Für Rene Rast begann das neue Abenteuer mit McLaren in der Formel E etwas unglücklich - nämlich im Heck seines Teamkollegen Jake Hughes. Beim Shakedown am Montag kurz vor dem Beginn der offiziellen Testfahrten in Valencia kam es zu einer leichten Kollision der beiden McLaren, wie Motorsport-Magazin.com herausgefunden hat.

Die Schuld daran ist allerdings bei keinem der Fahrer zu suchen. Auslöser war tatsächlich Jaguar-Pilot Sam Bird, der in der 30-minütigen Session unter Ausschluss der Öffentlichkeit leicht die temporäre Schikane vor Start/Ziel mit seiner Frontpartie berührte und dadurch den Weg versperrte. Hughes musste kurzfristig abbremsen und Teamkollege Rast direkt dahinter konnte nicht rechtzeitig ausweichen.

Am Montag lief nicht alles glatt bei McLaren, Foto: LAT Images
Am Montag lief nicht alles glatt bei McLaren, Foto: LAT Images

Bei Rasts Auto musste eine neue Nase her, bei Hughes waren Reparaturarbeiten am Heck nötig. "Ich konnte die Situation vor mir nicht sehen", sagte Rast am Dienstagabend nach dem ersten Testtag auf dem Circuit Ricardo Tormo zu Motorsport-Magazin.com. Auch der neue Teamkollege Hughes aus Großbritannien nahm den Vorfall im Nachgang gelassen hin. Viel wichtiger: Zum offiziellen Auftakt der Testfahrten am Dienstag konnte Formel-E-Neueinsteiger McLaren einen Großteil seines Programms abspulen. Nur Hughes sorgte wegen eines technischen Problems für rote Flaggen.

Ein hoffnungsvoller Auftakt auch für Formel-E-Rückkehrer Rast, dessen sportliche Zukunft noch nicht komplett geklärt ist. Einerseits bestreitet er seine zweite volle Saison in der Elektro-Rennserie nach dem Debüt mit Audi 2021, andererseits beginnt mit seinem Wechsel von Audi zu BMW M Motorsport ein neues Abenteuer.

Viele Fans fragen sich nun: Kann Rast parallel mit BMW in der DTM 2023 antreten, um seinen vierten Titelgewinn in Angriff zu nehmen? Schließlich gibt es nach aktuellem Stand eine Terminüberschneidung zwischen beiden Rennserien: Während die DTM im niederländischen Zandvoort gastiert, bestreitet die Formel E am 24. Juni 2023 in Oregon, USA ihr zwölftes von 16 Saisonrennen.

McLaren-Teamchef Ian James, der Mercedes 2021 und 2022 zu Weltmeisterschaften in der Formel E geführt hat, sagte in Valencia zu Motorsport-Magazin.com: "Wir gehen davon aus, dass Rene alle Rennen in der Saison 2023 für uns fährt. So haben wir es von Beginn an geplant."

Rast selbst bestätigte auf unsere Nachfrage hin: "Die Formel E hat Priorität. Mit BMW müssen wir schauen, was 2023 möglich ist. Generell würde ich gerne weiter in der DTM starten, hier liegt ja auch ein ganz wichtiger Teil meiner Fan-Base."

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

Bestätigt von BMW für die Saison 2023 ist lediglich Rasts Einbindung ins LMDh-Entwicklungsprogramm für den WEC-Einstieg 2024. BMW-Motorsportchef Andreas Roos sagte vergangene Woche bei einer BMW-Medienrunde in München zu Motorsport-Magazin.com: "Wir schauen uns das Thema an, nachdem die Kalender erst jetzt bekanntgeworden sind. Niemand will, dass ein Fahrer mit einer Terminüberschneidung in die Saison startet. Wir müssen jetzt eine Lösung finden. Es gibt viele Varianten. Man kann einem Rene Rast zutrauen, dass er eine Meisterschaft auch mit zwei Rennen weniger gewinnen kann."

Es dürfte noch eine Weile vergehen, bis Rasts Programm mit BMW finalisiert ist. Schließlich steht erst seit vergangener Woche fest, dass es die DTM auch 2023 - unter ADAC-Führung - geben wird und wie der Rennkalender aussieht. Auch die Formel E hatte vor Kurzem noch einmal ihren Rennkalender überarbeitet und unter anderem das neue Rennen in Portland aufgenommen. Vorher war es schlichtweg nicht möglich, konkrete Entscheidungen zu treffen.

Übrigens: Dass man sogar mit mehr als zwei 'Nullern' auf dem Punktekonto den DTM-Titel gewinnen kann, haben seit dem Einstieg von Rast 2016 seine Rivalen Marco Wittmann 2016 (in drei von 18 Rennen ohne Punkte), sein heutiger McLaren-Teammanager Gary Paffett 2018 (vier von 20), Sheldon van der Linde 2022 (fünf von 16) sowie Rast selber 2017 (sechs von 18) bewiesen. 2018 hätte Rast als Zweiter ebenso wie 2022 (Dritter) den DTM-Titel zum vierten und fünften Mal wohl gewonnen, wenn er nicht erneut jeweils sogar sechsmal punktlos geblieben wäre.

Das 'Problem' der jetzt bestehenden Kalender-Überschneidung zwischen Formel E und DTM könnte sich aber noch in Luft auflösen, wenn Rast vor dem zwölften von insgesamt 16 geplanten Formel-E-Rennen 2023 mit McLaren keine Titelchancen mehr besitzt - und eine Klausel in seinem Vertrag existieren sollte, dass er in solch einem Fall für das DTM-Event in Zandvoort freigestellt wird...