Autobauer Nissan hat mit sofortiger Wirkung das Formel-E-Einsatzteam e.dams zu 100 Prozent übernommen. Im Zuge der Übernahme und einer neuaufgebauten Managementstruktur übernimmt zudem Tommaso Volpe, General Manager für Nissan in der Formel E, die Geschäftsführung bei e.dams.

An der Aufstellung des Teams in der Fabrik und an der Rennstrecke soll es nach Informationen von Motorsport-Magazin.com zunächst keine größeren Änderungen geben. Die Nissan-Führung schätzt die flexible Arbeitsweise des in der Formel E erfahrenen Teams aus Frankreich, das kurzfristig agieren kann statt die übliche und oftmals langatmige Konzernschiene durchlaufen zu müssen.

Die Nissan-Übernahme ist der nächste Schritt in der Neuaufstellung des erfolgreichen Teams DAMS, das seit dem Tod von Gründer Jean-Paul Driot im Jahr 2019 von seinen Olivier und Gregory Driot weitergeführt worden ist. Im Februar dieses Jahres übernahm der langjährige Familienfreund und ehemalige Formel-1-Fahrer Charles Pic die Leitung des FIA Formel-2-Teams. Das F2-Team aus der DAMS-Gruppe stand in keiner direkten Verbindung zum 2014 gegründeten Formel-E-Team e.dams.

"Die Übernahme des e.dams-Teams bestätigt nicht nur unser langfristiges Engagement in der Formel E, sondern auch in der leistungsstarken Welt des Motorsports als Ganzes", wird Ashwani Gupta, Chief Operating Officer (COO) von Nissan, in einer Pressmitteilung des Autoherstellers zitiert. Nissan hat sich bereits zur Zukunft der Elektro-Rennserie bekannt und für das ab 2023 beginnende Gen3-Reglement eingeschrieben.

Foto: Nissan
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Nissan stieg als erster und bislang einziger Hersteller aus Japan zur Saison 5 (2018/19) werksseitig in die Formel E ein. Der Autobauer folgte beim Team e.dams, das stets die Startlizenz für das Formel-E-Engagement hielt, auf Konzernschwester Renault. Unter dem Namen Renault e.dams gewann die Mannschaft dreimal in Folge die Team-Meisterschaft und holte mit Sebastien Buemi 2015/16 den Fahrer-Titel. Der Schweizer ist weiterhin als Stammfahrer gesetzt und erhielt mit Maximilian Günther zu dieser Saison einen neuen Teamkollegen.

"Ich freue mich, dass Nissan e.dams übernimmt", sagt Tommaso Volpe. "Wir denken heute an Jean-Paul Driot, der zusammen mit Nissan die Vision für das Team hatte und entscheidend zu dieser Partnerschaft beigetragen hat." Ein Bild des Gründers und Teamchefs in Personalunion hängt stets in der Box des Teams an den Formel-E-Rennwochenenden. Der DAMS-Chef verstarb Anfang August 2019 im Alter von nur 68 Jahren nach schwerer Krankheit. Seine beiden Söhne führten das Geschäft des 1989 gegründeten Rennstalls fort.

Foto: Nissan
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"Wir sind sehr stolz, das e.dams-Team an ein so engagiertes und innovatives Unternehmen wie Nissan zu übergeben. Wir haben in den letzten Monaten mehrere offene Gespräche mit Nissan geführt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es der richtige Zeitpunkt ist, um das Erbe unserer Familie fortzuführen und die langfristige Zukunft der Mitarbeiter zu sichern", teilen Olivier und Gregory Driot bezüglich der Übernahme mit.

In der laufenden Saison 2022 tut sich Nissan e.dams weiterhin schwer in der Formel E. Am vergangenen Wochenende in Rom erzielte Buemi mit Platz neun im Sonntagsrennen die einzigen Punkte für das Team. Teamkollege Günther ging in beiden Läufen nach mehreren unverschuldeten Zwischenfällen leer aus und belegt mit zwei Punkten den 17. Platz in der Meisterschaft. Der frühere Formel-1-Fahrer und dreifache Le-Mans-Sieger Buemi liegt mit sechs Zählern an 15. Stelle.

Foto: Nissan
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Nissan leidet noch immer an den Nachwehen einer kompletten Neuentwicklung des Antriebsstrangs zur Saison 6 (2019/20). Weiterentwicklungen waren unter dem aus Kostengründen eingefrorenen Reglement nur einmalig möglich. In der Saison 5 (2018/19) hatten die Japaner mit einem innovativen Dual-Motor-System für Kopfzerbrechen bei der Konkurrenz und der FIA gesorgt. Der Motor mit zwei MGU-H sorgte für eine nie zuvor gesehene Qualifying-Dominanz, zeigte in den Rennen aber Schwächen. Buemi gewann In Saison 5 die Vize-Meisterschaft, bevor eine FIA-Regeländerung Nissan zwang, einen komplett neuen Motor zu entwickeln.

"Uns ist klar, dass man wegen der Homologation nur begrenzte Sprünge machen kann", sagte Günther in Rom zu Motorsport-Magazin.com. "Wir geben weiter Gas, auch, was die weitere Entwicklung betrifft. Nach Mexiko haben wir ein paar Updates (bei der Software; d. Red.) gebracht. Wir konzentrieren uns weiter, alles aus dem Paket rauszuholen." Im Hintergrund laufen parallel die Vorbereitungen auf die Saison 9 mit dem Gen3-Auto, mit dem sich Nissan eine Rückkehr ins Spitzenfeld der Formel E erhofft.