Selten war das Interesse an den Teilnehmern der Donnerstags-Pressekonferenz so gleichmäßig verteilt wie in Ungarn. Jeder der fünf Fahrer stand auf die eine oder andere Weise im Mittelpunkt: Fernando Alonso musste als amtierender Weltmeister und WM-Spitzenreiter erklären, was in Hockenheim schief ging und wie es hier laufen wird. Jenson Button musste über den Honda-Aufwärtstrend sprechen. Christian Klien und Mark Webber wurden natürlich zu ihrer Zukunft befragt und Robert Kubica stand als Debütant ohnehin im Mittelpunkt des Interesses.

Die Gegenwart

Der Anfang gehört natürlich dem Debütanten. Erst eine Stunde bevor das Team den angeblich verletzungsbedingten Fahrerwechsel bekannt gab, will Robert Kubica von seiner großen Chance erfahren haben. "Es war also ziemlich unerwartet für mich." Motorsportdirektor Mario Theissen soll übrigens schon am Dienstag einen Anruf von Villeneuve-Manager Craig Pollock erhalten haben, in dem man ihm sagte, dass Villeneuves Kopfschmerzen noch nicht verflogen seien. Ärztliche Atteste gibt es in der Formel 1 laut Theissen nicht...

Für Kubica bedeutet der Wechsel vom dritten ins zweite Auto vor allem eins: Er darf viel weniger fahren als er es gewöhnt ist. "Das wird etwas seltsam sein", glaubt er. "Ich bin es gewohnt viel zu fahren, aber an diesem Wochenende werde ich nur wenige Runden drehen."

Sollte Kubica auf diesen wenigen Runden seine Sache genauso gut wie auf den vielen Freitagsrunden machen, könnte er noch zu weiteren Renneinsätzen kommen. Erst nach Ungarn möchte Mario Theissen darüber entscheiden, ob und wann Villeneuve ins Cockpit zurückkehrt. Was spricht für Robert? "Vielleicht meine Pace!", scherzt der Pole. "Das ist eine tolle Gelegenheit für mich, aber man sollte niemanden nur auf Basis eines Rennens beurteilen." Gerade da er sich mit vielen neuen Abläufen und dem Qualifying-Format auseinandersetzen muss - zumindest die Strecke kennt er aber aus anderen Rennserien. "Mein letztes Rennen war im letzten Jahr in Macau. Das ist eine lange Zeit her. Ich werde aber ins Auto springen und so schnell wie möglich fahren."

Die langfristige Zukunft

Robert Kubica freut sich auf sein F1-Debüt., Foto: Sutton
Robert Kubica freut sich auf sein F1-Debüt., Foto: Sutton

Erst zum zweiten Mal in dieser Saison schaffte Christian Klien in Hockenheim den Sprung in die Punkteränge. "Das war richtig gut", freut er sich auch heute noch. Jetzt fühlt er sich auch in einer viel besseren Ausgangsposition, was seinen Verbleib bei Red Bull Racing angeht. "Es sieht ziemlich gut aus. Wir hätten ohne die vielen technischen Probleme viel mehr Punkte holen können - dann würde alles anders aussehen." Seine Chancen bei RBR zu verbleiben schätzt er jetzt als "sehr gut" ein.

Mark Webber wird hingegen nicht bei seinem Team bleiben. Etwas "enttäuscht" ist er über diesen Umstand schon. "Andererseits bin ich absolut entspannt", sagt er. "Einige Leute werden denken, dass es etwas riskant sei das Team zu verlassen, aber Flavio lag bisher nur selten falsch. Er glaubt, dass wir etwas Besseres bekommen können - ansonsten wäre ich ja dort geblieben."

Demnach haben er und sein Manager "alles unter Kontrolle". Williams hatte eine Option seinen Vertrag um zwei weitere Jahre zu verlängern, hat diese aber nicht gezogen - höchstwahrscheinlich weil man die finanziellen Rahmenbedingungen nicht erfüllen konnte oder wollte. "Also waren wir bereit einen neuen Deal auszuhandeln, aber auch das hat nicht funktioniert", so Webber. Deshalb habe man beschlossen auf den freien Markt zu gehen. Könnte er dabei auch leer ausgehen? "Es wäre doch verrückt von Williams wegzugehen ohne eine Alternative zu haben..."

Könnte diese Alternative mit "Re..." beginnen? Mark lacht: "Das ist clever, aber das schließt immer noch zwei Teams ein." Nämlich Renault und Red Bull. Dennoch ist Mark davon überzeugt auch im nächsten Jahr in Ungarn zu fahren.

Die kurzfristige Zukunft

Hockenheim war für Fernando Alonso ein Desaster. Deshalb hofft der Spanier nicht, dass sich dies in Budapest wiederholen wird. "Aber man weiß nie...", möchte er es nicht gänzlich ausschließen. "Jedes Rennen ist anders. Wir haben in Kanada gewonnen und waren nur eine Woche darauf in Indy eine Sekunde weg. In der F1 kann sich alles ganz schnell ändern." Genau darauf baut er nun: "Also hoffe ich, dass sich die Dinge in der letzten Woche geändert haben."

Mit einem Gerücht räumte Alonso dennoch auf: "Der Masse-Dämpfer hat in Hockenheim gar nichts beeinflusst", widersprach er damit sogar seinem Chefingenieur Pat Symonds. "Wir hatten Probleme mit den Hinterreifen, die wir nicht erwartet hatten. Es gab einige riesige Blasen, da hätten wir so viele Masse-Dämpfer benutzen können wie wir wollten, diese Blasen wären davon nicht weggegangen."

Aufgrund der Blasen auf seinen Hinterreifen musste Fernando mit ansehen, wie sieben Punkte seines Vorsprungs dahin schmolzen. "Ich habe keine Angst", gibt er sich kämpferisch. "Wenn Michael die ausstehenden Rennen gewinnt, wird er wahrscheinlich Weltmeister, aber das ist nicht sicher. Wir müssen stärker werden, um sie zu schlagen."

Muss Renault dafür seinen R26 verbessern, um diesen auf das Niveau des 248 F1 zu bringen, oder liegt der Unterschied vor allem an den Reifen? "Es liegt hauptsächlich an den Reifen", sagt Fernando. "Ferrari und Renault sind bei ihren Autos am Limit. Die Fahrzeugentwicklung war das ganze Jahr konstant und es ist schwierig noch mehr herauszuholen." Mehr als "ein Zehntel" trennt den Ferrari demnach nicht vom Renault. "Den großen Unterschied machen die Reifen aus - Michelin hat uns in der Hand."