Alle schauten auf die bislang in dieser Saison überlegenen Brawn GP von Jenson Button und Rubens Barrichello. Doch plötzlich hatten die weißen Renner drei Gegner, die im Q3 mit ihren Zeiten mithalten konnten - Mark Webber, Fernando Alonso und Sebastian Vettel. Alle drei stehen vor den beiden Brawn von Rubens Barrichello und Jenson Button. Der Sieger der ersten beiden Rennen musste sich somit zum ersten Mal in dieser Saison in der Qualifikation geschlagen geben, nachdem er bisher alle beiden Poles geholt hatte.

Für Red Bull ist Vettels erster Startplatz die erste Pole Position in der Formel 1. Abgerundet wird sie durch Startplatz 3 für Mark Webber. "Das Auto lief toll, wir wussten, dass wir schnell sind, mussten uns also keine Sorgen machen", sagte Vette. Trotzdem war es für ihn nicht einfach, da er nur einen Anlauf für seine Pole-Zeit nahm. "Wenn man weiß, dass man nur eine Runde hat, keine Fehler machen darf, ist das nicht einfach. Auch wusste ich nicht, wie sich das Auto mit mehr Benzin verhält. Aber es hat gepasst. Deshalb bin ich super froh, dass wir es geschafft haben."

Sebastian Vettel startet von der Pole Position., Foto: Sutton
Sebastian Vettel startet von der Pole Position., Foto: Sutton

Ebenso überraschend ist die Auferstehung von Fernando Alonso, der im aufgerüsteten Renault auf Platz 2 fuhr und nur wenige Zehntel hinter Vettel lag. Besonders bemerkenswert ist Alonsos Leistung, weil er im 3. Freien Training, in dem zum ersten Mal der neue Unterboden samt Diffusor am Auto war, nur 6 Runden fahren konnte. Er musste das Setup und Fahrverhalten also während des Qualifyings kennen elrnen.

"Es war ein merkwürdiges Wochenende für uns", sagte Alonso. "Am Morgen hatten wir praktisch ein komplett neues Auto und konnten nur wenige Runden damit fahren. Zu Beginn des Qualifyings hatten wir ein bisschen Zweifel, es war ein Stochern im Nebel, da ich nicht genau wusste, wie das Auto reagieren würde. Aber Platz 2 ist ein riesiger Motivationsschub für das Team."

Mark Webber hätte dieser zweite Platz auch gefallen. "Es wäre toll gewesen, wenn wir auf 1 und 2 gestanden hätten", sagte der Australier. "Aber warten wir die Benzinmengen ab." Vettel freut sich derweil vor dem Start darüber, dass Alonso ohne KERS antritt. "Hier gibt es eine lange Zielgerade, wo KERS ein Vorteil sein könnte. Also freue ich mich, dass Fernando es nicht nutzt."

Offene Strategie

Was die Rundenzeiten im Vergleich zum Gewicht wert sind, zeigt sich am Nachmittag, wenn die FIA die Gewichte aus Q3 bekannt geben wird. "Man muss abwarten, wie viel Benzin Red Bull an Bord hatte", sagte Ross Brawn. "Ich hoffe, dass sie leicht sind, aber sie waren das ganze Wochenende gut. Es wird ein hartes Rennen."

Brawn GP wurde zum ersten Mal in diesem Jahr geschlagen., Foto: Sutton
Brawn GP wurde zum ersten Mal in diesem Jahr geschlagen., Foto: Sutton

Vettels Teamchef Christian Horner deutete mit einer aggressiven Strategie eine mögliche Dreistoppstrategie bei Red Bull an. "Ich hatte einen hohen Puls", erklärte er. "Es war eine brillante Leistung von Sebastian. Die Strategie war aggressiv, aber es war auch eine super Leistung von Mark. Renault kann zufrieden sein." Denn es stehen drei Autos mit Renault-Motoren auf den ersten drei Startplätzen. "Platz 1 und 3 ist ein super Ergebnis - und das ohne Diffusor."

Hinter den Top-6 reihte sich Nico Rosberg als zweitbester Deutscher auf Rang 7 ein. Neben ihm startet am Sonntag Kimi Räikkönen aus Reihe vier. Lewis Hamilton und der Schweizer Sebastien Buemi stehen gemeinsam in Reihe 5. "Es war ein auf und ab, letztlich bin ich ein bisschen enttäuscht, da ich etwas mehr erwartet hatte", bilanzierte Rosberg. "Ich konnte die Reifen nicht auf Temperatur bringen, aber unsere Strategie ist okay." Bei Vettel tippt Rosberg auf einen kurzen ersten Stint. "Ich denke, sie haben weniger Sprit drin. Wahrscheinlich fahren sie die ersten 10 Runden oder so mit den weichen Reifen, damit sie die abgehakt haben, um dann das gesamte Rennen mit den härteren zu fahren."

Frühes Aus für Massa und Kubica

Nachdem Felipe Massa in Malaysia schon in Q1 ausgeschieden war, scheiterte er in China erst im Q2. Diesmal war allerdings kein taktischer Fehler dafür verantwortlich.

Auch zwei Deutsche schieden im Q2 aus: Nick Heidfeld als 11. und Timo Glock als 14. "Auf meiner schnellsten Runde war nicht mehr drin", sagte Heidfeld, der am Maximum des Autos angelangt war. "Im zweiten Versuch war nicht genug Grip da." Jetzt baut er auf einen guten Start und vielleicht eine kleine Regenchance. "Das ist unsere beste Möglichkeit."

Massa musste früh zuschauen., Foto: Sutton
Massa musste früh zuschauen., Foto: Sutton

Glock trifft noch eine Strafversetzung um 5 Plätze wegen eines Getriebewechsels. Damit geht er aus der letzten Reihe ins Rennen. "Das ging nach hinten los und dadurch fehlte Training", so Glock. "Zudem hat sich die Strecke leider relativ stark verändert, das Auto war ziemlich schlecht zu fahren. Da war mir klar, dass es schwierig würde, in die Top-10 zu kommen." Der Toyota sei sehr instabil auf der Bremse gewesen. Seine Hoffnung für das Rennen ist Regen. "Sonst nichts."

Erneut scheiterte ein BMW Sauber in der ersten Qualifyingsession. Zum ersten Mal erwischte es dabei Robert Kubica. "Es gibt immer ein erstes Mal", meinte er und beklagte sich über fehlenden Grip. "Die Runde mit weichen Reifen hat nicht funktioniert. Ich hatte praktisch keinen Grip." Hinzu kam ein Fehler in Kurve elf. "Deswegen hat es nicht gereicht. Es ist noch nicht ganz vorbei, aber es sieht schwierig aus."

Für Adrian Sutil gab es wenigstens einen Grund zum Lächeln: Er hat seinen Teamkollegen Giancarlo Fisichella geschlagen. "Wir sind aber enttäuscht, weil die Abstände extrem groß sind. Das Auto ist schwierig zu fahren, hat wenig Balance und Downforce. Bislang ist es eines der schlechtesten Rennen."

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Webber in Boxeneinfahrt im Kies
ausgeschieden: Bourdais, Piquet, Kubica, Sutil, Fisichella
Top-6: Button, Barrichello, Webber, Hamilton, Rosberg, Räikkönen
2. Session
Zwischenfälle: keine
ausgeschieden: Heidfeld, Kovalainen, Massa, Glock, Nakajima
Top-6: Vettel, Webber, Barrichello, Button, Trulli, Hamilton
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Vettel, Alonso, Webber, Barrichello, Button, Trulli