Etwas stand schon vor dem Rennen fest: eine von zwei Statistikserien würde reißen. Die letzten neun Sieger des Spanien GP in Barcelona starteten von der Pole Position. Die ersten fünf Pole Positions des Jahres 2010 gingen alle an Red Bull, gewonnen hat der Pole-Mann in diesem Jahr aber noch kein einziges Rennen.

Mark Webber machte mit der kleinen 2010er Tradition Schluss: In überlegener Manier fuhr der Australier einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Der erste Sieg von der Pole Position in diesem Jahr und der zehnte in Serie in Barcelona. Nur in der ersten Kurve musste Webber sich kurz gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel zur Wehr setzen, hinter dem auch Lewis Hamilton angeschossen kam. Danach fuhr Webber dem Feld auf und davon und kontrollierte das Rennen nach Belieben. Hinter ihm belegten Fernando Alonso und Sebastian Vettel die übrigen Podestplätze.

Mark Webber ließ der Konkurrenz keine Chance, Foto: Sutton
Mark Webber ließ der Konkurrenz keine Chance, Foto: Sutton

"Die erste Kurve war wichtig", sagte Mark Webber. "Danach kam ich in meinen Rhythmus, habe auf die Reifen und den Motor geachtet und versucht, das Rennen zu kontrollieren." Das gelang ihm. Dafür gab es Lob vom Teamkollegen: "Mark war heute eine Klasse für sich", sagte Vettel. "Mein Start war okay, aber ich konnte ihn nicht überholen. Danach ist jede Menge schief gegangen. Ich war nicht schnell genug und am Ende habe ich die Bremsen verloren."

Vettel mit Bremsproblemen

Vettel verpasste seine Chance auf Platz 2 beim ersten Boxenstopp, der wegen eines Problems mit der Radmutter vorne rechts länger als nötig dauerte und ihn die entscheidenden Zehntel im Duell mit Lewis Hamilton kostete. Der Brite kam bei seinem Stopp haarscharf vor Vettel auf die Bahn zurück und hätte seine Position bis zum Ende verteidigt, wenn er nicht in der vorletzten Runde einen Reifenschaden vorne links erlitten hätte. Der McLaren-Pilot krachte in die Reifenstapel und begrub seine Hoffnungen auf 20 WM-Punkte.

Damit bescherte er Vettel einen Podestplatz. Im Laufe des Rennens fiel Vettels Frontflügelverstellung aus, einen großen Einfluss auf seinen Speed hatte das aber nicht. Ganz anders ein Kiesbettausflug des Deutschen zehn Runden vor Schluss, der Vettel zu einem zweiten Sicherheits-Boxenstopp zwang und ihn zwischenzeitlich den Podestplatz kostete. Durch den Reifenwechsel fiel Vettel von 3 auf 4 zurück. Dank Hamiltons Pech kam er jedoch wieder aufs Podium. Vettels Team riet ihm in den Schlussrunden stetig per Funk, vorsichtig mit den Bremsen umzugehen und langsamer zu fahren.

Sebastian Vettel erlebte ein schwieriges Rennen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel erlebte ein schwieriges Rennen, Foto: Sutton

"Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll", sagte Vettel. "Der 3. Platz ist nicht schlecht, aber wir hatten uns mehr erhofft. Ein paar Punkte sind gut, aber es gibt noch einiges zu tun. Das Auto ist schnell, es muss aber auch schnell ins Ziel kommen."

Die Spanischen Fans freute es: Fernando Alonso rutschte bei seinem Heimrennen auf das Podium. "Ich bin extrem zufrieden mit dem Ergebnis", sagte Alonso. "Insgesamt war das Wochenende so lala. Es ist noch Verbesserungsbedarf vorhanden. Wir müssen zulegen, wenn wir Red Bull schlagen wollen."

