Schon in Runde 36 des Monaco GP winkten die entspannt wirkenden Red Bull Mechaniker in der Box in die Kamera. Man hätte meinen können, sie winkten der weit hinterherhinkenden Konkurrenz von Mark Webber und Sebastian Vettel zum Abschied - ohne die vier Safety Car Phasen des Rennens wären die Red Bull auch in Monaco in einer eigenen Welt gefahren und hätten einen überragenden Vorsprung herausgefahren - so wie eine Woche zuvor in Barcelona.

Der Unterschied: Diesmal konnte Sebastian Vettel den Red Bull Erfolg perfektionieren und Platz 2 hinter seinem Teamkollegen absichern - obwohl Kubica gegen Ende noch einmal näher kam. Gegen Webber hatte Vettel wie im Qualifying nicht den Hauch einer Chance. Der Australier fuhr zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen dem Rest der Formel-1-Welt auf und davon. Selbst die Safety Car Phasen konnten ihn nicht einbremsen. Er fuhr jedes Mal wieder einen Vorsprung heraus.

"Es ist unglaublich, der größte Tag meines Lebens", schwärmte Webber. "Die Strecke ist so eine Herausforderung, zwei Stunden lang harte Arbeit - Safety Car Phasen, volle Konzentration, Reifentemperaturen beachten, die Restarts hinbekommen - es war alles drin. Dann so zu siegen ist eine tolle Belohnung."

Vettel konnte nicht mitgehen

Vettel legte den Grundstein für seinen zweiten Platz am Start. Er startete auf der sauberen Seite und zog innen am Zweiten Robert Kubica vorbei, der sogar noch einen Platz an Felipe Massa verlor, den er sich im Rennverlauf zurückholte. Trotz einiger Zwischenfälle war das nach 78 Runden auch der Zieleinlauf: Webber vor Vettel und Kubica. Hinter dem Polen belegten Felipe Massa, Lewis Hamilton und Fernando Alonso die Plätze in den Top-6.

"Am Anfang und nach den Restarts konnte ich mit Mark nicht mithalten", gestand Vettel. "Er hatte einen ziemlich großen Abstand bis ich endlich Grip aufgebaut hatte. Dann ging es besser. Ich bin zufrieden, viele Punkte geholt zu haben." Auch Kubica war trotz des Platzverlusts zufrieden. "Normalerweise hätte ich den Platz am Start halten können, aber Mark hatte einen schlechteren Start, da wollte ich zu viel, bin zu stark aufs Gas und die Räder drehten durch. Aber ich muss mit Platz 3 zufrieden sein." Vor dem Wochenende habe er keinen Podestplatz erwartet.

Schumacher vs. Alonso

Alonso legte die taktische Meisterleistung des Rennens hin. Nach einem Unfall im dritten Freien Training am Samstagvormittag konnte er nicht am Qualifying teilnehmen und musste aus der Boxengasse starten. Nach einer Runde kam er an die Box, wechselte von weichen auf harte Reifen und fuhr die restlichen 77 Runden mit dem harten Reifensatz durch - so lag er nach den Boxenstopps aller anderen Piloten plötzlich auf Platz 6; vor Michael Schumacher und Nico Rosberg! In der letzten Kurve verlor Alonso den sechsten Platz jedoch an Schumacher, der nach dem Abbiegen des Safety Cars innen am Spanier vorbeiging. Die Aktion wird von den Rennkommissaren untersucht. Die letzten Punkteränge belegten die beiden Force India Fahrer Adrian Sutil und Tonio Liuzzi.

"Unser Speed war gestern gut und er war heute gut - und Nico hat gezeigt, dass wir mit den weichen Reifen bis zum ersten Stopp sehr schnell gefahren sind", sagte Norbert Haug. "Ein schwacher Trost, wenn man weiß, dass mit einem guten Startplatz hier ganz bestimmt ein Top-Ergebnis für uns drin war." Die Aktion von Schumacher lobte er ebenfalls. "Michael hat beim letzten Restart noch Alonso geschnappt - wenigstens etwas und ein Trost für alle Jungs im Team, die hier einen super Job gemacht und ein Auto mit dem Speed für einen Spitzenplatz hingestellt haben."

Safety Car hoch drei

Der Start lief glatt, trotzdem wurde noch in der ersten Runde die erste Safety Car Phase ausgerufen. Nico Hülkenberg krachte mit seinem Williams im Tunnel in die Leitplanke. "Bis zum Tunnel fühlte sich das Auto normal an, dann ist in der Kurve etwas passiert und ich bin geradeaus in die Mauer gefahren", erklärte der Deutsche.

Gleich zu Beginn der Safety Car Phase ereignete sich der nächste Ausfall: Jenson Button stellte seinen McLaren mit rauchendem Heck ab. Der Grund: Ein Mechaniker hatte in der Startaufstellung einen Kühler im linken Seitenkasten vergessen. Der Motor überhitzte und Button war draußen.

"Es hat den Motor gegrillt", sagte Button. "Ich wollte kein Öl auf der Strecke verteilen. Es wäre okay gewesen, wenn wir kein Safety Car gehabt hätten. Das war das Ende, denn bei so einer geringeren Geschwindigkeit kommt dann keine Luft rein, um zu kühlen."

Hülkenberg muss sich jedoch keine Vorwürfe machen: Danach gab es noch drei Safety Car Phasen. Eine wegen eines heftigen Unfalls des zweiten Williams-Piloten Rubens Barrichello, eine wegen eines lockeren Kanaldeckels und eine wegen eines Unfalls zwischen Jarno Trulli und Karun Chandhok. Barrichello drehte sich und schlug seitwärts in die Leitplanken ein. Danach schmiss er sein Lenkrad auf die Straße, das Karun Chandhok überfuhr. "Nach dem Boxenstopp war das Auto nicht in Ordnung", sagte Barrichello. "Das Lenkrad fühlte sich taub an."

Den spektakulärsten Unfall hatten Trulli und Chandhok in Rascasse. Der Italiener wollte den HRT-Piloten innen überholen, Chandhok machte zu und der Lotus flog über das Hispania-Auto hinweg - direkt vor den führenden Red Bull.

Schon gar nicht mehr dabei waren zu diesem Zeitpunkt die beiden Sauber-Piloten Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi und die beiden Virgin-Fahrer Timo Glock und Lucas di Grassi. "Mir ist hinten rechts die Spurstange gebrochen", verriet Glock, der nirgends angeschlagen ist. "Im Casino war auf einmal das hintere Rad locker und ist seitlich weggestanden. Da war kein Weiterfahren mehr möglich." Auch Bruno Senna (Hydraulikdefekt), Heikki Kovalainen (Getriebedefekt) und Vitaly Petrov sahen die Zielflagge nicht.