1. - S wie Startaufstellung

Jedes Wochenende eine neue Startaufstellung. Die Eintönigkeit der letzten Jahre ist vorbei. Nach BRawn GP und Red Bull ist diesmal Toyota dran: Jarno Trulli und Timo Glock stehen in Reihe 1. "Ich denke, der dritte Platz war für uns heute das bestmögliche Ergebnis", sagte Sebastian Vettel. "Ich bin zufrieden und glücklich. Wir haben nichts verloren und nichts gewonnen."

Toyota freute sich unterdessen über die weiß-rote erste Reihe. "Wir können hier gewinnen", sagte Toyota-Chefingenieur Dieter Gass. "Unser Ziel ist es, in diesem Jahr Rennen zu gewinnen. Wir sind unglücklich gestartet, aber ich hoffe, dass wir es morgen umsetzen können."

Unter dem nächtlichen Himmel von Sakhir qualmen die Strategiecomputer., Foto: Sutton
Unter dem nächtlichen Himmel von Sakhir qualmen die Strategiecomputer., Foto: Sutton

Glock musste sich seinem Teamkollegen geschlagen geben. "Ich war nicht so schnell wie Jarno, habe auch einen kleinen Fehler gemacht, aber er ist ein Top-Qualifyer und es hätte auch ohne den Fehler wohl nicht zur Pole gereicht", gestand er. Ferrari brachte immerhin beide Autos in die Top-10, die auch Lewis Hamilton erreichte und dafür Lob von der Konkurrenz und Marc Surer erhielt: "Er ist die Überraschung des Qualifyings."

2. - S wie Start

Wie üblich wird der Start entscheidend sein. "Es ist kein KERS-Auto direkt hinter uns. Das ist beim Start immer eine Gefahr", freute sich Pole-Mann Trulli. "Wir möchten einen guten Start haben und dann schauen wir, dass bei den Boxenstopps nichts passiert." Umgekehrt hofft Lewis Hamilton als einziges KERS-Auto unter den Top-5, einige Plätze gutzumachen.

Auch die Ferrari-Piloten sind froh, dass sie KERS an Bord haben. "KERS ist auf dieser Strecke definitiv hilfreich. Im Vergleich zu gestern und heute waren die Rundenzeiten ähnlich der Top-Zeiten der anderen", erklärte Kimi Räikkönen. Felipe Massa wurde noch deutlicher: Ferrari müsse KERS verwenden, da es drei oder vier Zehntel koste, wenn es nicht im Auto wäre. "Wir sind schon hinten, wenn wir noch drei, vier Zehntel verlieren, dann wird es wirklich schwer." Der Ferrari-Gegner heißt wohl Fernando Alonso. "Wir müssen versuchen vor den Ferraris zu bleiben", kündigte der Spanier an. "Beide stehen hinter uns."

3. - S wie Strecke

Bahrain unterscheidet sich von den bisherigen Rennstrecken in dieser Saison. Das beginnt bei der Nutzung von KERS, das auf der Wüstenstrecke einen enormen Vorteil bringt. Norbert Haug spricht von bis zu einer halben Sekunde. Der Grund liegt in der Streckencharakteristik, die starke Bremszonen bietet, die für die höchsten Bremsbelastungen des Jahres führt. Gleichzeitig können die Fahrer KERS auf den Geraden gut nutzen. "Aber es geht um das Speichern der Energie, abrufen kann man die Energie auf jeder Strecke", betont Mario Theissen. Es gebe immer eine Gerade, wo man den Knopf drücken könne.

"Es ist ein anspruchsvoller Kurs", bestätigt Fernando Alonso. "Die Strecke befindet sich mitten in der Wüste, sodass es immer sehr sandig ist und sich die Bedingungen von Runde zu Runde verändern können", erklärt Alonso weiter. "Es gibt einige gute Überholmöglichkeiten, vor allem vor Turn 1 und Turn 4."

4. - S wie Setup

Der Wechsel zwischen Geraden und Kurven bedingt einen Setupkompromiss. "Bei der aerodynamischen Abstimmung für den Kurs in Bahrain muss man einen Kompromiss eingehen", bestätigt Willy Rampf. "Einerseits verlangen die vielen langsamen Kurven hohen Abtrieb, andererseits ermutigt die außergewöhnliche Breite der Strecke die Fahrer zum Überholen, deshalb darf man die Höchstgeschwindigkeit nicht vernachlässigen." Wegen der langsamen Kurven spielen Traktion und Bremsbalance eine große Rolle. Der Bremsverschleiß ist auf diesem Kurs besonders groß, insbesondere in der Kurve nach der Start-Ziel-Geraden und in der Kurve 4.

5. - S wie Strategie

Brawn GP ist diesmal nicht der große Favorit., Foto: Sutton
Brawn GP ist diesmal nicht der große Favorit., Foto: Sutton

Kaum war das Qualifying vorbei, mutmaßte Sebastian Vettel in der Pressekonferenz: "Die Toyota sind vielleicht etwas leichter als wir." Während sich Jarno Trulli zu dieser Vermutung nicht äußern wollte, legte Vettels Teamchef Christian Horner nach: "Toyota könnte drei Stopps machen", glaubte Horner. "Wir haben bei Sebatien einen Reifensatz aufgespart und er hatte eine gute Pace. Es sieht gut aus für uns."

