1. - S wie Startaufstellung

Es war tatsächlich die letzte Sekunde: Sebastian Vettel hatte die Pole Position schon fast sicher, da entriss ihm Jenson Button den ersten Startplatz für das Rennen in Barcelona. "Sebastian war das gesamte Wochenende herausragend und es war schwierig, ihn zu schlagen, vor allem mit wenig Sprit." Button schaffte es, obwohl er beinahe nicht auf seine schnelle Runde gedurft hätte, weil er nur Sekundenbruchteile vor dem Ablaufen der Qualifyingzeit über die Linie fuhr.

Als er das nächste Mal über die Ziellinie fuhr, hatte er die Pole. "Das fühlte sich gut an." Weniger gut fühlte sich Rubens Barrichello, der ebenfalls gerne auf Pole gefahren wäre, am Ende aber mit Startplatz 3 hinter den beiden Protagonisten der letzten Rennen Vorlieb nehmen musste. In Reihe 3 bezieht sein Teamkollege Mark Webber neben Timo Glock Position.

Einen Aufschwung gab es bei Ferrari, zumindest bei Felipe Massa. Der startet von Position 4 und hat somit durchaus Chancen auf ein gutes Ergebnis. Kimi Räikkönen ist davon weit entfernt. Er schied schon im ersten Qualifying aus und geht nur von Startplatz 16 ins Rennen.

"Ich dachte, dass wir es schaffen würden. Die Zeiten waren sehr eng, aber wir wollten keine Runde verschwenden", übte sich Räikkönen in Erklärungsversuchen. "Wir haben es nicht geschafft. Das war ein dummer Fehler, denn das Auto war hier viel besser als in den bisherigen Rennen. Umso mehr bin ich enttäuscht." Der gleiche Fauxpas war Ferrari in Malaysia bei Massa unterlaufen.

2. - S wie Start

Vettel muss am Start auf Massa achten., Foto: Sutton
Vettel muss am Start auf Massa achten., Foto: Sutton

Besonders viel Spannung verspricht der Start in den fünften Saisonlauf. Selbst die erste Reihe mit Button und Vettel zittert vor Massa und dessen KERS-Knopf. "Wenn er einen guten Start erwischt, könnte das ein Problem werden", glaubt Button. "Die erste Kurve wird etwas verrückt. Wenn ein Auto viel schneller ist als die anderen, könnte das Chaos auslösen." Besonders in einer Hochgeschwindigkeitskurve wie Kurve 1 in Barcelona.

Vettel sollte also besser wegkommen als zuletzt in Bahrain. "Hier habe ich wieder ein KERS-Auto direkt im Nacken", weiß er um Massas Knopf. "Aber egal ob mit oder ohne KERS: Man muss erst einmal einen guten Start erwischen." Darüber macht sich Massa keine Gedanken. "KERS könnte mir beim Start sehr helfen, um Plätze gut zu machen. Wir wissen, dass unser Speed im Rennen gut ist", kündigt er an.

Obwohl nur vier KERS-Autos im Feld sind, hat auch Nick Heidfeld Angst vor einem. Direkt hinter ihm startet Lewis Hamilton. "Der Weg in die erste Kurve ist der längste der Saison", weiß Heidfeld. "Aber du kannst nicht direkt rüber fahren, sonst wird dein eigener Start auch schlechter. Das Ziel ist es ja, vorne Plätze zu gewinnen. Da kann ich mich nicht nur nach hinten ausrichten. Sonst funktioniert gar nichts."

3. - S wie Strecke

Vor dem Spanien GP in Barcelona wird gerne darüber gesprochen, dass alle Fahrer die Strecke von den Tests wie ihre Westentasche kennen. "Aber die Tatsache, dass wir die Strecke kennen, bedeutet nicht, dass es keine Herausforderung ist", betont Heidfeld. "Es bewegt sich alles näher an 100%, aber trotzdem muss man das letzte Quäntchen herausholen. Die Strecke ist nicht einfach."

Die Strecke gilt als echte Prüfung für die Aerodynamik der Boliden, da sie viele lang gezogene schnelle und mittelschnelle Kurven aufweist, in denen sich die aerodynamische Stabilität und die Balance eines Autos zeigen. Aus diesem Grund wusste McLaren schon vor dem Wochenende, dass ihr Auto in Barcelona nicht so gut mitmischen würde wie in Bahrain. Mit nur wenigen nennenswerten Bremszonen und vielen schnellen Ecken bietet der Circuit de Catalunya kaum Überholmöglichkeiten.

4. - S wie Setup

Da die Aerodynamik der Schlüssel zum Erfolg ist, tendieren die Teams trotz der langen Geraden zu hohen Abtriebswerten, um über die gesamte Runde betrachtet Vorteile zu erlangen.

