Das neue Gen3-Auto hat sich mit einem Topspeed-Rekord in den Geschichtsbüchern der Formel E verewigt. Beim vergangenen Rennen in Sao Paulo erreichte Sam Bird im Jaguar eine Höchstgeschwindigkeit von 264,2 km/h - kein Fahrer war bisher offiziell gemessen schneller in der seit 2014 bestehenden Elektro-Rennserie.

Dem Briten Bird gelang der Topspeed-Rekord während des Qualifyings in Brasilien, wie die Formel E auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt hat. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Rennserien werden Höchstgeschwindigkeitswerte in der Formel E nicht in den offiziellen Ergebnislisten veröffentlicht. Erst seit einer Weile werden die Daten sporadisch in TV-Übertragungen gezeigt.

Formel-E-Auto: Topspeed-Rekorde

SessionTopspeed-HöchstwertFahrer
2023 Sao Paulo Qualifying (Gen3)264,2 km/hSam Bird (Jaguar)
2023 Sao Paulo Rennen (Gen3)263,6 km/hSergio Sette Camara (NIO)
2022 Mexiko Qualifying (Gen2)235,5 km/hJean-Eric Vergne (DS-Techeetah)

Formel E stellt Topspeed-Rekord in Sao Paulo auf

Der Topspeed-Rekord in einem Rennen liegt kaum unter dem Allzeit-Bestwert von Bird im Qualifying: Sergio Sette Camara erreichte mit seinem NIO-Boliden beim Sao Paulo ePrix die Höchstgeschwindigkeit von 263,6 km/h. Beide Geschwindigkeiten wurden im leistungsstärksten Modus mit 350 kW erzielt, was rund 476 PS entspricht. Die aktuellen Gen3-Autos wiegen 850 Kilogramm und fahren erstmals mit Reifen von Hankook.

Sao Paulo war prädestiniert für einen Topspeed-Rekord: Vier lange Geraden bestimmten das Streckenlayout des temporären Kurses, auf dem die Formel E erstmals in ihrer Geschichte gastierte. Den vorherigen Bestwert hielt Sebastien Buemi, der es im indischen Hyderabad mit seinem Envision-Jaguar auf immerhin 258 km/h im Qualifying brachte.

Schnellstes Formel-E-Auto - aber nicht so schnell...

Der reale Topspeed-Rekord liegt weit von den theoretischen Werten entfernt, mit denen die Formel E für das neue Gen3-Auto geworben hat: In PR-Mitteilungen sprechen die Serienverantwortlichen vom "bisher schnellsten Formel-E-Auto mit mehr als 322 km/h Höchstgeschwindigkeit". Ein Wert, der an einem Rennwochenende mit der aktuellen Auto-Generation höchstwahrscheinlich niemals erreicht wird.

Das galt übrigens ebenso für den Gen2-Vorgänger: An die damals propagierten 280 km/h reichten die tatsächlich erreichten Leistungen nie heran. Der wahre Gen2-Topspeed geht auf das Konto des zweifachen Meisters Jean-Eric Vergne, der 2022 im Mexiko-Qualifying 235,5 km/h erreichte.

Die Formel E startet seit 2023 mit den Gen3-Autos, Foto: Germain HAZARD / Royal Spark
Die Formel E startet seit 2023 mit den Gen3-Autos, Foto: Germain HAZARD / Royal Spark

Die letztjährigen Boliden leisteten maximal 250 kW bzw. knapp 340 PS und brachten es auf ein Mindestgewicht von 903 Kilo. Die Gen3-Fahrzeuge sind nicht nur 53 Kilogramm leichter, sondern leisten auch rund 136 PS (100 kW) mehr. Der Performancedaten-Anstieg schlägt sich in den reinen Rundenzeiten bislang allerdings nicht nieder. In Mexiko waren die Gen3 nur unwesentlich schneller als ihre Vorgänger, in Saudi-Arabien sogar langsamer. Bei Kurvenfahrten lassen die aktuellen Autos einiges an Zeit liegen, während sie auf den Geraden deutlich schneller sind.

Nach der Saison 2024 könnte es ein Gen3-Evo-Auto geben, um den vierjährigen Gen3-Zyklus zur 'Halbzeit' aufzufrischen. Bereits am aktuellen Fahrzeug wurde während der laufenden Saison nachgearbeitet: In Saudi-Arabien wurde ein Notfall-Bremssystem installiert, seit Sao Paulo erhalten die Fahrer durch höher positionierte Außenspiegel eine bessere Sicht.