Fernando Alonso startet in sein erstes Langstrecken-Abenteuer: Die 24h von Daytona im LMP2-Ligier von United Autosports. Vier Trainings und eine Qualifying-Session hatten Alonso und seine jungen Teamkollegen Lando Norris und Phil Hanson zur Verfügung, um sich für den Auftakt zur IMSA-Saison 2018 vorzubereiten. Wie ihre Chancen stehen und was sie nach dem Qualifying sagen:

24h Daytona 2018: Die Eindrücke der Trainings bei den Prototypen

Die fünf Trainings im Nudeltopf von Daytona haben ein klares Bild abgezeichnet. Trotz einiger Änderungen in der Balance of Performance (BoP) nach dem ROAR-Test haben noch immer die DPi-Fahrzeuge die Nase vorn. Drei Mal landete ein Cadillac ganz oben in der Zeitenliste, nämlich im Qualifying sowie im FP3 und im FP4. Acura lag durch Helio Castroneves im FP2 an der Spitze, DTM-Meister Rene Rast holte im FP1 die Bestzeit für Mazda.

Bei den LMP2-Boliden war in vier der fünf Sessions ein Oreca das schnellste Fahrzeug. Nur im FP3 stellte Alonso-Teamkollege Lando Norris den Ligier #23 auf den fünften Platz. Allerdings nahmen sich in dieser Session einige Teams zurück, der Vergleich hinkt daher etwas. Die restlichen Positionen der Top-LMP2: Fünf, vier, vier und zwei, wobei sich der Rückstand auf die Spitze im Bereich von 0,1 bis 0,5 Sekunden bewegte. Die Prototypen europäischer Prägung können also zumindest mit den DPi mithalten. Das gilt jedoch nur für die Oreca-Fraktion.

Denn ein Blick auf die Zeiten verrät: Dem besten Ligier-LMP2 fehlt in der Regel gut eine Sekunde auf die Spitze. Aus eigener Kraft ist mit diesem Performance-Rückstand ein Sieg in Daytona nur schwer möglich. Alonso und Co. müssen deshalb darauf hoffen, dass ihnen die Cautions in die Hände spielen. Dann ist in Daytona einiges möglich. Durch die IMSA-Regeln im Falle einer Full Course Yellow ist ohnehin Spannung bis zum Schluss garantiert, wie das ebenso grandiose wie kontroverse Finale 2017 gezeigt hat.

24h Daytona 2018: Das sagen Alonso und seine Kollegen

Fernando Alonso: "Wir fühlen uns konkurrenzfähig und haben das Maximum erreicht. Wir müssen uns aber noch etwas verbessern und mehr Speed finden. Es ist schön, bester Ligier am Start zu sein. Einige der besten LMP2-Fahrer aus dem letzten Jahr stehen hinter uns, es war daher überraschend für uns, im Qualifying so schnell zu sein. Aber mit dem Wissen, dass ein 24-Stunden-Rennen vor uns liegt, war es wahrscheinlich das unwichtigste Qualifying meiner Karriere. Normalerweise habe ich im Rennen ja 60 oder 70 Runden Zeit, jetzt sind es 24 Stunden. Ich wusste vorher schon, dass wir nicht über das beste Paket verfügen. Aber das Rennen ist lange genug, um den Mangel an Performance gutzumachen. Wir sind aber auch ein sehr neues Team, Lando und ich sind Rookies und haben noch viel zu lernen."

24h Daytona 2018: Das Qualifying in voller Länge (01:19:30)

Lando Norris: "Die Pace im Qualifying war unsere wahre Pace. Wir haben gesagt, wir zeigen alles, um zu sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Und wir liegen ziemlich weit zurück, vor allem gegenüber den DPi. Ein Sieg ist trotzdem möglich. Wir sind bei den 24 Stunden von Daytona, da gewinnt man das Rennen in der vorletzten oder letzten Stunde, oder in der letzten Safety-Car-Phase. Es ist möglich, aber rein von der Pace her ist der Sieg nicht drin. Wir müssen also schauen, dass wir alles perfekt machen: Boxenstopps, Strafen und Unfälle vermeiden, solche Sachen. Da müssen wir besser als der Rest sein. Ein Podium ist realistischer, aber immer noch eine große Aufgabe."

