Kelvin van der Linde steht kurz vor seinem unerwarteten Renndebüt in der Formel E. Der Audi-Sport-Fahrer ersetzt beim bevorstehenden Rennwochenende in Saudi-Arabien (27./28. Januar) im Team Abt-Cupra den verletzten Robin Frijns. Das hat Motorsport-Magazin.com im Vorlauf des zweiten Events der Saison 2023 aus unterschiedlichen Quellen erfahren.

Die offizielle Bestätigung des notwendig gewordenen Fahrerwechsels soll Abt-Cupra nach unseren Informationen an diesem Donnerstag bekanntgeben - einen Tag, bevor alle Teams der FIA ihre Fahrer für das nächste Rennen melden müssen. Van der Linde steht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus FIA-Kreisen auf der nicht öffentlich einsehbaren FIA-Liste als Ersatzfahrer und verfügt über die nötige E-Lizenz, um in der Formel E antreten zu dürfen.

Update: Abt-Cupra bestätigt Kelvin van der Linde

Update: Am Donnerstagvormittag hat Abt-Cupra wie erwartet das Formel-E-Debüt von van der Linde bestätigt. Die Entscheidung, ihn als Ersatzmann für den verletzten Frijns zu nominieren, sei am Sonntag gefallen.

"Kelvin gehört schon seit Jahren in den verschiedensten Rollen zur Abt-Familie. Er war seit Beginn unseres Comeback-Projekts eingebunden und immer als Reservefahrer vorgesehen, deshalb war für uns sofort klar, dass er Robins Cockpit übernehmen wird", sagt Teamchef Thomas Biermaier. "Die Aufgabe und Herausforderung für ihn, ohne jeden Test in einem WM-Lauf zu starten, ist natürlich gigantisch. Aber Kelvin ist hoch motiviert, arbeitet hart und das ganze Team wird ihn ohne jeden Druck unterstützen."

Van der Linde: "In der Formel E zu starten, ist ein Traum von mir – aber natürlich habe ich mir die Umstände meines Debüts anders vorgestellt. Es tut mir sehr leid für Robin und ich hoffe, dass er schnell wieder fit ist-."

Van der Linde: Ein wenig Erfahrung in der Formel E

Van der Linde ist noch kein Rennen in der Elektro-Rennserie gefahren, konnte das Gen2-Vorgängerauto von Audi aber im März 2020 bei einem Rookie-Test in Marrakesch kennenlernen. Der 26-Jährige betritt Neuland, kennt aber zumindest die Äbte bestens: In den Saisons 2021 und 2022 ging er für den Rennstall aus Kempten in der DTM an den Start. In Saudi-Arabien trifft van der Linde unter anderem auf seinen DTM-Teamkollegen Rene Rast, der mit McLaren in die Formel E zurückgekehrt ist.

Eine Teilnahme beim bevorstehenden Doppelrennen im Wüstenstaat kommt für Frijns deutlich zu früh. Der Niederländer verletzte sich beim Saisonauftakt in Mexiko-City schwerer als zunächst angenommen an seiner linken Hand. Durch den Auffahr-Unfall mit Norman Nato (Nissan) brach er sich das Handgelenk und laut eigener Aussage vier weitere Knochen in der Hand. "Der Knochen ragte aus meiner Hand heraus, kein Spaß", beschrieb Frijns die Lage am Montag gegenüber der niederländischen Zeitung Telegraaf.

Audi-Duo beim Marrakesch-Test 2020: Mattia Drudi und Kelvin van der Linde, Foto: Audi Communications Motorsport
Audi-Duo beim Marrakesch-Test 2020: Mattia Drudi und Kelvin van der Linde, Foto: Audi Communications Motorsport

Wie lange der 77-fache Formel-E-Starter ausfallen wird, ist noch nicht bekannt. Aufgrund der Schwere der Verletzung ist nicht auszuschließen, dass Frijns weitere Saisonrennen wie in Hyderabad, Indien (11. Februar) und Kapstadt, Südafrika (25. Februar) verpasst.

Ein bitterer Rückschlag für Frijns und auch die Äbte, die nach einem Jahr Auszeit als Mahindra-Kundenteam in die Formel E zurückgekehrt sind und Frijns als zweiten Fahrer neben dem Schweizer Nico Müller präsentiert hatten. "Ich komme zurück", zeigte sich der gebürtige Maastrichter kämpferisch.

Das bestätigt auch Abt-Teamchef Thomas Biermaier auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Wir geben ihm alle Zeit der Welt. Robin wird bei uns immer die Möglichkeit bekommen, zurückzukehren. Wann das sein wird, hängt von den behandelnden Ärzten ab."

Wer bei möglichen weiteren Ausfällen von Frijns an dessen Stelle treten wird, ist noch nicht bekannt. Audi Sport hat van der Lindes Einsatzprogramm für die Saison 2023 noch nicht kommuniziert.

Spekuliert wird eine dritte Saison in der DTM beim Audi-Kundenteam Abt Sportsline sowie weitere Langstrecken-Einsätze wie beim 24h-Rennen Nürburgring. Den Eifel-Klassiker gewann van der Linde 2022 mit dem Audi Sport Team Phoenix zum zweiten Mal nach 2017 (Audi Sport Team Land).