Was für ein bitterer Auftakt bei der Formel E in Zürich für Sam Bird! Der Titelanwärter verunfallte im 1. Training am Sonntagmorgen. Der Virgin-Pilot schlug nach einer heiklen Situation mit Jose-Maria Lopez in die Streckenbegrenzung ein und humpelte mit seinem beschädigten Boliden zurück in die Boxengasse. So hatte sich Bird den Start in das erste Rundstrecken-Rennen in der Schweiz nach über 60 Jahren sicherlich nicht vorgestellt...

Das war passiert: Eine knappe Viertelstunde vor Trainingsende kamen sich Bird und Lopez in der letzten Kurve ins Gehege. Die Situation schien bereinigt, beide Piloten machten sich auf in Richtung der schnellen Start/Ziel-Geraden. Bird folgte Lopez in kurzem Abstand und wurde in dessen Windschatten immer schneller.

Dann der Schreckmoment, als beide Fahrer die heftige Bodenwelle in der Mitte der Start/Ziel-Geraden überfuhren. Bird verlor an genau dieser Stelle, wo die Autos sogar leicht abheben, die Kontrolle über seinen Virgin. Der Brite rutschte weg und knallte links in die Mauer. Bitter vor allem angesichts des engen Zeitplans in der Formel E, in der beide Trainings, Qualifying und Rennen innerhalb eines Tages ausgetragen werden.

Der stellvertretende Teamchef Sylvain Filippi: "Wir hatten Glück und können das Auto rechtzeitig reparieren. Es hätte schlimmer ausgehen können. Der Unfall passierte mit hoher Geschwindigkeit, das ist einer der höchsten Speeds im ganzen Jahr in der Formel E. Das war wirklich hart, aber wir bekommen das wieder hin. Und Sam geht es gut."

Die extreme Bodenwelle auf Start/Ziel bereitete den Piloten schon am Freitag im Shakedown Schwierigkeiten. Immer wieder setzten die Rennwagen an dieser Stelle auf - hier werden Topspeeds von mehr als 200 km/h erreicht.

Die Meisterschaft könnte schon an diesem Wochenende in Zürich vorzeitig entschieden werden. Jean-Eric Vergne befindet sich auf bestem Wege zum ersten Titelgewinn in der Formel E. Der frühere Formel-1-Pilot führt die Gesamtwertung mit 162 Punkten an. Sein Vorsprung auf Sam Bird (122) beträgt 40 Punkte. Holt Vergne beim Zürich ePrix 19 Punkte mehr als Bird, ist der Titel vergeben. Nach Zürich steht nur noch das Doubleheader-Finale in New York Mitte Juli auf dem Plan.

Im 1. Training sicherte sich Lucas di Grassi die Bestzeit. Der Audi-Pilot erzielte eine 1:11.995 und war 1,1 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte Mitch Evans (Jaguar). Di Grassis Teamkollege Daniel Abt belegte den dritten Platz (1:13.392). Andre Lotterer beendete das Training als Elfter, Nick Heidfeld landete auf P18, Maro Engel wurde 18.