Er ist zurück: keine vier Tage nach seinem Unfall in Hockenheim nahm Timo Glock wieder in einem Formel 1-Auto Platz. Das Wichtigste zuerst: "Ich bin voll erholt und fühle mich gut", sagte Glock. Der Toyota-Pilot absolvierte wie geplant und ohne Nachwehen des heftigen Crashs über 340 Testkilometer. Bereits am Montag war Glock aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo keinerlei Verletzungen festgestellt werden konnten.
"Es war gut, wieder im Auto zu sitzen und insgesamt war es ein positiver Testtag für uns", sagte Glock am Abend. Auf dem Programm standen Setuparbeiten für den Ungarn GP sowie Aerodynamikvergleiche. "Wir haben am Vormittag hart gepusht und konnten so die meiste Arbeit noch vor der Mittagspause erledigen", verriet er. Das war besonders wichtig, weil die hohen Temperaturen am Nachmittag nur schwer Vergleiche zuließen. "Dann ist die Strecke einfach zu langsam, um ein klares Bild vom Auto zu erhalten." Abgesehen von einem Problem mit dem Benzinsystem verlief der Test für Toyota reibungslos.
Webber bringt Red Bull ins Spiel
Wie an den ersten beiden Testtagen gehörte die Bestzeit einem Red Bull-Piloten. Nachdem am Dienstag und Mittwoch Sebastian Vettel diese Ehre zuteil wurde, übernahm am Donnerstag dessen nächstjähriger Teamkollege Mark Webber das Kommando in Jerez de la Frontera. Der Australier war mit Arbeiten an der Aerodynamik und der Aufhängung beschäftigt, werkelte aber auch an den Reifen für 2009. "Das waren zwei ziemlich gute Tage", fasste Webber zusammen. "Das Auto lief zuverlässig und wir haben viele Kilometer zurückgelegt."
Platz 2 belegte der von seinem Podiumsbesuch in Hockenheim beflügelte Nelsinho Piquet vor Kimi Räikkönen. Sowohl Webber als auch Piquet fuhren ihre schnellsten Runden auf den profillosen Slicks. "Die Slicks waren sehr interessant", sagte Piquet, der den Tag jedoch mit Rillenreifen begonnen hatte, um ein Basissetup herauszufahren. "Sie haben sich gut angefühlt, boten jede Menge Grip und das Auto funktionierte gut." Trotz der guten Zeit lief für den jungen Brasilianer nicht alles nach Plan: er kam in Kurve 9 von der Strecke ab, berührte die Mauer leicht und verursachte so eine rote Flagge.
Den Problemen auf der Spur
Kimi Räikkönen absolvierte seinen zweiten Testtag in dieser Woche. Der amtierende Champion setzte seine Setuparbeiten am F2008 fort und arbeitete vor allem im Hinblick auf die kommenden Rennen, damit sich sein schwarzes Wochenende von Hockenheim nicht wiederholt. Gegen Ende des Tages fuhr er auch einige Runs mit den Slick-Reifen für 2009.
"Wir haben an beiden Tagen viele Tests gemacht und versucht herauszufinden, was in Hockenheim passiert ist", verriet Räikkönen. Jetzt habe man ein klareres Verständnis vom Formabfall in Deutschland. "Das Auto war heute besser als gestern und wir glauben, dass es für die nächsten Rennen bereit ist. Unsere Gegner sind sehr stark, aber die WM ist noch lang und wir haben alle Zeit der Welt, um uns wieder zu fangen, denn in der Formel 1 kann sich alles ganz schnell ändern." Schon am Freitag ändert sich etwas bei Ferrari: dann sitzt Felipe Massa im Auto.
Überraschungen und Defekte
Die Überraschung der nicht unbedingt aussagekräftigen, da von Slicks und Rillenreifen verzerrten Zeitenliste war Tonio Liuzzi, der mit dem Force India die viertschnellste Zeit fuhr. Das Geheimnis der guten Platzierung: Liuzzi fuhr mit dem neuen Quickshift-Getriebe und allem voran dem 2008er Downforce-Paket. "Wir setzten die Arbeiten von gestern fort und hatten erneut einen sehr positiven Tag", freute sich der Italiener. Neben den Bremsen und der Aerodynamik testete Liuzzi auch neue Radkappen nach dem Vorbild von Ferrari. Am meisten Spaß hatte er aber an den Slicks. "Das habe ich sehr genossen, ich hatte viel mehr Grip und das Auto schien damit sehr gut ausbalanciert zu sein." Am Freitag wird nicht wie geplant Giancarlo Fisichella im Auto sitzen. Der Stammpilot leidet an einer Virusinfektion und wird von seinem Teamkollegen Adrian Sutil ersetzt. Fisichellas Einsatz in Ungarn ist nicht gefährdet.
Hinter Liuzzi reihte sich McLaren-Tester Pedro de la Rosa auf Rang 5 ein. Der Spanier sollte sich eigentlich auf Setup- und Entwicklungsarbeiten für die laufende Saison konzentrieren, wurde jedoch von einigen technischen Problemen gehandicapt. Am Vormittag spielten seine Systeme verrückt, so dass er auf der Strecke liegen blieb, am Nachmittag stoppten ihn ein Ölleck und der dazugehörige Motorwechsel. So konnte de la Rosa nur 39 Runden zurücklegen, auf denen er hauptsächlich an der Aerodynamik arbeitete.
Die Schlusslichter der Zeitenliste waren zwei Routiniers: Rubens Barrichello und Nick Heidfeld. Der Honda blieb gegen Testende vermutlich wegen eines Motorproblems stehen. Neu war die Haifischmotorabdeckung am Auto von Barrichello, die in dieser Form nun fast alle Teams zumindest einmal ausprobiert haben. Bei BMW Sauber standen Entwicklungsarbeiten für das kommende Jahr auf dem Programm, wobei Heidfeld auch die neuen Slick-Reifen einsetzte. Zudem testete er mechanische und aerodynamische Setups für das nächstjährige Auto. Am Freitag wird er den Test mit Abstimmungsarbeiten für den Ungarn GP abschließen.
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