Dass es gefährlich ist, aufgrund von Testzeiten im Winter einen Topfavoriten für die kommende Saison zu küren, ist unter Formel 1-Experten hinlänglich bekannt. Doch dieses Jahr wäre dies nicht einfach nur gefährlich, es scheint schier unmöglich. Den besten Beweis dafür lieferten die vergangenen drei Testtage von Bahrain. Jeden Tag fuhr sich ein anderes Team ins Rampenlicht. Nach Ferrari und BMW-Sauber war heute McLaren an der Reihe. Mit einer 1:30.994 sicherte sich Weltmeister Fernando Alonso die Topzeit. Dabei war er genau ein Zehntel schneller als Teamkollege Lewis Hamilton.

"Es war toll zu sehen, wie sich die Arbeit auf der Teststrecke und im McLaren Technology Centre am Auto bemerkbar macht", freute sich der Weltmeister. "Wir machen eindeutig Fortschritte auf dem Weg nach Australien. Dennoch haben wir noch mal drei Tage in Bahrain und es ist noch viel zu tun, wie immer in der Formel 1." Womit der Spanier den Nagel auf den Kopf traf, denn ganz ohne Probleme verlief der Testtag für Mclaren auch nicht. Fernando Alonso verursachte am Nachmittag eine rote Flagge. Grund war wieder einmal austretendes Öl aus seinem MP4-22, dass man auf ein Hydraulikproblem zurückführte. Rund eine Stunde später musste auch Hamilton seinen Wagen mit einem Motorenproblem auf der Strecke abstellen.

Kimi Räikkönen probte heute den Ernstfall., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen probte heute den Ernstfall., Foto: Sutton

Mit einem Abstand von immerhin schon sieben Zehnteln auf die Silberpfeile folgten die Ferraris auf den Plätzen drei (Massa, 1:31.718) und vier (Räikkönen, 1:31.867). Massa hatte sein Kilometer-Limit für die ersten drei Bahrain Tage schon früh erreicht und kam so nur auf 52 Runden. Räikkönens Tag war wesentlich arbeitsamer, denn er beinhaltete unter anderem eine Rennsimulation mit Boxenstopps. Jedoch musste er seinen F2007 zwischenzeitlich mit einem Defekt am Getriebe abstellen.

Schneller als zuletzt konnte sich auch Renault präsentieren. Heikki Kovalainen markierte die fünftschnellste Zeit des Tages, seine Zeit von 1:32.032 war jedoch schon eine gute Sekunde langsamer als Alonso. Testfahrer Nelsinho Piquet war drei Zehntel langasmer und kam auf Rang neun. Dabei waren die Renaultpiloten auch heute wieder vornehmlich mit Setup-Einstellungen beschäftigt und spulten ihr Testprogramm ohne größere Probleme ab. "Unser Auto ist bisher sehr zuverlässig gewesen und hat sehr gut auf die Setup-Optionen reagiert, die wir erarbeitet haben", fasste Test-Ingenieur Christian Silk die Testwoche zusammen. "Wir hatten ermutigende Resultate und wir hoffen, dass wir darauf nächste Woche mit Heikki und Giancarlo (Fisichella) aufbauen können."

Auf Platz sechs und sieben platzierten sich die beiden Hondas, gefahren von Rubens Barichello (1:32.115) und Jenson Button (1:32.137). Während der Brasilianer 129 störungsfreien Runden die meisten Kilometer des Tages abspulte, musste Button einen Motorenwechsel über sich ergehen lassen. Dennoch können die Japaner mit der ersten Bahrain-Woche zufrieden sein. Nach den Europa-Tests fast schon abgeschrieben, zeigten sie in der Wüste, dass mit ihnen auch dieses Jahr durchaus zu rechnen sein wird.

Nick Heidfeld flog am Nachmittag der Motor um die Ohren., Foto: Patching/Sutton
Nick Heidfeld flog am Nachmittag der Motor um die Ohren., Foto: Patching/Sutton

BMW-Sauber musste nach der starken Performance vom Vortag heute einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Gestern hatte man sich vor allem über die Standfestigkeit des F1.07 gefreut, heute kehrte der Defektteufel zu den Weißblauen zurück. Nach der Mittagspause flog Nick Heidfeld der Motor um die Ohren und Robert Kubica zog in McLaren-Manier eine Ölspur hinter seinem Wagen her, der aus einem Motorenwechsel resultierte. Auch auf der Zeitentabelle bewegten sich die BMW-Piloten, die heute mit Setup und Aerodynamikarbeiten beschäftigt waren, im unteren Abschnitt der Tabelle. Am Ende fehlten beiden 1,5 Sekunden auf Fernando Alonso, was für Platz zehn (Heidfeld) und elf reichte.

Gerüchten zufolge, könnte sich die Präsentation des neuen Autos von Super Aguri noch weiter nach hinten verschieben, so dass die Japaner mit dem Interimsauto in Melbourne antreten müssen. Gemessen an den Ansprüchen der kleinen Schwester von Honda, scheint das aber gar nicht so schlecht zu sein. Anthony Davidson konnte heute problemlos 126 Runden abspulen und platzierte sich dabei nur knapp hinter den BMW.

Auch für Toyota ließ diese Woche nicht unbedingt Gutes erahnen. Probleme mit dem Getriebe sorgten für einen verspäteten Testbeginn für Jarno Trulli. Mittags blieb der Wagen des Italieners noch einmal liegen. Dabei legte Trulli eine Zeit hin, die nur Scott Speed bei seiner Premiere im neuen Wagen von Toro Rosso überbot. Auch die Zeit von Toyota-Testfahrer Franck Montagny, der heute Ralf Schumacher ersetzte, gab keinen Anlass zu Träumereien. Schwarz sieht man bei Toyota dennoch nicht. "Das Positive war, dass wir heute viele Kilometer gefahren sind, fast zwei Renndistanzen. Das sollte uns helfen", gab Trulli zu Protokoll. "Leider waren meine Rundenzeiten nicht so gut, aber das lag eher daran, dass wir uns nur auf Longruns konzentriert haben."

Für Red Bull könnte die Premiere in Melbourne unangenehm werden., Foto: Red Bull/GEPA
Für Red Bull könnte die Premiere in Melbourne unangenehm werden., Foto: Red Bull/GEPA

In ihrer Pressemitteilung titulierte Red Bull Racing die Bahrain-Tests als große Generalprobe für Melbourne. Gemessen daran hat man den ersten Akt in Nahost versaut, auch wenn sich David Coulthard im RB3 heute ein bisschen weiter nach vorne als sonst verirrte. Trotz eines Getriebewechsels fuhr der Schotte mit einer Zeit von 1:32.220 auf Platz acht. Dabei war Coulthard genau wie Teamkollege Mark Webber 73 Runden auf der Strecke. Webber war allerdings acht Zehntel langsamer, was nur den 14. Platz bedeutete. Bei der Premiere in Australien hat man sich wohl eher auf Buhrufe einzustellen. Doch Paul Monaghan vertraut darauf, dass dem RB3 doch noch Flügel wachsen. "So weit es die Kühlung und die Bremsen betrifft, scheinen wir in guter Verfassung zu sein. Ich glaube, dass wir die Probleme mit der Zuverlässigkeit in den nächsten drei Tagen in den Griff kriegen." Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.