Beim Formel-1-Rennen in Monaco düst üblicherweise Lewis Hamilton auf seinem Motorrad von der eigenen Wohnung direkt bis ins Fahrerlager. In der Formel E ist es Nick Heidfeld, der sein Bike als Transportmittel für die Anreise zum Rennen wählt. Genauer gesagt den Zürich ePrix, sein 'Heimspiel'. Der Mahindra-Pilot lebt tatsächlich nur rund 20 Minuten entfernt von der Rennstrecke in der Züricher Innenstadt.

Heidfeld wohnt seit 2001 mit seiner Lebensgefährtin und den drei Kindern in der kleinen Gemeinde Stäfa. Da bot sich der Motorrad-Trip an die Rennstrecke geradezu an, obwohl Heidfeld im Vorfeld überlegt hatte, ob er sein Team ins Hotel begleiten sollte. "Das Hotel war von Samstag auf Sonntag gebucht, habe ich aber storniert. Jetzt wäre es irgendwie komisch, nicht nach Hause zu fahren", sagt Heidfeld am Samstag zu Motorsport-Magazin.com.

Der 41-Jährige weiter: "Das war schon sehr ungewohnt. Und so oft habe ich das auch noch nicht erlebt. In Monaco hatte ich das einmal, als ich noch in der Formel 3000 gefahren bin. Aber da habe ich nur wenige Jahre gelebt, deshalb konnte ich das nicht so als Heimat bezeichnen wie die Schweiz, in der ich jetzt ja schon lange Zeit lebe."

Als Rennfahrer Heimschläfer zu sein, bringt Vorteile mit sich. Die Hotel-Lotterie ist jedenfalls kein Thema in Zürich für den langjährigen Formel-1-Piloten. "Zuhause weißt du, was dich erwartet", sagt Heidfeld. "Mit dem Hotel kannst du Glück oder Pech haben, du kannst gut schlafen oder auch nicht. Und Schlaf ist im Sport nun einmal extrem wichtig."

Trotz eines Rennens etwas Zeit mit der Familie zu verbringen, schadet natürlich auch nicht. "Aber die Kids habe ich heute Morgen ehrlich gesagt kaum gesehen", sagt Heidfeld. "Der eine ist bei einem Fußballturnier und der andere hat noch geschlafen, weil es gestern Abend etwas länger ging."

Man merkt: Heidfeld hat richtig Lust auf sein Heimspiel in Zürich. Schon lange habe er sich nicht mehr so sehr auf ein Rennen gefreut, versicherte er. Ein sportlich gutes Ergebnis vor der eigenen Haustür wäre umso schöner. Es wäre auch wieder an der Zeit. Heidfeld verpasste in fünf der letzten sechs Rennen die Punkteränge, nicht selten wegen technischen Schwierigkeiten.

Er würde gern über die Saison hinaus in der Formel E bleiben, wenn ab 2018/19 die neuen Generation-2-Rennwagen ihr Debüt geben. "Ich will auf jeden Fall weitermachen", bestätigt Heidfeld, dessen erster Ansprechpartner sein Team Mahindra ist. Gute Resultaten in den verbleibenden Rennen in Zürich und New York dürften seine Verhandlungsbasis stärken. Denn auch Heidfeld weiß: Das Mahindra-Cockpit gehört zu den begehrtesten in der Formel E.