Wenn man den bisherigen Verlauf der Tests als Maßstab nimmt, könnte die kommende Saison richtig spannend werden. Mit fast jedem neuen Testtag meldet ein anderes Team Ansprüche auf Größeres an. Nachdem gestern Ferrari für die "Ohhs" und "Ahhs" zuständig war, durfte heute BMW-Sauber in Gestalt von Nick Heidfeld zeigen, dass auch mit dem bayerisch-schweizerischen Rennstall in diesem Jahr zu rechnen ist. Mit einer 1:30.469 sicherte sich Heidfeld die Topzeit des Tages. Dabei nahm er dem zweitplatzierten Fernando Alonso fast acht Zehntel ab. Die Bestzeit von Felipe Massa am Vortag war sogar 1,3 Sekunden von der Marke des Deutschen entfernt.

BMW-Sauber war heute unter echten Bedingungen unterwegs., Foto: Sutton
BMW-Sauber war heute unter echten Bedingungen unterwegs., Foto: Sutton

Der zweite Tag in der Wüste von Bahrain entwickelte sich für die Teams zum ersten Hitze-Belastungstest. Am Nachmittag stieg das Thermometer auf 40 Grad Celsius. Seine schnelle Runde fuhr Heidfeld allerdings morgens, als es noch kühler war. Der große Abstand von Zeidfeld zum Rest des Feldes war vor allem eine Folge des Testprogrammes von BMW. So spulten er und Teamkollege Robert Kubica, der als Fünftschnellster (1:32.220) gestoppt wurde, am Nachmittag eine komplette Rennsimulation ab. Am kühleren Vormittag war Kubica, der gestern nicht testete, mit dem Setup beschäftigt. Heidfeld drehte derweil einige Qualifikationsrunden und landete prompt auf der Pole.

Bisher hatte sich der neue F1.07 noch nicht durch Standfestigkeit ausgezeichnet. Doch heute lief der Wagen relativ problemlos. Wie beim echten Bahrain GP legten beide BMWs 57 Runden mit zwei Boxenstopps zurück. So lagen die Weiß-Blauen mit 203 gefahrenen Runden auch in der Fleiß-Kategorie vorne. "Das war ein richtig guter Tag für uns. Die Rennnsimulation lief problemfrei, was sehr befriedigend war, denn wir hatten den Winter über ja ein paar technische Probleme. Aber heute passte alles und das Auto scheint schnell zu sein", resümierte Heidfeld zufrieden.

Auch Honda zeigte sich wieder stark. Gestern hatte man noch befürchtet, dass es sich bei Buttons starken Performance am ersten Testtag um eine Eintagsfliege gehandelt hatte. Doch auch heute fuhr der Engländer eine schnelle Runde (1:31.807) und schob sich wieder auf den dritten Platz der Zeitentabelle. Zusätzlich konnte der Brite über 100 Runden abspulen. Allerdings war Teamkollege Barrichello gute acht Zehntel langsamer, was in dem heute sehr dichten Mittelfeld nur zur neuntschnellsten Zeit reichte.

Felipe Massas Tag war nicht frei von Defekten., Foto: Sutton
Felipe Massas Tag war nicht frei von Defekten., Foto: Sutton

Lewis Hamilton im zweiten Mclaren war der letzte Fahrer, der unter 1:32 blieb (1:31.934). Die Silbernen zeigten sich im Ganzen also stärker als am Vortag. Im Gegensatz dazu lief es für die Roten heute nicht so rund. Raikkönen (1:32.240, Platz 6) und Massa (1:32.584, 8) tummelten sich mit ihren Zeiten im Mittelfeld. Dazu verurschte der Brasilianer, bedingt durch einen technischen Defekt, am Vormittag eine rote Flagge.

Dort waren auch die Renaults zu finden, die wieder mit Heikki Kovalainen und Testfahrer Nelson Piquet Jr. auf der Strecke waren. Die Franzosen bleiben damit in gewisser Weise ein Mysterium. Im Vergleich zu den anderen Teams scheint der amtierende Konstrukteursweltmeister nicht sonderlich schnell zu sein. Jedoch scheint man bei Renault davon unbeeindruckt zu sein und spult in Seelenruhe sein Testpogramm ab, ohne weiter aufzufallen. "Unser Hauptaugenmerk lag heute auf dem Setup und wieder haben wir eine Menge nützlicher Hinweise gefunden", sagte Testingenieur Christian Silk. "Wir müssen heute abend also viel Datenmaterial auswerten, so dass wir morgen größere Fortschritte machen können."

Ralf Schumacher hatte heute mehr Zeit zum Telefonieren, als ihm lieb war., Foto: Hartley/Sutton
Ralf Schumacher hatte heute mehr Zeit zum Telefonieren, als ihm lieb war., Foto: Hartley/Sutton

"Pre-Seasons in the Sun" hieß es nach einem Song-Klassiker aus den 60ern in der Pressemitteilung von Toyota. Und Ralf Schumacher hatte tatsächlich sehr viel Zeit, Sonne zu tanken. Schon gestern zwangen Probleme mit der Kupplung den Deutschen, große Teile des Tages außerhalb seines Boliden zu verbringen. Und auch heute musste er wegen desselben Problems verspätet in die Tests einsteigen. Doch auch als dieser Defekt behoben war, lief der TF 107 nicht störungsfrei. Kleinere Reparaturen hielten Schumacher auch am Nachmittag lange an der Box.

Dies führte letztlich zur Roten Laterne für den Bruder des Rekordweltmeisters, dessen Topzeit vier Sekunden über der von Heidfeld lag. Für ihn ist der erste Teil der Bahrain-Tests damit beendet, da er morgen von Testfahrer Franck Montagny abgelöst wird. " Ich komme nächste Woche zurück und ich hoffe, wir werden dann besser sein, sagte Schumacher. Was soll er auch anderes sagen.

Ein bischen besser lief es für Jarno Trulli im zweiten Toyota, der sein Programm ohne größere Probleme abspulte. Von den Zeiten her bewegte sich der Italiener aber im Bereich der auch heute wieder schwachen Red Bulls und der anderen beiden kleinen Teams Super Aguri und Toro Rosso. Das ist sicherlich zu wenig, gemessen an den Ansprüchen der Japaner. Auch wenn Chef-Test-Ingenieur Dieter Gass erklärte, dass man sich nur auf Longruns konzentriert habe. "Die Rundenzeiten reflektieren das Potenzial des Autos sicherlich nicht," sagte Gass. Vielleicht gelingt Toyota ja schon morgen die Trendwende. Möglich scheint bisher alles.