Vor der Saison haben Sie Platz 8 in der Konstrukteurs-WM angepeilt - dort liegt das Team jetzt. Sind Sie mit der Performance des Teams zufrieden?
Franz Tost: Nicht ganz, denn wir hätten bessere Ergebnisse einfahren können. Wir haben durch Zuverlässigkeitsprobleme viel Zeit an den Freitagen verloren. In einem so engen Wettkampf ist jede Minute auf der Strecke wichtig, um das Auto richtig abzustimmen und das Meiste aus dem Paket herauszuholen. Außerdem wurden unsere Fahrer in Unfälle verwickelt, die nicht ihre Schuld waren, uns aber eine Punkteankunft kosteten. Angesichts unserer Rennperformance hätten wir mehr Punkte holen müssen als die zwei, die wir bislang gesammelt haben. Ich bin jedoch optimistisch, dass unser Paket in naher Zukunft mehr Punkte ermöglichen wird.

Wie schätzen Sie den STR5 ein, das erste Auto, das Toro Rosso komplett selbst gebaut hat?
Franz Tost: Der STR5 scheint ziemlich konkurrenzfähig zu sein, aber man kann nur hundertprozentig zufrieden sein, wenn man Rennen gewinnt. Innerhalb unserer beschränkten Ressourcen arbeiten wir aber effizient und machen Fortschritte. Es braucht Zeit, die Infrastruktur aufzubauen, um ein Topteam zu werden. Wir sind auf dem richtigen Weg.

Ihr Team fährt im vierten Jahr in Folge mit Ferrari-Motoren. In diesem Jahr gab es einige Probleme bei Ferrari und einem anderen Kunden. Warum hatte Toro Rosso keine Probleme?
Franz Tost: Möglicherweise gingen wir vorsichtiger an das Thema Motoren heran. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Motorschäden können immer geschehen.

In Barcelona wird Jaime Alguersuari im Mittelpunkt stehen. Wie beurteilen Sie seine Saison bisher?
Franz Tost: Er hat einen riesigen Schritt nach vorne gemacht, wenn man ihm mit der zweiten Saisonhälfte 2009 vergleicht. Er hat entdeckt, wie viel er lernen muss und welche Einstellung nötig ist, um ein erfolgreicher Formel-1-Fahrer zu werden. Er war clever genug, um das zu verstehen und hat sich einem sehr intensiven und disziplinierten Test- und Trainingsprogramm unterzogen. Jeder im Team ist von seinen Fortschritten beeindruckt. Wir erwarten in diesem Jahr von ihm sehr gute Rennergebnisse.

Toro Rosso möchte in Barcelona in die Punkte, Foto: Sutton
Toro Rosso möchte in Barcelona in die Punkte, Foto: Sutton

Wie sieht es mit Sebastien Buemi aus?
Franz Tost: Sebastiens Leistungen waren in diesem Jahr viel besser, als es seine Ergebnisse zeigen. Abgesehen vom Auftaktrennen in Bahrain war er in jedem Rennen unverschuldet in einen Unfall verwickelt: Zweimal mit Kobayashi und in China mit Liuzzi. Ich habe absolut keinen Zweifel daran, dass er schon bald sehr gute Ergebnisse abliefern wird.

Es gab in den ersten Rennen einige interessante technische Entwicklungen. Kann Toro Rosso an der Technikfront weiter pushen?
Franz Tost: Unsere Technikabteilung arbeitet sehr hart und wir werden bei den kommenden Rennen einige Updates haben. Ich glaube, dass wir unsere Performance steigern können. Beim Spanien GP bringen wir neue Bremskühlungen und eine neue Motorabdeckung. Bei den letzten Rennen haben wir unser Paket bereits verbessert. Wenn wir in Barcelona alles perfekt hinbekommen, sollten wir mindestens einen Fahrer ins Q3 bringen - zum ersten Mal in dieser Saison. Wenn uns das nicht gelingen sollte, müssten wir wenigstens sehr nah an den Top10 dran sein. Somit sind mehr WM-Punkte ein realistisches Ziel für uns an diesem Wochenende. Beide Fahrer haben hier im Winter getestet und für Jaime ist es sein Heimrennen, auf einer Strecke, die nicht neu für ihn ist und auf der er in kleineren Klassen regelmäßig gefahren ist.