Das kennt man aus einer anderen Formel-Rennserie: Mercedes ist Spitzenreiter in der Teamwertung. Ebenfalls bekannt: Trotz der komfortablen Ausgangssituation wird gern einmal tiefgestapelt. So halten es die Silberpfeile auch in der Formel E - trotz des überraschend starken Auftritts des Neueinsteigers beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien im November vergangenen Jahres.

Stoffel Vandoorne hat sich mit zwei Podestplätzen in den beiden Wüsten-Rennen hinter BMW-Pilot Alex Sims auf den zweiten Platz in der Fahrerwertung katapultiert. Zusammen mit Nyck de Vries' Ausbeute für Platz sechs, reist Mercedes als Spitzenreiter zum zweiten Rennwochenende nach Santiago de Chile (Samstag, ab 20:00 Uhr MEZ live bei Eurosport und im ARD-Livestream).

Ziel in Chile: Punkteränge

"Anders als in Saudi-Arabien stellen die hohen Temperaturen in Santiago sicher eine Herausforderung dar", sagt Mercedes-Teamchef Ian James. "Deshalb halten wir an unserem ursprünglichen Ziel fest, welches lautet, mit beiden Autos in die Punkteränge zu fahren."

2019 erlebte die Formel E in Santiago das heißeste Rennwochenende in der Geschichte der Serie mit Temperaturen von bis zu 38 Grad - eine enorme Belastung für Mensch und E-Maschine. James tut gut daran, sich nach dem beeindruckenden Debüt nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Während der Kurs in Riad zahlreiche Parallelen zu einem traditionellen Rundkurs aufwies, erwartet die Teams in Santiago ein waschechter Formel-E-Kurs mit vielen engen Kurven und Stop-and-Go-Passagen.

Formel E: Teamwertung nach 2/14 Rennen (Top-6)

PositionTeamPunkteFahrer
1Mercedes38Vandoorne/De Vries
2Virgin36Bird/Frijns
3BMW35Günther/Sims
4Audi26Abt/Di Grassi
5Nissan22Buemi/Rowland
6Porsche18Lotterer/Jani

James: Außergewöhnlich gute Leistung

Der deutschsprachige Teamchef macht allerdings kein Geheimnis aus dem Motivationsschub, den der Auftritt beim ersten Auftritt des Werksteams verliehen hat. "Sowohl Nyck als auch Stoffel haben eine außergewöhnlich gute Leistung gezeigt und die gesamte Mannschaft hat bewiesen, wozu sie in der Lage ist", sagt der Brite. "Abgesehen von den beiden Podestplatzierungen haben wir bei unserer Performance ein gewisses Level an Konstanz unter Beweis gestellt."

In Saudi-Arabien half zudem das Losglück. Wegen des Reglements starteten De Vries (Gruppe 4) und Vandoorne (Gruppe 3) in den letzten beiden der vier Qualifying-Gruppen, die traditionell wegen verbesserter Streckenbedingungen im Vorteil sind.

Die Folge in Saudi-Arabien samt neu asphaltierter Strecke: De Vries qualifizierte sich als Zweiter, sein belgischer Teamkollege zog als Dritter ins nachfolgende Superpole-Shootout der Top-6 ein. Im Qualifying zum zweiten Rennen mussten die beiden Silberpfeile gemäß des Meisterschaftsstandes in Quali-Gruppe 1 ran: Mehr als die Plätze 12 (Vandoorne) und 24 (De Vries) waren nicht drin.

Stoffel Vandoorne startete mit zwei Podestplätzen in die Saison, Foto: LAT Images
Stoffel Vandoorne startete mit zwei Podestplätzen in die Saison, Foto: LAT Images

De Vries: Mit den Füßen auf dem Boden bleiben

Rückblickend ordnet Formel-E-Rookie De Vries ein: "Uns ist bewusst, welche Herausforderungen uns erwarten und wie stark die Konkurrenz ist. Deshalb gehen wir es Schritt für Schritt an und bleiben mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben und lassen uns von dem positiven Beginn nicht verleiten."

Während der amtierende Formel-2-Champion in Santiago Neuland betritt, kennt Vandoorne die Umgebung bereits aus der vergangenen Saison, als er im HWA-Team die Vorhut für den Werkseinstieg bildete. Für das diesjährige Rennen wurde die temporäre Strecke im Süden des Stadtzentrums allerdings in einigen Bereichen verändert und dürfte dadurch noch schneller werden. Mercedes-Simulationen sagen einen Topspeed-Anteil von 50 Prozent auf dem 2,287 km langen Kurs voraus.

"Es ist eines der härtesten Rennen der Saison, gerade mit Blick auf den Umgang mit der Hitze", sagt Vandoorne. "Dadurch werden die Fahrer, die Autos und die Batterien sehr stark belastet. Ich hoffe, dass wir an diesem Wochenende an unsere Leistung aus Diriyah anknüpfen können. Das war ein fantastisches Debüt für unser Team."

Formel E in Santiago: Bisherige Ergebnisse

SaisonSiegerZweiterDritter Pole
2017/18Jean-Eric VergneAndre LottererSebastien BuemiJean-Eric Vergne
2018/19Sam BirdPascal WehrleinDaniel AbtSebastien Buemi