Das Bild ist bekannt: vor dem dritten Qualifying stellen sich die Autos minutenlang an der roten Ampel an. Vor einem Jahr war dies das Ende von Michael Schumachers letzten klitzekleinen Titelträumen. Gelernt haben die Teams nichts daraus, auch beim Saisonfinale 2007 standen die Top-Fahrer mehrere Minuten am Boxengassenausgang und warteten auf die Freigabe. Diesmal kamen alle problemlos weg; wie an der Perlenschnur fuhren die vier Toppiloten hintereinander vor dem Feld her.

Massa war in der Heimat nicht zu stoppen., Foto: Sutton
Massa war in der Heimat nicht zu stoppen., Foto: Sutton

Am besten kam der Lokalmatador mit der Strecke zurecht: Felipe Massa holte sich mit einem guten Zehntel Vorsprung die letzte Pole des Jahres. "Ich freue mich, es ist immer fantastisch, in Brasilien auf der Pole zu stehen", strahlte Massa. "Im zweiten Versuch habe ich einen kleinen Fehler gemacht, obwohl ich meine Zeit verbessern konnte. Deshalb hatte ich Angst, dass Lewis mich noch abfangen könnte, aber es hat doch noch gereicht." Im Rennen will er nun seinen Vorjahressieg wiederholen, notfalls aber auch seinem Teamkollegen im Titelkampf helfen.

"Wir werden sehen ob es reicht", blieb Stefano Domenicali gelassen. "Es war wichtig, dass wir konkurrenzfähig sind. Schade, dass Lewis auf seiner Outlap vielleicht im Weg war." Aber jetzt möchte man auf das Rennen schauen. "Felipe kommt eine wichtige Rolle zu, sicher. Aber wir werden morgen sehen, was er tun kann."

Kimi Räikkönen gab sich nach dem Qualifying so ruhig wie immer. "Bei meinem ersten Versuch waren die Reifen nicht so gut, beim zweiten waren sie okay. Wir haben ein gutes Auto, eine gute Startposition, jetzt müssen wir alles geben und abwarten, was dabei herauskommt." Das Rennen wird aus seiner Sicht genauso eng wie in den vergangenen 16 Grand Prix verlaufen. "Die Reifen werden bis ans Limit gefahren, hoffentlich können wir sie optimal nutzen."

Alonso startet als Vierter - hinter den beiden Titelrivalen., Foto: Sutton
Alonso startet als Vierter - hinter den beiden Titelrivalen., Foto: Sutton

Platz 2 ging an WM-Leader Lewis Hamilton, der sich zwischen die beiden Ferrari quetschte. "Es war wirklich eng, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht", sagte Hamilton. "Das Auto hat sich sehr gut angefühlt, das Team hat wie immer super gearbeitet." Seine Runde sei nicht perfekt, aber gut gewesen. "Ich habe in der letzten Kurve ein bisschen Zeit liegen gelassen; es war kein Fehler, ich wollte nur nicht wegschmeißen, was ich vorher herausgefahren hatte." Dadurch habe er vielleicht eine halbe Zehntel verloren. "Es war eine fast perfekte Runde. Ich bin glücklich und habe eine gute Ausgangslage für morgen."

Fernando Alonso erkämpfte sich Startplatz 4. "Beide haben eine gute Leistung gezeigt", lobte Ron Dennis. "Wir waren absolut fair, haben versucht beiden die Möglichkeit zu geben, eine Extrarunde zu fahren." Für Alonso war das in den Schlusssekunden zwar eng, aber er kam noch rechtzeitig über die Linie, um eine weitere Runde zu fahren.

Der beste Verfolger der Top-Teams ist überraschenderweise Mark Webber, der Nick Heidfeld und Robert Kubica hinter sich lassen konnte. Trulli, Coulthard und Rosberg komplettierten die Top10. Für zwei Deutsche war im zweiten Qualifying Schluss: Sebastian Vettel fuhr einen guten 13. Startplatz ein, Ralf Schumacher erfuhr sich in seinem letzten Toyota-Qualifying Platz 15. "Zum Schluss können wir zufrieden sein, wenn man bedenkt, wo wir vor fünf, sechs Rennen waren", sagte Vettel. "Heute knapp am dritten Qualifying vorbei, aber es war schwierig. Heute Morgen ging es besser, da wäre mit vollem Tank Q3 gegangen, am Nachmittag mit wenig Benzin nicht. Es hat eben nicht ganz gereicht."

Kovalainen kostete ein kleiner Fehler viele Plätze., Foto: Sutton
Kovalainen kostete ein kleiner Fehler viele Plätze., Foto: Sutton

Die große Überraschung des ersten Qualifyings war Heikki Kovalainen, allerdings in negativer Hinsicht: "Es war mein Fehler, ich habe viel Zeit in der letzten Kurve verloren", gestand der Finne. "Ich habe zu lange gebremst, der Vorderreifen hat kurz blockiert, ich habe den Grip verloren, bin weit rausgekommen und musste verlangsamen." Im Rennen wird es für ihn jetzt schwierig. "Aber wir geben niemals auf, kämpfen weiter."

Adrian Sutil beging keinen Fehler, dennoch schied auch er im ersten Qualifying aus. Hinzukam ein Problem mit der Benzinpumpe. "Ich hätte noch sieben Zehntel schneller fahren können", glaubte er, "zwei Plätze wären noch drin gewesen." So steht er hinter Sato, Nakajima und Davidson auf Platz 21.

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Sutil mit Benzindruckproblem ausgerollt
ausgeschieden: Kovalainen, Sato, Nakajima, Davidson, Sutil, Yamamoto
Top-6: Massa, Alonso, Räikkönen, Hamilton, Webber, Kubica
2. Session
Zwischenfälle: keine
ausgeschieden: Barrichello, Fisichella, Vettel, Liuzzi, Schumacher, Button
Top-6: Räikkönen, Hamilton, Massa, Alonso, Kubica, Webber
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Massa, Hamilton, Räikkönen, Alonso, Webber, Heidfeld