12 Teams und 24 Autos sind doch auch ganz nett., Foto: Sutton
12 Teams und 24 Autos sind doch auch ganz nett., Foto: Sutton

Stop press. USF1 hat uns verlassen, bevor sie wirklich da waren - es bleiben die Erinnerungen an eine spektakuläre, aber nichts sagende TV-Show als Teamvorstellung, umwerfend gute Selbstdarstellungen, endlos lange Blogs von Peter Windsor und eine der besten Werbekampagnen für Toaster in der Geschichte des Marketings.

Und natürlich: ein leerer Platz in der laut FIA-Vorgabe maximal 13 Teams umfassenden Starterliste der Königsklasse des Motorsports. Wie gut, dass mit Stefan GP schon seit Wochen ein Rennstall Wirbel veranstaltet, der angeblich Autos, Material und alles hat, nur keinen Startplatz. Die erste Schlussfolgerung wäre also: Nichts wie rein mit ihnen in die Formel 1!

Mosley hatte im Grundsatz recht

Aber halt. Wer wird denn gleich in die Luft und mit den serbischen Gäulen durchgehen? Max Mosley hatte zu Beginn des letzten Jahres den richtigen Riecher - dieses Lob gebührt dem ehemaligen FIA-Präsidenten. Mosley fürchtete weitere Ausstiege von Automobilherstellern - Ferraris leicht fehlgeleiteter Pferdeflüsterer würde es wahrscheinlich anders ausdrücken. Trotzdem: Bei nur 10 existierenden Teams und der Gefahr von zwei bis drei Aussteigern mussten neue Rennställe her.

Die Budgetgrenze mit einer Zweiklassen-F1 war Quatsch, eine billigere Formel 1 für Privatteams der alten Schule nicht. Mit Virgin Racing und Lotus fanden sich auch zwei Neulinge, die zwar Anlaufschwierigkeiten hatten und der etablierten Konkurrenz erwartungsgemäß hinterherhinken, die in Zukunft jedoch aufholen können, um zumindest den Anschluss ans Mittelfeld zu schaffen.

Keine Kurzschlussreaktion

Vier Leute und ein Tisch: Sieht besser aus als bei USF1, aber ist das ein F1-Team?, Foto: Stefan GP
Vier Leute und ein Tisch: Sieht besser aus als bei USF1, aber ist das ein F1-Team?, Foto: Stefan GP

Mit Campos kämpft noch ein Team mit den finanziellen Widrigkeiten des F1-Daseins. USF1 erlag diesen bereits. Sollte man nun, anderthalb Wochen vor Saisonbeginn noch Ersatz zulassen, obwohl das Ziel, die Ausdünnung der Startaufstellung auf unter 20 Autos und damit den Einsatz von drei Autos pro Team (hört da jemand irgendwo einen Gaul wiehern?) zu verhindern, bereits erreicht ist?

Wer jetzt meint, dass es sogar noch mehr Teams sein sollten, dem sei gesagt, dass die Zeiten der Vorqualifikation nie wieder kommen werden. Kein Team kann es sich leisten, sündhaftteuer um die Welt zu reisen, sich nicht zu qualifizieren und den ohnehin nicht gerade im Übermaß vorhandenen Sponsoren zu sagen: "Tut uns leid, wir fahren nicht mit, aber ihr müsst trotzdem bezahlen!" Und sind wir doch ehrlich: Wer braucht Teams, bei denen man nicht weiß, ob sie beim nächsten Mal noch dabei sein werden und die mehr Chaos veranstalten als das bei USF1 der Fall gewesen ist?

Sollte Campos starten, wovon Neu-Teamchef Colin Kolles überzeugt ist, stehen in Bahrain 12 Teams und 24 Fahrer in der Startaufstellung - so viele wie seit 1992 nicht mehr. Muss man also das Starterfeld auf Biegen und Brechen mit dem berühmten Brecheisen auf Teufel komm raus von 12 auf 13 Teams auffüllen? Ohne Vorbereitungszeit, ohne Testfahrten und Training für das Personal kann dabei nur etwas Imageschädigendes für die Formel 1, deren Teams und Sponsoren herauskommen - und was, wenn der Nachrücker dann auch bald die Segel streicht?

Ordnungsgemäße Ausschreibung

Schade um den TF110, aber vielleicht Glück für Prodrive, Aston Martin oder Lola., Foto: Stefan GP
Schade um den TF110, aber vielleicht Glück für Prodrive, Aston Martin oder Lola., Foto: Stefan GP

Mit Campos steht ohnehin schon ein Team im Grid, das ohne einen einzigen Test nur verlieren kann - siehe die problematischen ersten Tage von Virgin (Ist da gerade etwas Rot-Schwarzes weggeflogen?). Gemäß Colin Kolles fand er bei seinem Antritt vor wenigen Tagen bei Campos nur Chaos vor. Es sei nichts vorhanden gewesen - außer acht Softwaretechnikern und zwei bis drei F1-Ingenieuren. Das dürfte vorerst an Improvisation ausreichen. So schön ein volles Starterfeld und die Rettung des Toyota TF110 alias Stefan S-01 auch wären, braucht man beides auf Kosten der Seriösität?

Jean Todt kann ein Zeichen setzen - den zwölften Startplatz für 2011 korrekt ausschreiben, eine gründliche Auswahl treffen (jedenfalls erfolgreicher als für dieses Jahr) und damit einen echten Gewinn für das nächste Jahr erzielen, nicht nur einen kurzfristigen Lückenfüller, damit die Teilnehmerzahlen stimmen. David Richards, Lola & Co sollte mehr zuzutrauen sein, als amerikanischen Toasterfabrikanten und serbischen Last-Minute-Teams.

Um es mit Mark Webber zu sagen: "Es ist echt peinlich und unglaublich, dass Leute, die bis jetzt kein Auto haben, beim Rennen dabei sein sollen. Das sind Dinge, die man bei Micky Mouse oder Tom & Jerry erwartet. Es würde für mich mehr Sinn machen, wenn Valentino Rossi mit seiner MotoGP-Maschine in der Startaufstellung stehen würde."