Ferrari stellte Donnerstagmittag als erstes Formel-1-Team sein Auto für die Saison 2010 vor - den F10. "Dieses Jahr wird für uns sehr wichtig", betonte Teamchef Stefano Domenicali bei der Enthüllung des roten Renners, dessen optisch auffälligste Änderung eine spitz zu laufende Nase und die weißen Flächen des neuen Hauptsponsors sind. "Die letzte WM ist aus verschiedenen Gründen nicht erfolgreich für uns gelaufen." 2009 gewann Ferrari nur ein einziges Rennen mit Kimi Räikkönen in Belgien. "Dieses Jahr muss ein Wendepunkt für uns werden."

Der Titel als Ziel

Neben dem neuen F10 präsentierte Ferrari auch die beiden Fahrer Felipe Massa, der nach seinem schweren Unfall von Ungarn 2009 ins Cockpit zurückkehrt, sowie Fernando Alonso, der von Renault zur Scuderia wechselte. Massa sollte auch den Shakedown mit dem neuen Auto fahren, dieser musste am Donnerstagnachmittag jedoch wegen der schlechten Wetterverhältnisse abgesagt werden. Er soll am Freitag nachgeholt werden.

"Wir haben zwei neue Fahrer", sagte Domenicali. "Erstens Fernando Alonso, ein zweifacher Weltmeister. Wir wollen mit ihm einen dritten Titel gewinnen. Für ihn und uns ist jetzt der richtige Moment. Wir haben aber auch Felipe, eine neue Version von Felipe. Nach so viel Drama voriges Jahr in Ungarn. Er hatte dennoch ein tolles Jahr, weil Sohn geboren wurde. Felipe hat alles, um erfolgreich zu sein: Felipe hat gezeigt, dass er von Neuem beginnen will. Alles Gute an Felipe und Fernando für diese WM. Der Fokus liegt auf dem Team, aber beide Fahrer sind außergewöhnlich, professionell und persönlich."

Felipe Massa und Fernando Alonso wollen den WM-Titel angreifen., Foto: Ferrari
Felipe Massa und Fernando Alonso wollen den WM-Titel angreifen., Foto: Ferrari

Massa freut sich ganz besonders, wieder dabei zu sein. "Es ist eine große Freude, hier zu sein", sagt er. "Eine weitere Präsentation mit Ferrari, das ist immer ein besonderer Moment, denn voriges Jahr war sehr schwer mit dem Unfall und allem, was 2009 passiert ist. Ich bin stolz und glücklich und will mehr denn je arbeiten. Ich hoffe, dieses Auto wird stark sein und wir kämpfen um den WM-Titel. Unser rotes Auto steht hoffentlich immer auf der Pole. Wir wollen das schaffen."

100 Prozent Einsatz

Für Alonso war es der erste Launch für Ferrari. "Das ist ein tolles Gefühl für mich", sagt der Spanier. "Danke an das gesamte Team, sie haben hart gearbeitet in den letzten Monaten, um dieses Auto zu bauen. Auch danke an die Sponsoren und Partner, sie haben ebenfalls hart gearbeitet und viel Leidenschaft hineingesteckt, damit wir dieses Auto bauen konnten. Wir nehmen die Herausforderung an, um 100 Prozent herauszuholen. Felipe und ich werden alles geben. Wir wollen die Ferrari-Fans auf der Welt stolz machen und mit dem Auto den Titel gewinnen."

Als Testfahrer bleiben Marc Gené, Luca Badoer und Giancarlo Fisichella im Team, Letzterer übernimmt die Rolle des offiziellen Ersatzpiloten. Am Auto arbeitete Ferrari bereits seit Mitte des vergangenen Jahres, als man die Entwicklung des 2009er Boliden einstellte, um sich voll auf den F10 zu konzentrieren. "Wir wissen, dass es eine harte Aufgabe wird", betont Domenicali. "Wir wollen diese Verantwortung übernehmen. Die Entwicklung ist seit Beginn des Jahres intensiv und bringt viele kleine Verbesserungen, die in den Rennen viel ausmachen werden."

