Die Verbannung Flavio Briatores wegen des Crashgate-Skandals aus der Formel 1 - oder jeder anderen FIA-Serie - auf unbestimmte Zeit ist für Bernie Ecclestone eine etwas zu harte Strafe gewesen. So meinte der Formel-1-Boss in Singapur, dass eine Strafe zwar durchaus notwendig war, sie aber doch etwas milder hätte sein können. "Wenn man sich das vernünftig ansieht, so hatten die Leute an der Spitze nicht die geringste Ahnung. Die Leute im Renault F1-Team hatten nicht die geringste Ahnung. Es gab drei Leute, die wussten, was los war und das war es auch. Niemand war sonst involviert. Um diese Leute hat man sich gekümmert - nach meiner Ansicht um Flavio ziemlich übertrieben. Ich denke nicht, dass das notwendig war, aber ich saß in der Kommission, also bin ich vielleicht genauso schuldig wie jeder andere. Im Nachhinein betrachtet war das nicht notwendig", sagte Ecclestone.

Neben Briatore fasste Pat Symonds ein quasi Berufsverbot in FIA-Serien für fünf Jahre aus und Renault erhielt den Ausschluss aus der Formel 1, der zur Bewährung ausgesetzt wurde. Aber gerade die Strafe für seinen Geschäftspartner Briatore schien Ecclestone allzu hart ausgefallen zu sein. "Es war zu viel, definitiv zu viel", musste er betonen. Gleichzeitig war ihm aber klar, dass Briatore selbst auch dafür sorgen hätte können, dass er etwas billiger davonkommt. Er hätte nur zugeben müssen, dass er an der Rennmanipulation in Singapur 2008 beteiligt war, als Nelson Piquet Jr. absichtlich verunfallte, um Fernando Alonso zum Sieg zu verhelfen.

Beichten funktioniert

"Zunächst war er [Briatore] eingeladen, um auszusagen und seine Anwälte schrieben der FIA, um ihr mitzuteilen, dass sie keine Gerichtsbarkeit für ihn darstellen, was wohl stimmt. Aber das war nicht die richtige Antwort. Es wäre ebenso einfach gewesen, hinzufahren und zu sagen: 'Ich wurde mit der Hand in der Keksdose erwischt, es erschien damals eine gute Idee zu sein und es tut mir leid.' Es gibt eine Organisation, die so sehr, sehr gut funktioniert - dort gehen die Leute in ein Kämmerlein und beichten", sagte Ecclestone. Deswegen musste der Brite auch erklären, dass sein Freund Briatore die ganze Sache einfach schlecht gehandhabt hat. So war sich Ecclestone sicher, hätte Briatore während der Untersuchung und der Verhandlung anders gehandelt, wäre er zwar auch nicht ohne weiteres davongekommen, aber hätte ein milderes Urteil erfahren.

So kann Briatore nun in keiner FIA-Serie arbeiten oder Fahrer managen, die eine Superlizenz haben wollen und Ecclestone warnte den Italiener auch davor, vor ein Zivilgericht zu ziehen. Seiner Meinung nach wäre es klüger, Briatore ginge vor das Berufungsgericht. "Er sollte bei der FIA berufen. Wenn er vor ein Zivilgericht geht, könnte er nicht gewinnen, denke ich. Denn die FIA müsste sich verteidigen und jemand wird sagen, dass er [Briatore] einen jungen Burschen zu einer Sache beauftragt hat, die sein Tod hätte sein können. Das würde nicht so gut ankommen." Anscheinend gar nicht gut angekommen ist, dass Ecclestone als Mitglied des World Motor Sport Council Briatore nicht verteidigt hat. So wusste der Brite nicht, wie es Briatore nun geht, da der nicht mit ihm spricht. "Er denkt, ich hätte ihn verteidigen sollen, was ich nicht konnte."