Australien ist einfach schön! Ich bin jetzt seit Montag Abend in Melbourne, nachdem ich nach Bahrain wieder zurück in Europa war, im Simulatur und auch bei Servus-TV in Salzburg. Die Zeit hier ist schnell vergangen, Melbourne ist wirklich superschön - nur leider ein bisschen weit weg von Europa. Aber das Wetter, die Leute, die Stadt, alles ist toll - das macht viel mehr Spaß als zum Beispiel in China oder auch Malaysia.

Auch die Strecke ist wirklich gut und interessant, denn einerseits ist das kein echter Stadtkurs, aber auch keine echte permanente Rennstrecke, auf jeden Fall eine interessante Mischung. Man hat es hier auch mit einem speziellen Asphalt zu tun, der sehr wenig Grip bietet, aber es gibt immer interessante Rennen hier, vor allem, weil die Strecke die ist, wo die Chance auf ein Safety-Car mit am größten ist - und das bringt ja meistens Spannung.

Mehr Action in Australien

Der Australien GP wird laut Sebastien Buemi spannender als Bahrain., Foto: Sutton
Der Australien GP wird laut Sebastien Buemi spannender als Bahrain., Foto: Sutton

Ich bin ziemlich sicher, dass es hier mehr Action geben wird als zuletzt in Bahrain, wobei man die laute Kritik nach Bahrain auch ein bisschen relativieren muss. Das Problem war da wohl auch, dass sich die Leute zum Saisonauftakt sehr viel erwartet haben, mit dem Schumacher-Comeback, mit Alonso bei Ferrari, mit den neuen Teams... Dadurch ist irgendwie die Vorstellung aufgekommen, es müsste jetzt auf einmal viel mehr los sein, dass es auf einmal 20 Überholmanöver gibt... Aber das war von vorneherein unrealistisch - warum hätte das so kommen sollen, gerade jetzt, wo alle fast die gleiche Strategie fahren?

Die Grundproblematik des Überholens ist doch immer noch die gleiche: Wenn man jemandem hinterher fährt, hat man weniger Downforce, weil man nicht mehr die gleiche Menge Luft auf den Frontflügel bekommt wie in free air, weil die der Vordermann sozusagen abfängt. Dann gibt es Turbulenzen, mehr Untersteuern, dann mal plötzlich Übersteuern, wenn der vorne nicht mehr genau im gleichen Winkel vor dir ist, die Reifen werden heißer, man rutscht mehr, hat mehr Reifenverschleiß... All das das sorgt dafür, dass man nicht nahe genug in Windschatten rankommt, um eine Überholmöglichkeit zu haben.

Und es gibt nicht genügend Unterschiede zwischen den Autos, man bräuchte zwei bis drei Sekunden, um Überholen zu können - und die gibt es nicht, außer zu den neuen Teams. Wenn ich daran denke, dass letztes Jahr in Monza alle Autos innerhalb von 0,9 Sekunden lagen... Ich sehe da auch keine wirkliche Lösung, in der Formel 1 sind lauter sehr gute Leute, alle haben im Windkanal sehr viel gearbeitet, das Reglement ist immer enger gefasst, da kann es überhaupt keine großen Unterschiede mehr geben.

Schlüsselfaktor Qualifying

Die ersten größeren Verbesserungen am Toro Rosso gibt es in China., Foto: Sutton
Die ersten größeren Verbesserungen am Toro Rosso gibt es in China., Foto: Sutton

Unser großes Ziel in Australien ist es, zu verstehen, warum unsere Pace im Qualifying noch nicht gut genug ist im Vergleich zum Rennen. Denn im Rennen waren wir in Bahrain im Zeitvergleich viel näher an den Top-Teams. Ziel ist, wenigstens den gleichen Abstand in Quali und Rennen zu haben. Für die Probleme im Qualifying wird man gleich doppelt bestraft, weil von hinten kaum etwas gutzumachen ist. Vor allem, weil jetzt alle ungefähr die gleiche Strategie haben, alle werden innerhalb von zwei, drei Runden stoppen. An Neuerungen haben wir hier nur Kleinigkeiten, die ersten größeren Sachen werden wohl für China kommen. In Barcelona wird es dann eine weitere wichtige Entwicklung am Auto geben.

Außerdem müssen wir sehen, wie das in diesem Jahr hier mit den Reifen wird, mit dem Graining. Bridgestone ist mit dem weichen Reifen eine Stufe härter gegangen als letztes Jahr, als es hier auf dieser Strecke riesige Probleme gab. Es war damals allerdings eine absolut außergewöhnliche Situation, die Probleme haben wir dann nachher nie mehr gehabt, wir wissen nicht genau, was da war, es muss irgendwie an der Kombination Reifen-Strecke gelegen haben.

Was wir wissen, ist, dass auf jeden Fall die Verbesserung der Strecke bis Sonntag nur geringfügig war, also wenn wir am Freitag viel Degradation haben, dann wird das auch im Rennen so sein. Der Trick heute ist auf jeden Fall, mit den Reifen im Qualifying aggressiv umzugehen, dann am Anfang des Rennens mit vollem Tank nicht, erst dann später wieder - genau dieses Spiel müssen wir lernen.