Keine dramatischen Veränderungen

Der F10 ist der 50. Formel-1-Wagen von Ferrari, der in der Weltmeisterschaft eingesetzt wird. Die intensive Arbeit daran begann bereits im März 2009 und wurde im Sommer noch verstärkt, als die strategische Entscheidung getroffen wurde, den F60 nicht weiter zu entwickeln. "Wir haben bei Null begonnen und das Konzept völlig neu integriert", erklärte Technikchef Aldo Costa. Im letzten Jahr musste man den wichtigen Doppeldiffusor nachträglich einbauen, was viele Probleme mit sich brachte. "Es war nicht richtig möglich, weil das Auto schon fertig entworfen war."

Für diese Saison ist vor allem der Tank größer geworden, weil das Nachtanken verboten wurde. Auch KERS findet sich nicht mehr im F10, dessen Mindestgewicht von 605 auf 620 kg angewachsen ist. Zudem sind die Vorderreifen von Bridgestone 2010 schmaler. "Es gab einige Veränderungen, auch bei der Aerodynamik, aber nicht so dramatische Änderungen wie zwischen 2008 und 2009", betonte Costa. Bis zum ersten Rennen in Bahrain wird es wie gewohnt noch einige Updates an der Aerodynamik des F10 geben.

Alles unter einem Dach

Der F10 soll Ferrari wieder zu Ruhm und Ehre führen., Foto: Ferrari
Der F10 soll Ferrari wieder zu Ruhm und Ehre führen., Foto: Ferrari

In den letzten Wochen wurde der F10 ausgiebig in der Fabrik und auf den Prüfständen getestet, Testfahrten waren nicht erlaubt. "Die wenigen Tests werden dazu da sein, um alles zu perfektionieren, was wir im Werk gemacht haben." Die Testfahrten werden aber auch zum Boxenstopptraining genutzt, immerhin werden die Stopps ohne Nachtanken viel schneller ablaufen. "Außerdem wird der Benzinverbrauch wichtig. Wir mussten den Rennverlauf neu analysieren und die Entwicklung des Autos darauf ausrichten." Auch die Anzahl der Mitglieder an der Rennstrecke wurde begrenzt. "Wir müssen lernen, wie wir so arbeiten können."

Den großen Vorteil der Roten sieht Costa in der Philosophie: "Wir glauben, unsere Stärke liegt darin, dass Ferrari den Motor, das Auto, das Getriebe und alle Teile unter einem Dach entwickelt. Der F60 war nicht so erfolgreich und wir sind sicher, dass unsere strategische Entscheidung dieses Auto besser gemacht hat." Der F10 sei bei der Aerodynamik, der Abstimmung und dem Motor besser als sein Vorgänger. "Wir sind überzeugt, dass wir einen großen Schritt gemacht haben. Wir wissen natürlich nicht, was die Gegner gemacht haben, das werden wir erst beim ersten Rennen sehen." Der F10 trage jedoch die Leidenschaft und Entschlossenheit des Teams in sich. "Wir wollen vergessen machen, was voriges Jahr war und wollen ab dem ersten Rennen stark sein."

Technische Daten - F10

Chassis
Karbonfaser
Längslaufendes, semiautomatisches, sequentielles, elektronisch geregeltes Schnellschalt-Getriebe
Sperrdifferential
Anzahl an Gängen: sieben plus Rückwärtsgang
Brembo belüftete Karbonfaser Scheibenbremsen
Unabhängige Aufhängung mit Push-Rods vorne und hintena
Gewicht mit Wasser, Schmierstoffen und Fahrer: 620 kg
BBS Räder (vorne und hinten: 13")
Motor
Typ: 056
Anzahl an Zylindern: 8
Zylinderblock in Aluminium: V90
Anzahl an Ventilen: 32
Hubraum: 2398 cm³
Kolbenbohrung: 98 mm
Gewicht: mehr als 95 kg
Elektronische Einspritzung und Zündung
Benzin: Shell V-Power
Schmierstoff: Shell Helix Ultra