Verkehrte Welt in Monaco? Andere Kräfteverhältnisse, jeder Fehler kann das Aus bedeuten. Jenson Button und Brawn GP ließen sich davon nicht beirren. Der Brite fuhr beim sechsten Saisonlauf seinen fünften Sieg ein, und zwar absolut ungefährdet. Selbst die in Monaco erstarkten Ferrari konnten Button nicht gefährden.

Die besten Voraussetzungen hatte eigentlich sein Teamkollege Rubens Barrichello, der sich am Start gegen Kimi Räikkönen durchsetzte und auf Position 2 nach vorne schoss. Danach war jedoch Schluss mit dem Vorwärtsdrang. Der Brasilianer hatte Probleme mit den weichen Reifen und musste sich sogar gegen Räikkönen wehren. Button fuhr derweil vorne seine Kreise und jenen Vorsprung heraus, den er bis zum Ende des Rennens nicht mehr abgeben sollte. Am Ende überquerte er die Ziellinie gut 10 Sekunden vor seinem ersten Verfolger Barrichello.

"Das Rennen war sehr hart, aber es war ein perfekter Sieg", sagte Button. "Das Wochenende ist hervorragend gelaufen für das Team. Wir haben bewiesen, dass unser Paket stimmt." Die Entscheidung sei schon im ersten Stint gefallen. "Ich hatte am Ende auch etwas Übersteuern, aber nicht so schlimm wie Rubens", erklärte Button. "Auf den harten Reifen lief es dann sehr gut." Gegen Ende nahm er sogar den Fuß vom Gas und riskierte nicht mehr alles. "Das darf man normalerweise nicht, weil man dann anfängt zu denken - das ist Gift in Monaco!"

Der zweite Brawn-Mann hielt beide Ferrari im Zaum, die ihm auf harten Reifen zusetzten, im letzten Stint auf den schlechteren weichen Reifen jedoch nichts entgegensetzen konnten. Die Entscheidung im Kampf um Platz 3 fiel zwischen Räikkönen und Felipe Massa. Der Finne profitierte dabei von seinem Boxenstopp und der Tatsache, dass er nach Buttons letztem Stopp vor ihm blieb, während Massa bis zu seinem zweiten Stopp hinter Button herfahren musste.

"Wir waren am Anfang schneller als Rubens, aber wir hätten die Position am Start nicht verlieren dürfen, hätten da an Jenson dran bleiben müssen", sagte Räikkönen, der auch etwas Zeit an der Box verloren hat. "Da kam Rubens weit vor mir heraus. Aber wir haben an diesem Wochenende Fortschritte erzielt und müssen damit zufrieden sein."

Auch Barrichello gab sich mit Platz 2 zufrieden. "Ich hatte einen super Start, wie in Barcelona", sagte der Brasilianer. "Vielleicht war ich danach etwas zu nah an Jenson dran, habe deswegen Abtrieb verloren und Graining bekommen." Später hatte er auch Probleme mit seinem Gurt, der sich leicht löste. "Ich musste anders fahren und anders bremsen, weil ich mich mehr bewegte", sagte er. "Das hat einfacher ausgesehen als es war."

Kurzes Rennen für Vettel

Er ist der WM-Verfolger von Brawn GP. Doch Sebastian Vettel brachte selbst der neue Doppel-Diffusor in Monaco nichts. "Mein Start war gut, aber ich habe mich etwas mit der Reifenwahl vertan", gab er zu. Vettel war überzeugt, dass die weichen Reifen die bessere Wahl für den Start waren. "Aber das waren sie nicht. Die Hinterreifen waren komplett fertig, haben abgebaut."

Das wollte Felipe Massa ausnutzen, doch er kürzte in der Hafenschikane ab, weswegen er Vettel wieder vorlassen musste, wobei Nico Rosberg die Gunst der Stunde nutzte und innen vorbeistach. Danach war Vettel aber fällig: Er wurde der Reihe nach von Rosberg, Massa und Heikki Kovalainen überholt. "Deswegen musste ich früher an die Box kommen."

Danach hatte er ein schweres Auto. "Ich weiß nicht genau, kleines Problem mit der Bremse in der ersten Kurve, die Hinterräder haben blockiert und ich bin rausgeflogen." Damit war das Rennen für ihn gelaufen. In der WM gibt er noch nicht auf. "Es gibt noch viele Rennen und es ist nicht gesagt, dass die Brawn immer ins Ziel kommen."

Die Opfer von Monaco

Neben Vettel war das Rennen auch für einige andere Fahrer vorzeitig zu Ende. Sebastien Buemi nahm in Runde 16 den Renault von Nelsinho Piquet aufs Korn, fuhr dem Brasilianer ins Heck und schoss so in der ersten Kurve beide raus. Robert Kubica stellte seinen BMW Sauber derweil mit Bremsproblemen in der Box ab. So weit kam Heikki Kovalainen nicht. Er verlor im letzten Renndrittel das Heck seines McLaren, drehte sich und flog in die Leitplanken.

Mehr Grund zur Freude hatte Mark Webber, der hinter den beiden Brawn und Ferrari wenigstens Platz 5 für Red Bull ins Ziel rettete. Die weiteren Punkteränge ergatterten Nico Rosberg, Fernando Alonso und Sebastien Bourdais. Der Franzose musste sich in den Schlussrunden gegen Giancarlo Fisichella wehren, der den ersten Saisonpunkt von Force India einfahren wollte, sich aber mit dem undankbaren neunten Rang zufrieden geben musste.

Timo Glock blieb als Zehnter ohne Punkte. Kurz vor Rennende zeigte er aber immerhin ein starkes Überholmanöver gegen Nick Heidfeld in der ehemaligen Loews-Kurve. Heidfeld rettete seinen angeschlagenen F1.09 auf Position 11 ins Ziel. Lewis Hamilton musste nach seinem Unfall im Qualifying und einem Getriebewechsel vom letzten Platz starten. Sein Vorwärtsdrang endete nach wenigen Runden in der typischen Monaco-Prozession am Ende des Feldes. Er wurde 12.

"Zwar war Lewis im letzten Drittel lange der Schnellste im Feld - bis er hinter Heidfeld fest hing - aber da war nach seinem Start von ganz hinten der Zug längst abgefahren", analysierte Norbert Haug. "Sechs Grand Prix und fünf Siege von Brawn mit unserem Motor, davon drei Doppelsiege - eine grandiose Bilanz - großer Glückwunsch dazu."