Sieben Rennen sind gefahren, Felipe Massa, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen haben jeweils zwei Grand Prix gewonnen. Trotzdem geht der frisch gebackene vierte GP-Sieger des Jahres als WM-Spitzenreiter in den achten Saisonlauf. Robert Kubica führt die WM-Tabelle mit vier Punkten Vorsprung auf die punktgleichen Hamilton und Massa an. Räikkönen fehlen noch einmal drei Zähler mehr.

Der Gejagte

"Ich hätte nicht erwartet, dass ich nach sieben Rennen die Meisterschaft anführe, weil unser Auto nicht das absolut schnellste ist", gesteht Kubica. "Aber wir haben eine perfekte Zuverlässigkeit." Die ermöglichte es dem Polen, alle Rennen bis auf den Saisonauftakt zu beenden - in Australien wurde er kurz vor dem Ende von Kazuki Nakajima abgeschossen. Für das Team sind der erste Sieg und die zweite WM-Führung des Jahres (BMW Sauber führte in diesem Jahr bereits einmal die Konstrukteurswertung an) eine zusätzliche Motivation. "Wir werden alles daran setzen, Roberts Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft zu verteidigen", betont Willy Rampf.

An den WM-Titel verschwendet man offiziell keine Gedanken. "Wir werden Gas geben wie bisher und von Rennen zu Rennen schauen", sagt Mario Theissen. "Wir wollen das Auto schneller machen und unsere Arbeitsweise und Zuverlässigkeit beibehalten." Denn genau daran hakte es bislang bei den Konkurrenten Ferrari und McLaren, die vom reinen Speed her schneller waren. "Ich hoffe, dass wir erneut Verbesserungen am Auto haben werden, um die Lücke zu Ferrari und McLaren zu schließen", sagt Kubica vor dem Frankreich GP. "Mein Ziel ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um auch nach dem Großen Preis von Frankreich in einer starken Position zu sein."

Die Konkurrenz nimmt den neuen Spitzenreiter ins Visier., Foto: Sutton
Die Konkurrenz nimmt den neuen Spitzenreiter ins Visier., Foto: Sutton

Der silberne Jäger

Der Konkurrenz sind ihre Schwächen durchaus bewusst. "Wir hatten in Kanada eine starke Pace", merkt Martin Whitmarsh an. Nur habe man diese auf der Strecke nicht umsetzen können. Ähnliches galt für Ferrari, wo Stefano Domenicali gesteht: "Wir müssen sicherstellen, dass wir unser Auto schneller machen, konstant punkten, keine Fehler begehen und nicht in Zwischenfälle verwickelt werden."

Bei Hamilton klappt das schon einmal nicht: er wird nach dem Qualifying um 10 Startplätze nach hinten versetzt, weil er in Montreal Kimi Räikkönen bei roter Ampel ins Heck krachte. "Ich denke gar nicht lange darüber nach", tut der Brite die Strafe ab. "Natürlich werden wir bei der Strategie berücksichtigen, dass ich weiter hinten starte und einige Autos überholen sollte, um Punkte zu sammeln." Einfach wird das nicht, das weiß auch Norbert Haug. "In Magny Cours herrscht erfahrungsgemäß meistens Überholverbot - auch wenn man das schnellste Auto haben sollte", sagt er. "Die Flinte ins Korn geworfen wird deshalb aber trotzdem nicht." Die beste Überholmöglichkeit sieht Hamilton vor der Adelaide-Haarnadel und vor der vorletzten Kurve.

Die roten Jäger

Sein Teamkollege Heikki Kovalainen versucht derweil sein kleines Kanada-Formtief zu überwinden. "Ich schaue mir die Punktetabelle zur Zeit gar nicht an", sagt er. Aber die Entscheidung um den WM-Titel sei ohnehin noch lange nicht gefallen. "Ich hoffe, dass ich in Frankreich ordentlich Punkte sammeln kann." Haug setzt darauf: "Wir bauen natürlich darauf, dass Heikki in der gleichen Form unterwegs sein wird, wie bei den ersten sechs Rennen."

Kimi Räikkönen blieb bei den letzten beiden Rennen ohne Punkte. "Das konnte niemand vorhersehen", klagte der Finne, dessen WM-Führung so verloren ging. "Aber das ist nicht das Ende der Welt." Mit Platz 4 liege er auf exakt jenem Platz, auf dem er im letzten Jahr gelegen habe. "Es ist noch ein langer Weg und es war gut für uns, dass Kubica und nicht Hamilton gewonnen hat." Räikkönen geht davon aus, dass er schon sehr bald wieder siegen wird. "Denn jetzt kommen wir auf Strecken, auf denen wir normalerweise sehr stark sind." Zum Beispiel Magny Cours. Im letzten Jahr erzielte Ferrari dort einen Doppelsieg und Räikkönen setzte zu einer Aufholjagd an, die in Brasilien mit dem Weltmeisterpokal belohnt wurde.