Robert, herzlichen Glückwunsch zu Deinem ersten Podestplatz für Renault. Hast Du nach Startplatz neun mit so einem Ergebnis gerechnet?
Robert Kubica: Vor der Saison - ich glaube, es war nach unserem zweiten Test - habe ich einen Freund von mir angerufen und gesagt: 'Ich halte es für möglich, in Australien aufs Podium zu kommen.' Das war vor ungefähr zwei Monaten. Aber jeder konnte sehen, dass unsere Performance am Samstag nicht auf dem Level lag, der für Podestplätze nötig ist. Am Sonntag jedoch, in diesem eigenartigen Rennen, konnten wir viele Plätze gutmachen und sind Zweite geworden.

Das Team entschied, dass Du keinen zweiten Reifenwechsel machen solltest. Wie anstrengend war es, mit dem weichen Reifensatz so lange zu fahren?
Robert Kubica: Es war schwierig, die Intermediates auf Temperatur zu bringen. Als wir sahen, dass Jenson Button - der als erster auf Slicks gewechselt war - schneller war als das Feld auf Intermediates, holte mich das Team zum Wechsel herein. Das passierte zeitgleich mit Felipe Massa. Unsere Mechaniker leisteten großartige Arbeit und schickten mich vor dem Ferrari wieder auf die Strecke. Ich kam sogar vor Jenson heraus, aber der hatte seine Slicks schon ein oder zwei Runden lang warmgefahren, sodass ich ihn nicht hinter mir halten konnte.

Ich dachte, wir würden im Laufe des Rennens noch einmal wechseln, aber das Team sagte mir, dass wir uns das vielleicht auch sparen könnten, wenn die Reifen halten. Ich fuhr also so schonend wie möglich. Das war allerdings nicht einfach, denn Lewis Hamilton attackierte mich bis zu seinem Boxenstopp ganz schön heftig. Dann saß mir Felipe im Nacken. Ich habe mich darauf konzentriert, die Reifen zu schonen und gleichzeitig einen hohen Rhythmus beizubehalten. Auf diese Weise haben wir Platz zwei gesichert.

Lewis Hamiltons zweiter Boxenstopp kam für Robert Kubica überraschend, Foto: Sutton
Lewis Hamiltons zweiter Boxenstopp kam für Robert Kubica überraschend, Foto: Sutton

Du bist heute zum ersten Mal überhaupt in Melbourne ins Ziel gekommen. Was bedeutet dieses Ergebnis für Dich und für das Team?
Robert Kubica: Stimmt, in Australien hatte ich bisher kein Glück. Ich war hier schon oft schnell unterwegs und hätte in den letzten beiden Jahren locker aufs Podium fahren können, wenn ich nicht in Unfälle verwickelt worden wäre. Heute hatten wir nicht damit gerechnet, in die Nähe des Podests zu kommen. Für Renault und für mich selbst ist dieser Erfolg nach der ganzen harten Arbeit über den Winter etwas ganz Besonderes. Ich möchte mich beim ganzen Team bedanken. Wir müssen aber auch realistisch bleiben: In einem normalen Rennen reicht unsere Pace noch nicht für einen Platz unter den ersten Drei. Wir müssen bei der Entwicklung weiter Gas geben und hart arbeiten. Ich bin sicher, dass wir dann über kurz oder lang auf Augenhöhe mit den Top-Teams kommen.

Haben die beiden Ferrari Dich sehr unter Druck gesetzt?
Robert Kubica: Ehrlich gesagt, hatte ich mehr Druck von Lewis. Ich war sehr überrascht, als er hinter mir zum Reifenwechsel abbog. Erst dachte ich, er hätte eine Durchfahrtsstrafe bekommen, weil ich den Boxenstopp nicht nachvollziehen konnte. Er kam nicht an mir vorbei, obwohl er ein paar Mal fast in meinem Getriebe steckte. Einmal hat er sich glaube ich verbremst und hätte mich fast berührt. Felipe schloss später zwar schnell zu mir auf, aber ich wusste, dass die Autos hinter mir noch größere Schwierigkeiten mit ihren Reifen haben müssten als ich. Also pendelte ich mich auf ein vernünftiges Tempo ein und sah zu, dass ich das Auto ohne Fehler ins Ziel bringe.

Hat Euch heute das wärmere Wetter geholfen, nachdem ihr im Qualifying gestern unter der Kälte gelitten habt?
Robert Kubica: Wir wissen, bei welchen Bedingungen wir Probleme bekommen, und gestern hat sich dieses Wissen leider bestätigt. Am Freitag, als es überwiegend sonnig war, waren wir im ersten Training sehr stark. Dann zogen für den Rest des Rennwochenendes Wolken auf und die Temperaturen sanken. Wir bekamen die Reifen kaum auf Arbeitstemperatur, vor allem im Qualifying. Wir sind eben noch nicht auf dem Niveau der Top-Teams, aber das Rennen heute hat wieder einmal bewiesen, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. Manchmal wirst Du für harte Arbeit belohnt.