Schumacher auf Platz 4

Platz 4 belegte Michael Schumacher, der sein bestes Comeback-Ergebnis einfuhr. Dafür musste er hart arbeiten: Schumacher schob sich nach seinem Stopp vor den McLaren von Jenson Button und musste sich danach Rundenlang gegen den amtierenden Champion verteidigen, ehe dieser es langsamer angehen ließ, da er trotz Geschwindigkeitsvorteil auf der Geraden nicht vorbeikam. Die Top10 komplettierten Felipe Massa, Adrian Sutil, Robert Kubica, Rubens Barrichello und Jaime Alguersuari.

"Richtige Freude kommt nicht auf, dafür war der Abstand zu groß", bilanzierte Michael Schumacher. Er habe nur seine Position verteidigen und auf Ausfälle hoffen können. "Es war interessant, Jenson für viele Runden hinter mir zu halten. Am Schluss bin ich ihm weggefahren."

Michael Schumacher fuhr auf Platz 4, Foto: Sutton
Michael Schumacher fuhr auf Platz 4, Foto: Sutton

Norbert Haug lobte: "Eine erstklassige fahrerische Leistung von Michael Schumacher", so Haug. "Mehr war heute nicht möglich, doch Michael hat seine Klasse gezeigt und Weltmeister und Tabellenführer Button auf der Strecke geschlagen - obwohl er dazu nicht das perfekte Auto hatte." Haug ist jedoch klar: "Wir müssen uns steigern, keine Frage und das werden wir Schritt für Schritt schaffen - Michaels Punkte von heute sind zumindest eine Anerkennung für die harte Arbeit aller Teammitglieder."

Kollisionen & Strafen

Entgegen der vergangenen Rennen in Barcelona gab es in diesem Jahr etliche Zweikämpfe, Kollisionen und sogar einige Überholmanöver. Gleich am Start wurde Nico Rosberg auf die Wiese gedrängt. Kurz darauf berührte ihn Robert Kubica, wodurch sich Rosberg fast drehte und weitere Plätze verlor. Den Schlusspunkt eines verkorksten Wochenendes für den Deutschen setzte ein verpatzter Boxenstopp, bei dem er zu früh losgelassen und vom Team zurückgeschoben werden musste, um das rechte Vorderrad korrekt zu befestigen.

Gar nicht so weit kam Bruno Senna, der schon in der ersten Runde etwas übereifrig zu Werke ging und geradeaus ins Kiesbett rodelte, wo er den Reifenstapel küsste. Ebenfalls früh raus waren Lotus-Pilot Heikki Kovalainen, der wegen eines Getriebeproblems gar nicht erst startete, und Pedro de la Rosa, der sich erst einen Reifenschaden bei einer Berührung mit Sebastien Buemi einhandelte und danach seinen Sauber an der Box abstellen musste. "Das Auto war unfahrbar", begründete der Spanier. Auch Sebastien Buemi sah die Zielflagge nicht.

Wilde Toro Rossos

Jaime Alguersuari holte trotz Strafe einen Punkt, Foto: Sutton
Jaime Alguersuari holte trotz Strafe einen Punkt, Foto: Sutton

Je eine Drive-Through-Strafe handelten sich die Toro Rosso Piloten ein. Buemi wurde bestraft, weil er unsicher aus der Boxengasse auf die Strecke zurückkehrte und den Verkehr nicht genügend beachtete, Alguersuari erhielt eine Strafe für eine Kollision mit Karun Chandhok, der daraufhin das Rennen aufgeben musste.

Zuvor fuhr sich Felipe Massa bei einer Überrundung den Frontflügel am HRT von Chandhok krumm. Massas Ingenieur Rob Smedley sah darin Positives und funkte an seinen Schützling: "Du bist mit gebrochenem Flügel eine halbe Sekunde schneller. Vielleicht haben wir eine Lösung gefunden!"

Auch Lewis Hamilton beschwerte sich nach einem Überrundungsmanöver in der ersten Kurve über die Hinterbänkler. "Sie sind sehr gefährlich", sagte er im Funk, nachdem er im Zweikampf mit Sebastian Vettel auf Lucas di Grassi aufgelaufen war.