Die erste Testrunde nach Saisonende in Barcelona stand ganz im Zeichen der Rückkehr der durchdrehenden Räder. Zum ersten Mal testeten Teams durchgängig mit der neuen Einheitselektronik ohne Traktionskontrolle. In Jerez geht die Rückkehr zu den alten Zeiten in seine zweite Runde. Denn erstmals seit der Einführung der Rillenreifen 1998 hatten die Teams wieder die Möglichkeit auf Slicks zu testen. Reifenlieferant Bridgestone brachte für jedes Team drei Sätze der profillosen Walzen mit nach Südspanien.

In Jerez kehren die Slicks vorerst wieder zurück in die F1., Foto: Sutton
In Jerez kehren die Slicks vorerst wieder zurück in die F1., Foto: Sutton

Im Angesicht von vier Tagen auf dem Circuito de Jerez nahmen nur wenige Piloten die Möglichkeit wahr, gleich am ersten Tag einige Runden auf Slicks zu drehen. Von den Topfahrern probierten einzig Nick Heidfeld und Jenson Button die neuen Reifen aus und fuhren folgerichtig die schnellsten Zeiten des Tages. Früh hatte sich Jenson Button die Spitze der Zeitentabelle gesetzt (1:19.155). Gegen Ende der Session unterbot Heidfeld die Zeit des Briten um eine Zehntelsekunde (1:19.042). Pedro de la Rosa wurde als bester Rillenreifen-Pilot Dritter mit einem Rückstand von knapp sieben Zehnteln auf Heidfeld (1:19.712). Die Vermutung einiger Experten, der Zeitvorteil von Slicks könne bis zu zwei Sekunden betragen, bestätigte sich vorerst nicht.

Viertschnellster war Kimi Räikkönen (1:20.063), der zum ersten Mal nach dem Gewinn des WM-Titels wieder für Ferrari auf der Strecke war. Ihm folgte Nelsinho Piquet im Renault (1:20.366). Der Brasilianer wird in Jerez durchgehend für die Franzosen im Cockpit sitzen, nachdem Heikki Kovalainen den kompletten Test in Barcelona absolvieren durfte. Auf Platz fünf fuhr Toro Rosso-Pilot Sebastien Bourdais (1:20.366) vor Gary Paffett (1:20.615) im zweiten McLaren, Mark Webber (1:20.682) und Ferrari-Testfahrer Marc Gené (1:20.832). Sebastian Vettel beendete den Tag auf Platz elf (1:21.060).

Auch der Weltmeister ist wieder da und hat gut Lachen., Foto: Sutton
Auch der Weltmeister ist wieder da und hat gut Lachen., Foto: Sutton

Trotz Bestzeit verlief der Tag für Heidfeld alles andere als problemlos. Gleich zweimal blieb sein Wagen auf der Strecke stehen. Damit setzte BMW Sauber seine Defektserie aus Barcelona unverändert fort. Insgesamt waren die Münchner für drei der sieben roten Flaggen des Tages verantwortlich. Auch Javier Villa ereilte bei seinem Formel 1-Debüt ein Defekt. Der spanische GP2-Pilot teilte sich mit dem Meister der britischen Formel 3, Marko Asmer das zweite BMW Sauber-Cockpit. Beide Piloten gelten als heißeste Anwärter auf die Nachfolge von Timo Glock als Testfahrer für die neue Saison. Zumindest der Blick auf die Zeitenliste offenbart leichte Vorteile für Asmer. Der Este fuhr auf Platz 18 (1:21.962) und war 1.5 Sekunden schneller als Schlusslicht Villa. Allerdings musste der Spanier am Vormittag mit wenig Grip auf der Strecke fahren.

Nico Hülkenberg wusste bei seinem ersten Formel 1-Test zu überzeugen., Foto: Sutton
Nico Hülkenberg wusste bei seinem ersten Formel 1-Test zu überzeugen., Foto: Sutton

Villa und Asmer waren nicht die einzigen Piloten auf der Strecke, die sich um ein Testcockpit bewarben. Aus deutscher Sicht war vor allem der Auftritt von Nico Hülkenberg im Williams von besonderem Interesse. "Es ist ein Kennenlernen zwischen uns und Williams, um zu sehen, ob eine weitere Zusammenarbeit möglich ist", beurteilte Hülkenberg die Situation. Dabei testete der 20-jährige zum ersten Mal überhaupt einen Formel 1-Wagen und wusste trotz eines leichten Abflugs zu überzeugen. "Er hat einen sehr guten Eindruck gemacht und ist gute Zeiten gefahren. Er kommt sehr gut zurecht", fand auch sein Manager Willi Weber. Zwar kam Hülkenberg am Ende nur auf 28 Runden, doch er war als 15. (1:21.551) schneller als der zum Williams-Stammpilot beförderte Kazuki Nakajima auf P17 (1:21.566). Ebenso wie Hülkenberg verursachte auch der Japaner eine rote Flagge, bedingt durch einen Motorplatzer.

Mit Timo Glock feierte ein weiterer Deutscher eine Premiere. Dank der Freigabe seines Ex-Teams BMW Sauber durfte der Odenwälder mit weißem Overall und weißem Helm zum ersten Mal für Toyota testen. Nach 69 Runden, in den er sich mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut machte, schloss Glock den Tag auf P13 in der Zeitentabelle ab (1:21.246). Unterstützt wurde er vom neuen Ersatzfahrer Kamui Kobayashi. Der Japaner spulte in seinem ersten Formel 1-Test seit einem Jahr 114 Runden ab und war damit der fleißigste Pilot des Tages. Dennoch fand sich Kobayashi nur auf dem vorletzten Platz der Zeitentabelle wieder (1:23.503).

Timo Glock musste seinen ersten Einsatz für Toyota ganz in weiß absolvieren., Foto: Sutton
Timo Glock musste seinen ersten Einsatz für Toyota ganz in weiß absolvieren., Foto: Sutton

Für Honda war offiziell nur Jenson Button unterwegs. Inoffiziell testeten aber auch die Super Agur-Piloten Mike Conway (P10, 1:20.927) und James Rossiter (P12, 1:21.246) für das Werksteam. Für Conway und Rossiter geht es um einen Platz als Testfahrer für Honda - ebenso wie für Andi Zuber, der morgen für Super Aguri ins Lenkrad greifen darf.

Das dichteste Gedränge herrschte jedoch in der Force India Box. Insgesamt sieben Fahrer dürfen sich in den nächsten Tagen für das zweite Cockpit neben Adrian Sutil empfehlen. Schon heute wurden Ralf Schumacher, Christian Klien und Vitantonio Liuzzi gesichtet - noch außerhalb des Boliden. Denn zunächst waren Giancarlo Fisichella und Franck Montagny an der Reihe. Am Ende kam Fisichella auf P14 (1:21.424). Zwei Plätze dahinter sortierte sich der Franzose ein (1:21.559). Zusätzlich hatten beide Piloten eine rote Flagge zu verzeichnen. Fisichella kam am Vormittag von der Strecke ab, Montagny rollte gegen Mittag mit einem technischen Defekt aus.