In einem Monat ist es so weit: Felipe Massas Klage gegen die FIA, die FOM und Bernie Ecclestone wird vor dem High Court in London verhandelt. Es geht um den berüchtigten Crashgate-Skandal aus dem Jahr 2008. Damals verursachte Nelson Piquet Jr. absichtlich einen Unfall, um eine strategisch günstige Safety-Car-Phase auszulösen. Diese verhalf seinem Renault-Teamkollegen Fernando Alonso zum Sieg. Massa ist überzeugt, dass der Formel 1-Skandal damals vertuscht wurde und er in dieser Saison um den WM-Titel gebracht wurde.
Felipe Massa fordert eine Entschädigung für die Gewinne, die ihm infolge der Niederlage im WM-Kampf entgingen. Die Schadensersatzsumme soll 82 Millionen Dollar (60 Millionen Pfund) betragen. In einem Interview mit der Times diese Woche beharrte Ecclestone darauf, dass es nicht genügend Beweise für eine Untersuchung des "Crashgate"-Skandals gegeben habe, bis Piquet Jr. 2009 die Angelegenheit öffentlich machte. Von einer Vertuschung könne laut dem 94-Jährigen keine Rede sein. Es gab schlicht und ergreifend nicht genug Beweise und damit auch keine Grundlage.
"Max [Mosley, FIA-Präsident 2008; Anm. der Red.] sagte nicht, wir sollten das unter den Teppich kehren, sondern lediglich, dass es nicht gut für das Image der Formel 1 sei. Er wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht genügend Beweise gab, um etwas zu unternehmen", so Bernie Ecclestone. Allerdings sagte der frühere F1-Boss in einem Interview im vergangenen März, dass die Königsklasse noch 2008 Wissen von dem absichtlich verursachten Unfall erlangt habe. Basierend auf diesem Interview entschied sich Massa gegen die WM-Entscheidung von 2008 vorzugehen. Ecclestone selbst erinnert sich nicht daran, derartiges gesagt zu haben bzw. sei er missverstanden worden.



"Ich habe das Interview jemandem aus Deutschland gegeben. Der Typ sprach kein gutes Englisch. Er machte sich Notizen, und dann wurde es von irgendjemandem in England aufgegriffen", sagte Ecclestone. Er versteht nicht, wie es überhaupt dazukommen konnte, dass die Sache jetzt vor Gericht verhandelt wird. Die Klage wird von der Anwaltskanzlei Vieira Rezende Advogados aus Rio de Janeiro angeführt. Neben der bereits genannten brasilianischen Anwaltskanzlei, die durch Bernardo Vieira vertreten wird, treten noch sieben weitere Anwälte für Massa in Aktion.
Ex-FIA-Boss Jean Todt stützt Felipe Massas Forderungen. Man hätte auf Ungültigkeit des Skandal-GPs beharren sollen. Mehr dazu in diesem Artikel:
Als der "Crashgate"-Skandal publik wurde, wurde Flavio Briatore, der damalige Renault-Teamchef, von der FIA lebenslang gesperrt. Nach einer Klage vor einem französischen Gericht wurde diese auf fünf Jahre reduziert. Mittlerweile ist Briatore zurück in der Formel 1 und fungiert aktuell als Teamchef von Alpine. Pat Symonds, 2008 technischer Direktor bei Renault, erhielt eine dreijährige Sperre. Er kehrte 2013 als Williams-Technikchef zurück. Gegen Renault wurde eine zweijährige Bewährungsstrafe ausgesprochen. Hätte sich ein ähnlicher Vorfall innerhalb der nächsten zwei Jahre wiederholt, wäre das Team aus der Formel 1 ausgeschlossen worden.
Die wichtigsten Beweise in diesem Fall wurden von einer Person vorgelegt, die im Urteil nur als Zeuge X bezeichnet wurde – die Daily Mail berichtete 2009, dass es sich bei dem Zeugen um Alan Permane handelte, den britischen Renningenieur, der in diesem Jahr zum Teamchef bei Racing Bulls, dem Schwesterteam von Red Bull, ernannt wurde. Zeuge X soll der FIA berichtet haben, dass er Briatore und Symonds vor dem Singapur GP über den Plan sprechen hörte und dagegen protestierte.



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