Anfang der 90er Jahre verfolgte ein junger Spanier zum ersten Mal ein F1-Rennen in den Nachrichten. Ayrton Senna und Alain Prost kämpften für McLaren und Ferrari um den WM-Titel in Suzuka. "Das war mein erster Blick in die Welt und das erste Mal, dass ich Ferrari gesehen habe", erinnert sich Fernando Alonso. Straßenautos der Traditionsmarke hatte er vorher schon gesehen, aber ab diesem Moment verband er Ferrari mit dem Rennsport.

Heute ist Alonso ein glücklicher Mensch. "Ich bin lange Gokarts gefahren, dann wurde mein F1-Traum wahr. Dort wurde ich Weltmeister und jetzt bin ich Ferrari-Fahrer, damit wurde ein weiterer Traum wahr."

Tests nicht aussagekräftig

Am nächsten Dienstag steht der nächste Schritt für ihn an: Die erste Ausfahrt mit seinem neuen Arbeitsgerät, dem F10. "Der erste Test wird ein guter Benchmark sein", glaubt Alonso. "Am ersten Tag kann man verstehen, ob man sich im Auto wohl fühlt oder nicht." Danach werde man viel mehr wissen. Allerdings weiß der Spanier, dass die Tests noch nicht alles verraten. Die Benzinmengen und Programme sind unterschiedlich. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Teams mit den gleichen Benzinmengen fahren. Jeder hat seine eigene Spritmenge."

Deshalb erwartet Alonso große Unterschiede. "Es wird Tests mit drei Sekunden Unterschied geben, wir können mit guten Zeiten nicht zufrieden sein, weil wir nichts wissen. Wir könnten auch fünf Sekunden hinten sein. Wir werden sehen, wie wir uns fühlen." Der erste Test werde noch nichts über die Konkurrenzfähigkeit aussagen.

Auf lange Sicht geplant

Fernando Alonso durfte schon mal im F60 Probe fahren., Foto: Santander/Ferrari
Fernando Alonso durfte schon mal im F60 Probe fahren., Foto: Santander/Ferrari

Das Team habe viel im Windkanal, der Fabrik und im neuen Simulator gearbeitet. "Die Zahlen sehen gut aus", betont Alonso, "aber das sind eben nur Zahlen. Wenn man auf der Strecke fährt, kann es viel besser sein - oder umgekehrt." Sollte es nicht auf Anhieb gut laufen, geht für den Spanier die Welt nicht unter. Er hat seine Zeit bei Ferrari auf lange Sicht angelegt. "Wir werden langsam versuchen, erfolgreich zu sein. Wenn das nicht gleich von Anfang klappt, ist das kein Problem, denn es sind 19 Rennen."

Alonso würde sich einen Titelmehrkampf zwischen vier oder fünf Fahrern und Teams wünschen, erwartet das aber nicht. "Ich denke, letztendlich werden zwei oder drei Fahrer um die WM fahren und zwei Teams um den Konstrukteurstitel kämpfen. Es wäre schön, fünf Teams auf gleichem Level zu haben, aber das ist nicht realistisch." Wetten möchte er aber auf niemanden. Trotzdem hat er große Erwartungen an ein spannendes Jahr, natürlich auch wegen der Rückkehr von Michael Schumacher. "Die Fans werden die F1 lieben", glaubt Alonso.

"Ich habe keine Angst, vor niemandem", betont er. "Ich weiß, dass Ross Brawn und Michael eine gute Paarung sind. Sie waren sehr erfolgreich früher und sind nun wieder gemeinsam ein Team. Aber ein Teil ihres Erfolgs war ein schnelles rotes Auto, deswegen hoffe ich, dass wir dieses Jahr schnell sind und sie schlagen können."