Selbst Timo Glock sagte in der Ungewissheit vor der Bekanntgabe der Fahrzeuggewichte: "Ich kann mir schon vorstellen, dass Sebastian vielleicht die eine oder andere Runde länger draußen bleiben kann." so wird es sein: Die Auto sind mit 648,5 kg (Trulli) und 643 kg (Glock) die leichtesten Autos im Feld. Vettel hat zehn Kilo mehr im Tank als der Pole-Mann.

In Bahrain machten 10 Kilo ungefähr 0,36 Sekunden respektive vier Runden aus. Angesichts dieser Formel müsste Trulli ungefähr in Runde 16 zum Nachtanken an die Box kommen, Vettel würden dann cirka vier Runden bleiben, um einen etwaigen Positionswechsel herauszufahren.

Bei den Reifen scheint es keine Probleme zu geben. "Mit mehr Gummi und höheren Temperaturen war der Reifenunterschied nicht so groß wie am Freitag", verriet Nick Heidfeld. "Der weiche Reifen ist auf einer Runde fast ein bisschen besser", sagte Glock. "Bei der Konstanz bin ich mir nicht so sicher. Der harte ging ganz gut."

Qualifying-Positionen und Gewichte

1. Trulli 648.5 kg (erwarteter erster Boxenstopp: 16. Runde)
2. Glock 643.0 kg (14. Runde)
3. Vettel 659.0 kg (20. Runde)
4. Button 652.5 kg (18. Runde)
5. Hamilton 652.5 kg (18. Runde)
6. Barrichello 649.0 kg (16. Runde)
7. Alonso 650.5 kg (17. Runde)
8. Massa 664.5 kg (22. Runde)
9. Rosberg 670.5 kg (25. Runde)
10. Raikkonen 671.5 kg (25. Runde)
11. Kovalainen 678.5 kg (28. Runde)
12. Nakajima 680.9 kg (29. Runde)
13. Kubica 698.6 kg (36. Runde)
14. Heidfeld 696.3 kg (35. Runde)
15. Piquet 677.6 kg (28. Runde)
16. Sutil 679.0 kg (28. Runde)
17. Buemi 678.5 kg (28. Runde)
18. Fisichella 652.0 kg (17. Runde)
19. Webber 656.0 kg (19. Runde)
20. Bourdais 667.5 kg (24. Runde)

6. - S wie Sonntagswetter

War das Regenrisiko in Shanghai noch deutlich erkennbar, ist es in der Wüste von Bahrain viel geringer. Und auch der befürchtete Sandsturm dürfte wohl ausbleiben. Vor dem Wochenende hatte Nick Heidfeld noch eine Wiederholung der Sandstürme gefürchtet, die vor Saisonbeginn bei den Tests tobten und einige Tage ganz in den Sand fielen ließen.

Aber auch so mischt der Sand kräftig mit in Bahrain. "Die Streckenveränderung ist recht groß", verrät Heidfeld. "Im Laufe des Wochenendes liegt deutlich mehr Gummi auf der Strecke, aber der Wind macht einen großen Unterschied." Am Samstag fuhr Heidfeld einige Male im Drehzahlbegrenzer im siebten Gang. "Das hat etwas Zeit gekostet. Aber wir erwarten für das Rennen Gegenwind, das macht hier einen Riesenunterschied." Denn es verändert die Balance erheblich.

7. - S wie Spannung

Für Marc Surer ist die gute Performance Toyota keine Überraschung. "Sie waren schon vorher stark", erinnert er. "Die Startaufstellung verspricht einiges an Spannung." Denn aufgegeben haben die Brawn-Piloten noch nicht. "Unsere Rennpace am Freitag war besser als die von allen anderen", glaubt Rubens Barrichello. "Wir können beide Autos aufs Podium stellen, aber Toyota und Red Bull sind die Favoriten."

Das sieht auch Nico Rosberg so. "Timo Glock und Sebastian Vettel haben sehr gute Chancen im Rennen, sie haben die besten Autos", so Rosberg. "Sie sind sogar überraschend schneller als Brawn GP." Entsprechend erwartet Jenson Button ein hartes Rennen und keinen Spaziergang. "Wir haben nicht deren Pace. Unsere Pace war gestern auf Long Runs gut, aber als Vierter ist es schwierig."

Ein paar Sorgenfalten bereitet dem Pole-Mann Jarno Trulli ein Bremsproblem, das ihn schon im Qualifying handicapte. "Das ist ein bisschen eine Sorge für das Rennen, aber wir werden es uns über Nacht ansehen", meinte er. Sein Chef John Howett gab später Entwarnung: Man habe es genauso im Griff wie das Software-Problem, das Timo Glock im Training zum Stehen brachte.