Es war wieder Max-Time: Eine lange Rede und ein kurzes FIA-Press Release nach einer Sitzung des World Motor Sport Council brachten den neuen Fünfjahres-Plan der FIA für das Regelwerk der Formel 1 zum Vorschein. Besonders interessant daran ist, dass der FIA-Senat das Reglement für 2009 bereits bis Ende dieses Jahres absegnen wird. Warum der Senat, der sonst keine solchen Befugnisse hat? Ganz einfach: Für 2009 gibt es kein Concorde Agreement, also haben Max & Co freie Hand, obwohl sie mehrmals betonten, dass sie die neuen Regeln mit der GPMA und den Herstellern absprechen möchten; der neu gewonnene Frieden soll also nicht gefährdet werden.

Und was Max zu sagen hatte, hörte sich - wie eigentlich immer - auch ganz gut an; jedenfalls so lange man es sich nur anhört und nicht weiterdenkt. Die grüne Bio-Formel 1, die dem Image des Sports und der Automobilhersteller Aufschwung verleihen soll, klingt gut. Die Kosten sollen auf den "unnützen" Gebieten sinken und in Bereiche, die auch dem Straßenverkehr zugute kommen, sinnvoll investiert werden. Die F1 soll sparsam, umweltverträglich und nützlich werden. Aber bleibt sie noch die Königsklasse des Motorsports, wenn die Formel Einheitsbrei kommt?

Eingefrorene Motoren, langlebige Motoren und Getriebe-Einheiten, Standard-Aerodynamik, Standard-Elektronik, freigegebene Fahrhilfen - all das klingt nicht nach viel König und Klasse. Im Falle der Fahrhilfen entspricht es sogar dem genauen Gegenteil von dem, was viele Fahrer und Experten fordern. Neu ist diese Diskussion um eine Vereinheitlichung zur Kostenreduzierung aber nicht. Schon im Juni 2005 fragten wir uns in einem Kommentar am Indianapolis-Wochenende:

Kommt der Tag der Formel Einheit?

Das Weltmeister-Auto von 2006 unterschied sich noch von der Konkurrenz - auch ohne Masse-Dämpfer., Foto: FIA
Das Weltmeister-Auto von 2006 unterschied sich noch von der Konkurrenz - auch ohne Masse-Dämpfer., Foto: FIA

"Ein ganz normaler Standard-Freitag." Mit diesem Satz beschließt Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds jeden Grand Prix-Freitag. Und mit genau diesem Satz wird der Chefstratege der Franzosen auch am heutigen Freitag das Freie Training in Indianapolis kommentieren.

Eine ganz normale Standard-Formel. Mit diesem abgewandelten Satz könnte zukünftig über die derzeitige Königsklasse des Motorsports geurteilt werden, wenn sich der Motorsportweltverband FIA mit seinen am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Regeländerungsvorschlägen ab der Saison 2008 durchsetzen kann.

Denn dann soll aus der Formel 1 aus Kostensenkungsgründen eine Einheitsformel werden, in welcher optisch ähnlich aussehende Boliden von stark reglementierten 2,4 Liter V8-Aggregaten angetrieben, von einem Einheitsgetriebe geschaltet, von Einheitsbremsen abgebremst, von Einheitselektronik überwacht und durch Einheitsreifen mit dem Boden verbunden werden.

So sind die Rückkehr zu breiteren Slick-Reifen, der Aerodynamik-Beschnitt, die Betonung des fahrerischen Könnens durch die Abschaffung von Fahrhilfen und die Rückkehr zu manuellen Schalt- und Kupplungsvorgängen durchweg zu begrüßen, doch schwebt auch das mahnende Beispiel vieler gescheiterter oder wenig beachteter Einheitsserien über den vorgelegten Änderungsvorschlägen.

Denn obwohl die F1-Teams, trotz der limitierten Testkilometer, wohl keine solchen technischen Kinderkrankheiten vorzuweisen haben werden, wie sie die neue GP2 Serie bei ihrem leicht peinlichen Debüt in Imola erlebte, so macht einen Großteil der Faszination der Königsklasse des Motorsports gerade die Unterschiedlichkeit der Autos aus. Und natürlich die Tatsache, dass einer irgendwo besser als die Konkurrenz sein kann, während er auf einem anderen Gebiet einen Nachteil besitzt.

So startet Renault pfeilschnell, nutzt McLaren seinen schonenden Umgang mit den Reifen perfekt aus, hakt bei B•A•R die Zuverlässigkeit, dankt Ferrari seiner - meistens - starken Rennpace und sorgte all das zusammen in diesem Jahr für die spannendste und abwechslungsreichste Saison seit langem.

Ohne all dies würde das Talent der Fahrer in einem Einheitsauto à la ChampCar oder Formel 3000 zwar möglicherweise an Einfluss gewinnen, doch lässt sich dies durch die verbotenen Fahrhilfen ebenso umsetzen und lassen sich die zweifelsohne viel zu hohen Kosten auch anderweitig senken.

Max bei seiner langen Rede..., Foto: Sutton
Max bei seiner langen Rede..., Foto: Sutton

Da die Vorschläge der FIA nur als ebensolche Diskussionsgrundlage für weitere Gespräche und keine endgültigen Beschlüsse anzusehen sind, dürfte der Tag der Formel Einheit oder besser gesagt der standardisierten Einheits-Formel aber - hoffentlich - noch in weiter Ferne liegen. Schließlich möchten der Weltverband und sein kalkulierender Präsident die Hersteller und Teams davon überzeugen in der F1 zu bleiben und diese nicht bereitwillig in die Arme einer Herstellerkonkurrenzserie treiben...

Die Gefahr einer Konkurrenzserie ist anderthalb Jahre später vertrieben. Die Gefahr einer Einheitsserie droht weiterhin, wobei noch immer das Mosley-Verhandlungsprinzip gilt: Viele von den vorgeschlagenen Regeländerungen werden es nicht bis in die Realität schaffen, bis auf jene, die Max wirklich will. Es stehen der F1-Welt also noch jede Menge Briefe und Reden des FIA-Präsidenten ins Haus, natürlich solche mit dem Schwerpunkt Regeländerungen und Vorschlägen zu solchen. In seiner Rede auf dem Motor Sport Business Forum in Monaco sagte Mosley: "Viele werfen mir vor, dass ich der F1 die Technologie entziehe, aber das ist Nonsens." Vielleicht vertreibt man mit der Einheitsformel aber den Geist der Königsklasse. Auch hier würde Max sicherlich sagen: "Das ist Nonsens."