1. - S wie Startaufstellung

Er hat es wieder getan: Jenson Button stellte seinen Brawn-Renner am zweiten Samstag in Folge auf die Pole Position. "Es ist nicht einfach, eine Pole zu holen, aber zwei hintereinander ist fantastisch", sagt der Brite, der erneut Favorit auf den Sieg ist. Neben ihm startet überraschend Jarno Trulli vor einer deutschen Reihe mit Timo Glock und Nico Rosberg. Somit stehen Vertreter aller drei Doppeldiffusor-Teams vorne.

"Wir fühlen uns mit Platz 1 und 2 der legalen Autos moralisch ganz vorne", sagt Red Bull Berater Helmut Marko. "Die Überlegenheit der Doppel-Diffusoren ist hier in Malaysia mehr als deutlich geworden." Noch deutlicher war der Strategiefehler von Ferrari, die ihre Piloten am Ende von Q1 nicht noch einmal für eine zweite Runde rausschickten und so Felipe Massa vorzeitig verloren.

"Wie groß muss die Ignoranz gegenüber der Realität sein, dass dir so etwas passiert?", fragt Christian Danner. Massa gibt die Antwort: "Die Vergangenheit ist in unserer Erinnerung noch zu frisch", so der Brasilianer. "Damals konnten wir ganz leicht unter die Besten 15 fahren, sogar mit den harten Reifen. Heute ist das nicht mehr so leicht. Wir müssen jetzt in jeder Session alles geben und auch die weichen Reifen nutzen."

2. - S wie Strafen

Ganz ohne Strafen ging es auch in Malaysia nicht. Diesmal standen die beiden Strafversetzungen für die Startaufstellung jedoch schon vor dem Qualifying fest; Disqualifikationen blieben bislang aus. Die erste Strafe handelte sich Sebastian Vettel ein, weil er in Melbourne mit Robert Kubica kollidierte. Er startet statt von Position 3 nur von Platz 13. Rubens Barrichello qualifizierte sich für Platz 4, verliert aber fünf Startplätze wegen eines Getriebewechsels.

Sebastian Vettel konnte sich nicht wirklich über Platz 3 freuen., Foto: Sutton
Sebastian Vettel konnte sich nicht wirklich über Platz 3 freuen., Foto: Sutton

Einen Protest gab es übrigens auch: BMW Sauber protestierte gegen die Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams. Den gleichen Protest hatten sie schon in Melbourne eingelegt, vor einer Woche wurde er aber wegen eines Formfehlers gar nicht zugelassen. Auch diesmal wurde der Protest (wie schon in Melbourne) abgelehnt, das Team ging jedoch in Berufung und steht somit zusammen mit Ferrari, Renault und Red Bull am 14. April vor dem Berufungsgericht. Bis dahin bleiben die Ergebnisse von Australien und Malaysia provisorisch.

3. - S wie Start

Der Start war schon immer wichtig, doch in dieser Saison ist er noch wichtiger: Denn manche Fahrer können ab 100 km/h zusätzliche Power von KERS abrufen. Laut Mario Theissen kann das acht bis zehn Meter ausmachen, also sehr wohl einen Platzgewinn bringen. Das ist umso wichtiger, weil der Weg bis in die erste Kurve sehr lang ist. "Wenn KERS gut läuft, dann kann man mit dem Schub, den man hat, vielleicht zwei Startreihen überholen", sagt Rubens Barrichello.

"Ich muss morgen auf der schmutzigen Seite starten und habe zudem einige Autos mit KERS hinter mir, was die Sache sicher sehr spannend macht", weiß Robert Kubica, der wie Rubens Barrichello kein KERS im Auto hat. Jenson Button muss sich trotzdem keine Sorgen machen, da rund um seinen Startplatz niemand mit KERS ausgestattet ist. "Das sollte uns beim Start helfen", meint Ross Brawn. Gefahr droht Button dennoch: "Jarno und ich müssen probieren, dass wir den Jenson in der ersten Kurve ein bisschen in die Zange nehmen", sagt Timo Glock. "Das wäre gut."

4. - S wie Schlüsselstellen

Dank KERS werden in Malaysia auch die Geraden zu Schlüsselstellen für die Fahrer und mögliche Überholmanöver. "Es gibt zwei lange Geraden, auf denen wir von der Zusatz-Power unseres KER-Systems beim Überholen profitieren könnten", bestätigt Nelsinho Piquet.

Sein Teamkollege Fernando Alonso beschreibt den Kurs als ganz anders als den Albert Park in Melbourne. "Viele schnelle, fließende Kurven, in denen ein Formel 1-Bolide seine ganze Leistungsfähigkeit ausspielen kann", erklärt der Spanier.

Etwas technischer geht Willy Rampf zu Werke: "Der Kurs in Sepang ist eine sehr anspruchsvolle Strecke, die an das Chassis und dessen Abstimmung hohe Anforderungen stellt", erklärt der Techniker. "Es gibt schnelle Wechselkurven, in denen Stabilität entscheidend ist." Gleichzeitig verlangen die engen, zum Teil ansteigenden Kurven eine gute Traktion beim Herausbeschleunigen. "Besonders heikel ist die Rechtskurve vor der Gegengeraden, die zum Ausgang hin zumacht."

5. - S wie Strategie

Reifen und Spritmengen - das sind die entscheidenden Themen, wenn es um Formel-1-Strategien geht. Im Gegensatz zu Melbourne werden die Reifen in Malaysia nicht ganz so entscheidend sein, jedenfalls erwarten die Protagonisten nicht, dass sich die weichere Mischung schon nach wenigen Runden auflösen wird. "Der weiche Reifen baut hier nicht so ab", bestätigt Mario Theisen. "Vielmehr ist es die Frage, ob man den harten zum Arbeiten bekommt."

