer von Toyota Gazoo Racing werden ihn weiter unterstützen. Sie sind auch in der Super Formula engagiert. "Ich weiß, es ist ein Sprung ins kalte Wasser, aus dem Rallyesport kommend, aber ich freue mich darauf, und zusammen mit TGR haben wir einen guten Plan, um uns so gut wie möglich vorzubereiten und das Beste daraus zu machen." Sofern seine erste Saison in der Super Formula gut verläuft, ist ein Wechsel in die Formel 2 2027 wahrscheinlich.
Formel-1-Connection für Rovanperä via Haas & Toyota?
So wird die Motorsport-Welt 2026 gespannt nach Japan blicken. Was kann Rovanperä im Formelsport noch erreichen? Vielleicht sogar die Formel 1? Zumindest die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Tests in einem alten Auto steigt mit dieser Ankündigung sowieso schon deutlich. Toyota hat schließlich mit Haas inzwischen einen Formel-1-Partner.
Mit Unterstützung von Toyota hat Haas 2025 erstmals (als letztes Team im Feld) ein eigenes Test-Team für alte Autos (sogenanntes Testing of Previous Cars, TPC) aufgebaut. Teil dieses Programms ist, dass Toyota auch Fahrer und Ingenieure zu solchen TPC-Tests schickt, um ihnen einen F1-Geschmack zu bringen. In der Sommerpause fuhr das Haas-Testteam im japanischen Fuji. Am Steuer saß unter anderem der amtierende Super-Formula-Meister Sho Tsuboi. Nächstes Jahr im Rahmen eines solchen Programmes Rovanperä in einem Haas zu sehen wäre also durchaus vorstellbar.



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