Monza. Da denkt man an Highspeedrennen zwischen Bäumen, königlichen Bäumen. An Hochgeschwindigkeitsrekorde, an Formel 1-Geschichte, an feiernde Tifosi. "Monza ist ein Highspeedkurs und deshalb ist der Speed entscheidend", sagt Heikki Kovalainen. Aus diesem Grund bringen alle Teams neue Teile an die Strecke mit. Eigentlich sind es fast komplett neue Autos, nicht nur bei Spyker, wo endlich die ersehnte B-Version zum Einsatz kommt.

Neue Front- und Heckflügel, neues Bodywork, neue Flügelchen, neue Leitbleche, eine komplett neue Aerodynamik schmückt die Autos beim einzig verbliebenen High-Speed-Rennen der Saison. "Allein für dieses Rennen entwickeln wir ein spezielles 'Low-Downforce'-Aerodynamik-Paket mit entsprechend flachen Flügeln, die eine Höchstgeschwindigkeit von rund 350 km/h ermöglichen", betont BMW Sauber-Technikchef Willy Rampf. "Wir fahren mit minimalem Abtrieb und das führt dazu, dass sich die Autos hier ganz leicht anfühlen, fast so, als hätte man sie nicht ganz unter Kontrolle", fügt Fernando Alonso hinzu.

Mit den neuen Paketen soll die bestehende Ordnung der Topteams über den Haufen geworfen werden. Was in Monaco war, spielt hier keine Rolle. Was am Nürburgring und in Barcelona war, ebenso wenig. Die Karten werden neu gemischt. Die vier McLaren-Bestzeiten bei den Testfahrten an Ort und Stelle will Kimi Räikkönen nicht überbewerten. "Ich sehe keinen Grund, aufgrund von Testergebnissen beunruhigt zu sein", verriet er. "Du weißt nie, wie viel Sprit der die anderen im Tank haben." Trotzdem glaubt er: "McLaren wird stark sein. Mit Sicherheit wird es einen engen Fight geben."

Die Tifosi sind bereit für den Schlagabtausch., Foto: Sutton
Die Tifosi sind bereit für den Schlagabtausch., Foto: Sutton

Davon ist auch Felipe Massa überzeugt, der als bestplatzierter Ferrari-Pilot zum roten Heimspiel nach Monza reist. "Aber ich führe nur mit einem Punkt!", betont er. Aber egal wer von beiden mehr Punkte hat, momentan zählt für die Scuderia nur eins: Siege müssen her, Doppelsiege. Nur so kann man den Rückstand auf McLaren in beiden WM-Wertungen aufholen. "Sie sind stark", bestätigt Massa, "aber wir sollten auch ziemlich stark sein."

Nur wer ist stärker? "Wir wissen, dass die beste Rundenzeit von McLaren ihre letzte Long Run Runde ist", verrät Massa. "Bei mir kam sie früher, mit mehr Benzin an Bord." Ob das auch am Rennwochenende so sein wird, muss sich zeigen. "Wir waren schnell, konstant und zuverlässig", betont Norbert Haug. "Wir kommen als Spitzenreiter in beiden Weltmeisterschaften nach Monza, aber wir sind uns bewusst, dass die Entscheidung noch weit offen ist", sieht sich Martin Whitmarsh noch nicht als Sieger. "Ein Fahrer kann im Optimalfall in den noch ausstehenden fünf Rennen 50 Punkte holen, für ein Team sind maximal noch 90 Punkte drin."

Darauf setzt Massa. "Die Meisterschaft ist hart umkämpft - vier Fahrer kämpfen um den Titel, ich muss sicherstellen, dass ich besser bin als die anderen." Dafür sieht er sich in einer guten Ausgangsposition. Zusätzlichen Druck verspürt er keinen. "Man muss sein Bestes geben. Am Ende zählt immer nur das Ergebnis; der Druck ist immer da."

In Monza lastet er aber nicht nur auf den vier Titelanwärtern. Auch BMW Sauber geht erstmals mit richtigem Erfolgsdruck in ein Rennwochenende. Schon seit Saisonbeginn fiebert man dem Hochgeschwindigkeitskurs entgegen, hier will man seine Stärke ausspielen, aus eigener Kraft auf das Podium fahren - und vielleicht noch mehr... "Monza war in der letzten Saison unser stärkstes Rennen", erinnert Rampf. Robert Kubica fuhr als Dritter aufs Podium, Nick Heidfeld holte trotz einer Durchfahrtsstrafe noch einen Punkt. "Wir gehen mit hohen Erwartungen nach Monza." Möglicherweise wird also nicht nur die bestehende Ordnung der Topteams über den Haufen geworfen, möglicherweise greift noch eine dritte Macht in den Kampf ein - in Monza; zwischen all den königlichen Bäumen.