Fahrer- und Team-Champion, 14 Siege, die meisten Podestplätze (47) in der Geschichte und die drittmeisten Punkte (1.380) aller Teams: Abt Sportsline zählt zu den mit Abstand erfolgreichsten Teams in der über achtjährigen Historie der Formel E. Beim Comeback in der Saison 2023 ist davon allerdings noch nichts zu spüren: Die Äbte mit Namenspartner Cupra belegen nach sechs Rennen den letzten Platz in der Tabelle und haben als einziges Team noch keinen Punkt geholt.
Nach dem äußerst schwierigen Saisonstart mit zahlreichen Rückschlägen kann es eigentlich nur besser werden. Und da kommt das bevorstehende Heimspiel in Berlin (22./23. April) gerade recht! Auf dem stillgelegten Flugplatz Tempelhof war Abt-Audi stets eine Macht, holte mit dem heutigen ProSieben-Experten Daniel Abt (2018) sowie Lucas di Grassi (2019, 2021) immerhin drei Siege.
Abt vor Formel-E-Heimrennen: Wenn nicht Berlin, wann dann?!
Können die aktuellen Stammfahrer Nico Müller und Robin Frijns, der zuletzt in Sao Paulo nach wochenlanger Verletzungspause zurückgekehrt ist und auf Kelvin van der Linde folgt, an die einstigen Erfolge auf heimischem Boden anknüpfen? Frei nach dem Motto: Wenn nicht Berlin, wann dann?!
"Unser Fortschritt ist nicht so groß wie erhofft, aber er ist da", sagte der zweifache DTM-Vizemeister Müller bei einem PR-Event der Äbte in Kempten zu Motorsport-Magazin.com. "Ich bin zuversichtlich, dass wir dahinkommen, wo wir hingehören: in den Mix. Wir haben super Leute und das Paket ist nicht so schlecht. Wir sind zwar nicht die Messlatte, aber wenn alles mal passt, können wir die Großen schon ein bisschen ärgern. Das wäre das Ziel."
Nico Müller: "Punkte wären wie ein Sieg"
Ein Punktgewinn käme sicherlich zum richtigen Zeitpunkt, um die Moral in der erfahrenen und erfolgsverwöhnten Truppe hochzuhalten. Müller: "Alle ziehen am gleichen Strang und akzeptieren die große Herausforderung und dass es nicht immer Spaß macht, wenn du auf P15 rumeierst. Für uns wären ein, zwei, drei Punkte wie ein Sieg. Das kann ich akzeptieren und wenn es so kommt, fühlt es sich auch wie ein Sieg an."
Immerhin: Ein Aufwärtstrend ist langsam aber sicher zu erkennen. Müller qualifizierte sich zuletzt in Sao Paulo auf dem 13. Platz - das bisher beste Saisonresultat - und lag im anschließenden Rennen in Schlagdistanz zu den Punkterängen; bis sein ehemaliger Audi-Werkskollege Edo Mortara (Maserati) heran- und den Abt-Piloten ins Aus schoss.
Müller realistisch: "Mehr als ein paar Pünktchen sind schwer"
"Punkte wären ein Erfolgserlebnis, Top-10 im Qualifying wären auch ein Ausrufezeichen", sagte Müller, der am kommenden Wochenende mit Peugeot den zweiten WEC-Lauf in Portimao bestreitet und sich anschließend im Abt-Simulator auf den Double-Header in Berlin vorbereiten wird. "Es fehlt nicht viel und wir haben schon dran geschnuppert. Im Rennen auf mehr als ein paar Pünktchen aus zu sein, ist momentan schwer. Ein, zwei Hersteller sind ziemlich dominant im Renn-Trim - und die haben vier Autos und belegen damit schon mal einige Plätze in den Top-10."
Aus dem Starterfeld der elf Teams stachen bislang vor allem Porsche (144 Punkte) und Jaguar (83) samt den Kundenteams Andretti-Porsche (80) sowie Envision-Jaguar (103) heraus. DS Penske (82) befindet sich im Aufwind, während Abt-Motorenlieferant Mahindra mit 26 Pünktchen abgeschlagen den siebten Platz in der Gesamtwertung belegt. Ohne Lucas di Grassis völlig überraschenden, dritten Platz in Mexiko-City sähe es noch düsterer aus.
Verbogene Querlenker: Tiefpunkt in Kapstadt
Als Kundenteam ist Abt-Cupra auf das Paket und die Software-Entwicklung von Mahindra angewiesen. Der Automobilgigant aus Indien war spät dran mit dem Gen3-Auto und hinkt selbst deutlich hinterher. Nur ein Beispiel: Beim Vorsaison-Test in Valencia Ende Dezember wurden bei Müllers Boliden zum ersten Mal überhaupt die Räder angeschraubt, für einen Prüfstandlauf war keine Zeit.
Die bisher nicht allzu glückliche Beziehung zwischen Abt und Mahindra erreichte in Kapstadt einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt, als die Inder vor dem Qualifying sämtliche Autos vom laufenden Wettbewerb zurückzogen. Ein Debakel, ausgelöst durch Sicherheitsbedenken wegen instabiler und inzwischen verstärkter Querlenker. Abt-Teamchef Thomas Biermaier: "Die waren um 30 Prozent verbogen und wären bei der nächsten Bodenwelle vielleicht gebrochen. Wir konnten unsere Fahrer diesem Risiko nicht aussetzen."
Müller, der die Komplexität des neuen Gen3-Autos hervorhob: "Wir haben einen Erfahrungsrückstand. Nicht nur wir, auch unser Lieferant. Wir als Team übernehmen, was gut ist, aber auch, was nicht so gut ist. Da hilft es nicht, dass du als Kundenteam ein fixes Paket übernimmst und nur ein bisschen feintunen kannst. Dann fehlen auch die Ressourcen, um es voranzutreiben. Es tut weh, dass Testzeit fehlt und ein Paket zu haben, das momentan nicht zu den besten gehört."
Formel E: Tabelle 2023
Pos. | Fahrer | Team | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Pascal Wehrlein | Porsche | 86 |
2 | Jake Dennis | Andretti | 62 |
3 | Nick Cassidy | Envision | 61 |
4 | Jean-Eric Vergne | DS Penske | 60 |
5 | Antonio Felix da Costa | Porsche | 58 |
6 | Sam Bird | Jaguar | 44 |
7 | Sebastien Buemi | Envision | 42 |
8 | Rene Rast | McLaren | 40 |
9 | Mitch Evans | Jaguar | 39 |
10 | Jake Hughes | McLaren | 32 |
11 | Stoffel Vandoorne | DS Penske | 22 |
12 | Lucas di Grassi | Mahindra | 18 |
13 | Andre Lotterer | Andretti | 18 |
14 | Norman Nato | Nissan | 11 |
15 | Sergio Sette Camara | NIO 333 | 10 |
16 | Dan Ticktum | NIO 333 | 9 |
17 | Oliver Rowland | Mahindra | 8 |
18 | Sacha Fenestraz | Nissan | 7 |
19 | Edoardo Mortara | Maserati | 3 |
20 | Maximilian Günther | Maserati | 0 |
21 | Nico Müller | Abt-Cupra | 0 |
22 | Robin Frijns | Abt-Cupra | 0 |
23 | Kelvin van der Linde (Ersatz) | Abt-Cupra | 0 |
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