"Es ist lustig. Beim Meeting waren mehr Fahrer als Ingenieure. Es ist aber immer noch Wettbewerb und ich finde das ganz interessant", sagte Giancarlo Fisichella nach seinem ersten Testtag bei Force India in Jerez zu motorsport-magazin.com. Und es war wirklich ganz interessant, dem Treiben beim Rennstall zuzusehen. Christian Klien und Roldan Rodriguez beobachteten den Tag ebenso interessiert wie Vitantonio Liuzzi. Franck Montagny durfte sich währenddessen auf der Strecke mit Fisichella messen.

Für beide kam dabei ein neues Auto gemischt mit dem Fehlen der elektronischen Fahrhilfen. Die Mischung entpuppte sich vor allem für Fisichella als etwas tückisch, da er in diesem Herbst noch gar nicht ohne die Unterstützung der Elektronik unterwegs war. "Es war ein interessanter Tag. Alles war neu für mich, der Motor, das Auto und das vor allem ohne die Elektronikhilfen; die Traktionskontrolle, die Differentialkontrolle. Es war etwas schwierig, vor allem zu Beginn. Nach ein paar Runs wurde das Gefühl aber besser und besser", sagte der Italiener.

Ganz reibungslos lief es dabei nicht für ihn. Zum einen hatte er Probleme mit dem Hydraulikdruck, weswegen er am Nachmittag seine Zeit auf neuen Reifen nicht verbessern konnte. Doch das war noch harmlos im Vergleich zum zweiten Schluckauf des Tages. "Heute Morgen habe ich vergessen, dass ich ohne Traktionskontrolle fahre und bin voll auf das Gas gestiegen. Die Räder haben sehr stark durchgedreht und ich habe das Heck verloren. Manchmal war es etwas wild", meinte er und erklärte, dass er schließlich und endlich ein gutes Gefühl entwickelte, konzentriert war und das Gas gut unter Kontrolle hatte.

Franck Montagny wusste, dass er keine Revolution vollbringen würde, Foto: Sutton
Franck Montagny wusste, dass er keine Revolution vollbringen würde, Foto: Sutton

Montagny fühlte sich anscheinend gleich ohne die Fahrhilfen wohl. Er durfte bei Toyota aber auch noch ein wenig Erfahrung mit dieser Art des Fahrens sammeln. "Ich fahre ein Formel 1-Auto ohne Traktionskontrolle recht gerne. Man kann Fehler machen, man kann sich verbessern, vor allem im Regen. Es ist auch gut für die Zuschauer, denn davor hat man nur das Knattern gehört, wenn die Traktionskontrolle an ist und nun ist es einfach der gute V8-Motor, der losknallt", sagte der Franzose im Gespräch mit uns.

Was die Eigenschaften des Force India betrifft, so klangen die Beiden etwas unterschiedlich. Fisichella meinte, dass man vor allem mehr Grip brauche und der mit Verbesserungen an der Aerodynamik zu holen sei. Für Montagny könnte das Auto mit ein paar Änderungen gut sein. Einig waren sich beide darin, dass es noch Potential gibt, wobei Fisichella auch der Entwicklungs-Philosophie von Force India zustimmte. "Ich denke, es ist die richtige Richtung, das Auto zu behalten und Tag und Nacht an der Aerodynamik zu arbeiten."

Blieb nur noch die Frage zu klären, wie sie ihre Chancen einschätzen, den freien Sitz beim Team zu bekommen. Fisichella gab sich zuversichtlich, hatte seine Konkurrenten aber auf der Rechnung. "Ralf hat viel Erfahrung, so wie ich. Er hat guten Speed. Liuzzi und Klien sind zwar jünger als ich, aber auch schnell. Sie sind also alle stark." Montagny will nicht unbedingt anders sein als seine Konkurrenten, da sich ohnehin jeder beim Fahrstil unterscheidet. Nur eines wollte er sicher wissen: "Es wird zwischen Vitantonio, Ralf, Christian, Fisichella und mir entschieden." Die Rundenzeiten sah er dabei als nicht so wichtig an, da sie nach einem Testtag nicht besonders viel Aussagekraft haben. "Wenn man sechs Monate mit den Ingenieuren arbeitet, dann kann man einen Unterschied machen, aber nicht nach einem Tag. Man kann nicht frische Reifen drauf tun und Ferrari schlagen. Eine Revolution wird nicht passieren", meinte der Franzose.

Etwas passieren könnte aber noch mit Fisichella, denn er meinte, seine Situation mit Renault sei noch offen. "Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, heute und morgen bei Force India zu fahren. Ich weiß nicht, was bei ihnen ist, aber es ist noch offen. Sie können mich zurückholen oder sagen, es ist vorbei." Was Fernando Alonso vorhat, schien ihm dabei eher egal zu sein, da er nicht wusste, was sein ehemaliger Teamkollege eigentlich plant. "Jetzt habe ich diese Chance und konzentriere mich darauf, heute und morgen den bestmöglichen Job zu machen. Dann werden sie sehen."