Auch Nico Rosberg erachtet den weicheren Reifen als perfekt, der harte sei zwar etwas zu hart, aber doch in Ordnung. Nach rund anderthalb Runden sei auch die härtere Mischung aufgewärmt. "Wir erwarten nichts Ungewöhnliches", sagt Toyota-Techniker Pascal Vasselon. Bei Brawn GP sparte man Reifen für das Rennen. "Wir haben ihn die meiste Zeit im Qualifying mit harten Reifen auf die Strecke geschickt, um ein paar weiche Reifen zu sichern. Es ist großartig, dass wir jetzt noch zwei neue Reifensätze für das Rennen haben", freut sich Ross Brawn.

An der Tankstelle werden die Red Bull relativ früh erwartet. Sebastian Vettel soll schon in Runde 13, Mark Webber in Runde 16 zum Nachtanken an die Box kommen. Bei Williams plant Nico Rosberg zwei Stopps. Ganz anders Renault. "Wir haben uns entschieden, viel aufzutanken", verriet Pat Symonds. "Wenn das Wetter also schlecht werden sollte, haben wir einen Vorteil." Das schwerste Auto der Top-7 hat erneut Pole-Mann Jenson Button:

1. Jenson Button 660 kg
2. Jarno Trulli 656,5
3. Sebastian Vettel 647
4. Rubens Barrichello 664,5
5. Timo Glock 656,5
6. Nico Rosberg 656
7. Mark Webber 656
8. Robert Kubica 663
9. Kimi Räikkönen 662,5
10. Fernando Alonso 680,5
11. Nick Heidfeld 692
12. Kazuki Nakajima 683,4
13. Lewis Hamilton 688
14. Heikki Kovalainen 688,9
15. Sebastien Bourdais 670,5
16. Felipe Massa 689,5
17. Nelson Piquet Jr. 681,9
18. Giancarlo Fisichella 680,5
19. Adrian Sutil 655,5
20. Sebastien Buemi 686,5

6. - S wie Sonntagswetter

Adrian Sutil kennt sich mit Malaysia aus. "Das Wetter kann ein bisschen Action reinbringen", sagt er. "Es könnte die größte Variable im Rennen sein", stimmt Christian Horner zu und hofft auf einen Vorteil: "Sebastian kann mit Wetterkapriolen sehr gut umgehen."

Trotzdem rechnet Christian Danner mit Chaos, sollte es tatsächlich zu monsunartigen Regenfällen kommen, wie sie in Malaysia normal sind. "Dann fliegen hundertprozentig ein paar Fahrer ab", sagt Danner. "Wenn es Bernd Mayländer im Safety Car schafft, selbst nicht abzufliegen, eiern alle so lange herum, bis es wieder einigermaßen geht."

Nico Rosberg sieht sein Team auch für ein Regenrennen gerüstet. "Wir wissen, wie die Abstimmung geändert werden müsste", sagt er. Einen Setup-Kompromiss sei man deswegen im Qualifying aber nicht eingegangen. Wie sich KERS im Nassen verhält, ist noch unklar. "Dann bringt es nicht so viel wie im Trockenen", meint Theissen, "aber wir können auf jeden Fall damit fahren".

Nicht fahren könnten die Piloten, wenn das Rennen wegen eines Regengusses verschoben wird und dann wegen der späten Startzeit das Licht ausgeht. "Das ist ein Sicherheitsproblem, das übersehen wurde", betont Theissen. "Eine kurze Verzögerung wird einen vorzeitigen Abbruch hervorrufen, weil es dann zu dunkel wird." Er hätte einen Rennstart um 16:00 Uhr Ortszeit bevorzugt.

7. - S wie Spannung

Felipe Massa muss von Platz 16 eine Aufholjagd starten., Foto: Sutton
Felipe Massa muss von Platz 16 eine Aufholjagd starten., Foto: Sutton

Obwohl Brawn GP auch in Malaysia für die Experten der Favorit ist (Danner: "Es ist das überlegene Auto."), ist die Spannung vor dem Rennstart ähnlich hoch wie beim Saisonauftakt. "Wenn es normal läuft, wird es ein schönes, enges Rennen, in dem Button definitiv die besten Karten hat und Barrichello nicht zu unterschätzen ist", meint Danner, der den Brasilianer auch nach der Strafversetzung nicht abschreibt. "Er ist nah genug dran, um nach vorne zu kommen." Und im Regen sei ohnehin alles möglich.

Deshalb hat auch Barrichello noch nicht aufgegeben. "Ich schließe es nicht aus, dass ich auf den Sieg gehe", kündigte er an. Unter trockenen Bedingungen hat sein Teamkollege allerdings bessere Chancen. Andererseits sind ihm die Toyota und Nico Rosberg auf den Fersen. Der Deutsche zeigte schon in Melbourne, dass er vorne mithalten kann und Toyota war in der Hitze von Sepang schon immer gut.

Eine Aufholjagd haben McLaren und Ferrari vor sich. "Unser KERS ist im ersten und dritten Sektor sehr hilfreich", hofft Norbert Haug. "Vielleicht können wir ein paar Autos überholen, die momentan vor uns stehen." Für Massa wird das von Platz 16 schwierig.

"Von dort hinten kommt Felipe Massa bis zu den McLaren und dann bleibt er hängen", glaubt Danner. "Die haben genauso KERS wie Massa, dann kann er nicht so einfach vorbeifahren. Wenn er Glück hat, ist er ein paar Zehntel schneller, aber bei dem dichten Feld ist er nicht überlegen und im Verkehr fährt er auch mit dem Ferrari langsamer."