Porsche-Werksfahrer Andre Lotterer wird in der Saison 2023 nicht alle Formel-E-Rennen für Andretti bestreiten können. Der 41-jährige Neuzugang des Porsche-Kundenteams verpasst den Double-Header in Jakarta (03./04. Juni) wegen einer Terminüberschneidung mit dem offiziellen Testtag zu den 24 Stunden von Le Mans am Sonntag, 04. Juni.
Porsche Motorsport hat auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt, dass das WEC-Programm und damit auch Le Mans inklusive des Tests für Lotterer Priorität genießt: "André wird den Le Mans-Test fahren." Der dreifache Le-Mans-Sieger kehrt dieses Jahr nach drei Jahren Auszeit zum Langstrecken-Klassiker zurück und teilt sich einen der brandneuen Porsche 963-LMDh-Prototypen mit Kevin Estre und Laurens Vanthoor. US-Rennstall Penske führt die Einsätze durch.
Die Starterliste zu den 24 Stunden von Le Mans 2023 wird am heutigen Montag um 17:00 Uhr veröffentlicht. Lotterer befindet sich nach dem Formel-E-Rennen in Kapstadt am vergangenen Samstag (Platz 9 / P11 in der Gesamtwertung) aktuell in Portimao, wo er sich mit seinen Porsche-Teamkollegen auf den WEC-Saisonstart in Sebring (17. März) vorbereitet.
Der Testtag in Le Mans ist für die Fahrer eine von wenigen Vorbereitungsmöglichkeiten für das knapp eine Woche später folgende Rennen, die Teilnahme ist allerdings nicht verpflichtend. Nur Piloten, die zuvor noch nicht bei den 24 Stunden von Le Mans angetreten waren, müssen mindestens zehn Runden beim Test zurücklegen. Das gilt freilich nicht für Lotterer, der vor seinem zwölften Le-Mans-Start steht und das Rennen mit Audi in den Jahren 2011, 2012 und 2014 gewinnen konnte.
Startet Beckmann anstelle von Lotterer in Jakarta?
Welcher Fahrer bei Andretti in Jakarta bei den Saisonrennen Nummer 10 und 11 anstelle von Lotterer einspringt, ist offiziell noch nicht bekannt. Motorsport-Magazin.com wartet seit inzwischen sieben Tagen auf die Beantwortung mehrerer Fragen durch die PR-Abteilung des US-amerikanischen Traditionsteams.
Eine logische Wahl wäre David Beckmann, der 2022 als Test- und Ersatzfahrer für Andretti im Einsatz war und seit dieser Saison als offizieller Test- und Ersatzfahrer für Porsche mit zu den Rennen reist. Das 22-jährige Formel-Nachwuchstalent aus Iserlohn würde damit sein Renndebüt in der Formel E geben. Diese Möglichkeit hatte Motorsport-Magazin.com übrigens schon Ende August 2022 spekuliert (Formel E: Lotterer und Beckmann 2023 bei Andretti-Porsche?).
Wusste Andretti nichts von Lotterers Le-Mans-Test?
Unklar und bislang unbeantwortet bleibt, ob Andretti wirklich bewusst war, dass Lotterer dieses Jahr nicht alle Formel-E-Rennen für das Team bestreiten wird. Bei den Vorsaison-Testfahrten in Valencia Ende Dezember sagte Teamchef Roger Griffith überraschend bezüglich Lotterer: "Es ist ziemlich klar, dass seine Hauptpriorität die WEC ist. Glücklicherweise für uns gibt es zum aktuellen Stand keine Überschneidungen."
Dabei stand der Termin für den Testtag in Le Mans zu diesem Zeitpunkt bereits fest. Und dass das Langstrecken-Programm mit Porsche für Lotterer Vorrang vor der Formel E hat, wusste Griffith ja laut eigener Aussage.
Bereits im August 2022 - als zwar noch nicht öffentlich bekannt war, dass Lotterer von Porsches Formel-E-Werksteam zum neuen Kundenteam Andretti wechseln würde, intern aber längst alles geklärt war - sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach zu Motorsport-Magazin.com bezüglich Lotterer: "Wir haben eine klare Philosophie: Es ist wichtig, dass unsere Werksfahrer immer ein klares Fokus-Projekt haben. Das hat Priorität."
Müller und Vergne: Jakarta statt Le-Mans-Test
Lotterer ist nicht der einzige Fahrer im Starterfeld der Formel E, der von der Terminkollision mit dem Le-Mans-Test betroffen ist. Das gilt unter anderem auch für Nico Müller, der nach seinem Abschied von Audi Sport ins WEC-Programm von Peugeot gewechselt ist und parallel für Abt-Cupra in der Formel E antritt. Das Abt-Team hat auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt, dass der zweifache DTM-Vizemeister in Jakarta an den Start gehen wird.
Ähnlich läuft es bei Müllers Peugeot-Werkskollege, Jean-Eric Vergne. Der zweifache Formel-E-Champion darf ebenfalls auf den Test in Le Mans verzichten und greift erst zu den Trainings-Sessions in der folgenden Woche ins Geschehen ein. Vergne zu Motorsport-Magazin.com: "Ich fahre alle Formel-E-Rennen. Den Le-Mans-Test verpasste ich wegen Jakarta."
Formel E und WEC: Immer wieder Terminkollisionen
Unklar ist noch, ob der vierfache Le-Mans-Sieger Sebastien Buemi, der in der Formel E für Envision und in der WEC/Le Mans für Toyota antritt, die Jakarta-Rennen auslassen muss. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Schweizer wegen seines Toyota-Vertrags Rennen in der Elektro-Rennserie verpasst: 2017 musste er zum WEC-Lauf am Nürburgring antreten, während die Formel E in New York gastierte. Die beiden verpassten Rennen - Buemi wurde damals bei Renault e.dams durch Pierre Gasly ersetzt - könnten ihn den zweiten Titelgewinn nach 2016 gekostet haben.
Eine Terminkollision zwischen Jakarta und dem Le-Mans-Test gab es übrigens schon 2022. Vergangenes Jahr fuhr die Formel E allerdings nur ein einziges Rennen am Samstag in Indonesien, sodass damals eine Reisegruppe bestehend aus Felix Da Costa, Buemi, Nick Cassidy, Robin Frijns, Sam Bird und Alex Sims kurz nach dem Rennende die 12.000-Kilometer-Reise nach Le Mans antrat, um pünktlich zum Testtag auf dem Circuit de la Sarthe aufzuschlagen.
diese Formel E Nachricht