Bei der Abstimmung der Aufhängungselemente geht es darum, den Fahrern ein gut ausbalanciertes, schnell ansprechendes Fahrzeug an die Hand zu geben. Die Vorderachse wird deshalb eher steifer abgestimmt als üblich, was präzisere Richtungswechsel ermöglicht. Ein weicheres Setup der Hinterachse optimiert die Traktion beim Beschleunigen aus langsamen Kehren. Auch die Bodenfreiheit muss akribisch genau eingestellt werden. Um eine optimale aerodynamischen Performance zu erreichen, werden die Boliden relativ tief gelegt.

In Barcelona gilt die Spitzenleistung der Motoren nicht als wichtigster Parameter, die Achtzylinder werden hier nicht ungewöhnlich stark gefordert. Die Drosselklappen der V8-Motoren sind nur etwa auf 61 Prozent einer Runde voll geöffnet. Es gibt nur wenige harte Beschleunigungsphasen aus niedrigen Drehzahlen. Typisch für Barcelona ist vielmehr das Hochdrehen aus dem mittleren Drehzahlbereich. Das Hauptaugenmerk liegt auf einer progressiven Kraftentfaltung und guten Fahrbarkeit. Beides trägt zu ausgewogenem Handling, stabiler Balance und kontrolliertem Reifenverschleiß bei.

5. - S wie Strategie

Die Bekanntgabe der Fahrzeuggewichte nach dem Qualifying gibt in dieser Saison einige Einblicke in die Strategien der Teams. In Barcelona verliert ein Fahrer rund 22 Sekunden bei einem Boxenstopp von der Boxeneinfahrt bis zur Boxenausfahrt. Für eine Runde benötigt ein F1-Auto durchschnittlich 2,44 kg Benzin. Es sind sowohl zwei als auch drei Stopps denkbar.

Hamilton fährt einen Supertanker., Foto: Sutton
Hamilton fährt einen Supertanker., Foto: Sutton

Am besten im Tank hat in den Top-10 Nico Rosberg. Gleich danach folgen Jarno Trulli, Felipe Massa und Sebastian Vettel, der etwas schwerer ist als die Brawn GP um ihn herum. Lewis Hamilton durfte seine Spritmenge frei wählen und fährt das mit Abstand schwerste Auto im Feld. Er selbst sagte: "Ich werde pushen, egal ob wir konservativ unterwegs sind oder aggressiv."

Spannend wird erneut die Reifenwahl. Nico Rosberg setzt zunächst auf den weichen Reifen. "Mit dem harten Reifen wäre der Start wohl sehr schwer", sagt er. "Die erste Runde nach dem Start wird morgen sehr schwierig."

Fahrzeuggewichte
1. Jenson Button Brawn Mercedes 646.0 kg
2. Sebastian Vettel RBR Renault 651.5
3. Rubens Barrichello Brawn Mercedes 649.5
4. Felipe Massa Ferrari 655.0
5. Mark Webber RBR Renault 651.5
6. Timo Glock Toyota 646.5
7. Jarno Trulli Toyota 655.5
8. Fernando Alonso Renault 645.0
9. Nico Rosberg Williams Toyota 668.0
10. Robert Kubica BMW Sauber 660.0
11. Kazuki Nakajima Williams Toyota 676.6
12. Nelson Piquet Renault 677.4
13. Nick Heidfeld BMW Sauber 676.3
14. Lewis Hamilton McLaren Mercedes 683.0
15. Sébastien Buemi STR Ferrari 678.0
16. Kimi Räikkönen Ferrari 673.0
17. Sébastien Bourdais STR Ferrari 669.0
18. Heikki Kovalainen McLaren Mercedes 657.0
19. Adrian Sutil Force India Mercedes 675.0
20. Giancarlo Fisichella Force India Mercedes 656.0

6. - S wie Sonntagswetter

Regen, Chaos und Safety Cars waren in den ersten Saisonrennen nicht ungewöhnlich. In Barcelona scheint das Risiko gering zu sein, zumindest im Bezug auf den Regen. 22 Grad werden für Sonntagnachmittag erwartet, das Regenrisiko liegt bei maximal 20%. Die Safety Car Wahrscheinlichkeit ist ebenfalls gering: Seit 1991 gab es in Barcelona nur vier SC-Phasen.

7. - S wie Spannung

An Spannungsfaktoren mangelt es vor dem Rennen nicht. "Ich denke, dass wir gut da stehen und eine gute Chance haben", sagt Sebastian Vettel und hat dank seiner Tankladung auch einige Trümpfe auf seiner Seite. Die Frage ist: Wie gut sind die Brawn im Renntrimm? In Bahrain konnte Brawn im Vergleich zum Qualifying noch einmal zulegen.

Ross Brawn erwartet auch diesmal eine gute Pace. "Das neue Aerodynamikpaket bringt auf dem Papier vier Zehntel, aber es macht die Charakteristik des Autos auch freundlicher - das sollte noch mehr bringen." Und dann ist da noch eine neue Variable im Duell Red Bull gegen Brawn GP: Ferrari.

"Ich weiß nicht, ob ich ein Auto habe, mit dem ich gewinnen kann, aber ich habe ein Auto, mit dem ich um den Sieg kämpfen kann", kündigte Felipe Massa. Die Tifosi werden ihm die Daumen drücken.