Zak Brown (Teamchef): "Es gibt einen sehr starken Wettbewerb. Von der Pace her fehlt uns ein bisschen was. Top-5 oder sogar das Podium wären fantastisch. Aber ich wäre überrascht, wenn wir am Sonntag mit den Uhren (für die Sieger, Anm. d. Red.) abreisen würden. Fernando ist hier, um zu gewinnen, aber wir müssen realistisch sein. Es wäre irreführend, wenn wir sagen würden wir hätten die gleichen Chancen wie Cadillac oder Acura. Denn die haben wir nicht. Unter den LMP2-Autos sind wir gegenüber Oreca im Nachteil und die DPi's sind hier immer hervorragend unterwegs."

24h Daytona 2018: Die Eindrücke der Trainings in der GTLM-Klasse

Drei Trainings-Bestzeiten in Daytona: Der Ford #66 von Hand / Müller / Bourdais, Foto: LAT Images
Drei Trainings-Bestzeiten in Daytona: Der Ford #66 von Hand / Müller / Bourdais, Foto: LAT Images

Auch in der GTLM-Klasse haben die fünf Trainings einen Vorgeschmack auf das Rennen in Daytona geboten. Hier sieht alles nach einem Dreikampf zwischen Corvette, Ford und Porsche aus, mit leichten Vorteilen für die Blue Ovals. Drei Bestzeiten gingen auf das Konto von Ford, allesamt eingefahren von der #66 (Joey Hand, Dirk Müller und Sebastien Bourdais). Ausgerechnet im Qualifying jedoch hatte GM-Tochter Corvette die Oberhand.

Jan Magnussen setzte sich am Ende um 0,019 Sekunden durch, auch begünstigt durch den Windschatten von Teamkollege Oliver Gavin. Hier hat das Teamwork perfekt funktioniert. Gefährlich sieht neben Corvette aber auch Porsche aus, die im FP2 durch Patrick Pilet die Bestzeit erobern konnten. Beide 911er konnten sich für die zweite Reihe qualifizieren und landeten auch sonst immer in den Top-6. Ein Fragezeichen steht hinter Ferrari.

Bisher ein Problemkind: Der neue BMW M8 GTE, Foto: LAT Images
Bisher ein Problemkind: Der neue BMW M8 GTE, Foto: LAT Images

Die #62 von Risi Competizione (Vilander / Pier Guidi / Calado / Rigon) konnte sich zwar zwei Mal in den Top-3 platzieren, war aber sonst die klare vierte Kraft. Immerhin, die Abstände sind eng: Mit Ausnahme des FP3 lagen die Top-7 stets innerhalb einer Sekunde. Für BMW mit dem neuen M8 GTE läuft es dagegen noch überhaupt nicht. Der Entwicklungsrückstand macht sich deutlich bemerkbar, da hat auch eine günstigere BoP-Einstufung nichts gebracht.

Mit dem brandneuen M8 kämpft man immer wieder gegen den Defektteufel an. Die #24 von Krohn / Edwards / Catsburg / Farfus etwa konnte im FP1 und FP2 keine Zeit setzen. Auch der Rückstand ist noch groß, doch immerhin konnte man diesen im Laufe des Wochenendes schon deutlich reduzieren. Im FP1 fehlten noch drei Sekunden auf die Spitze, im vierten und letzten Freien Training waren es nur noch 0,8 bzw. 1,1 Sekunden. Trotzdem landete BMW damit am Ende des Feldes - die Top-7 lagen nämlich innerhalb von 0,417 Sekunden.

24h Daytona 2017: Die Highlights des Rennens (08:11 Min.)

24h Daytona 2018: Das Info-Paket