Carlos Sainz fuhr am Formel-1-Rennsonntag in Singapur von der letzten Startposition in die Punkte. Dabei lieferte er im zweiten Stint auf dem überholfeindlichen Kurs mit Reifenvorteil eine Reihe von Überholmanövern ab, um sich nach der Williams-Disqualifikation am Vortag den verdienten Lohn in Form eines Punktes zu sichern.

Gesehen hat man davon in der TV-Übertragung des Formel-1-Rennens aber so gut wie nichts. Das nervt den Spanier, der sich am Dienstag in der spanischen Radionsendung 'El Partidazo de COPE' darüber beschwerte. "Am letzten Wochenende haben sie keine der vier oder fünf Überholmanöver gezeigt, die ich gemacht habe", war ihm aufgefallen, als er das Rennen nochmal angeschaut hatte. "Auch die Aufholjagd von Fernando gegen Lewis haben sie nicht gezeigt. Sie haben viele Dinge verpasst", stellte er fest.

Carlos Sainz: Sie haben viele Dinge verpasst

Gleichzeitig fand die Bildregie aber ausreichend Zeit, um Aufnahmen der Rennfahrer-Freundinnen, die in Singapur zu Gast waren, in der Rennübertragung zu platzieren. So kam auch Sainz' Freundin Rebecca Donaldson im Laufe des Rennens vor, während für die Übertragung der Überholmanöver ihres Freundes keine Zeit geopfert wurde. Diese Aufnahmen seien zwar "Teil der Show", so Sainz, würden aber zu oft dem Geschehen auf der Strecke vorgezogen.

"Andere Aufnahmen [von den Rahmenbedingungen] sind in Ordnung, aber man sollte nicht die Hauptsache aus den Augen verlieren. Meiner Meinung nach treiben sie es ein bisschen zu weit, wenn sie die Persönlichkeiten oder Freundinnen zeigen", erklärte der Madrilene.

"Es muss für sie einmal funktioniert haben, als es Menschen interessant gefunden haben, unsere Freundinnen oder berühmte Personen im Fernsehen zu sehen - ihre Reaktionen. Es ist verständlich, wenn es ein Überholmanöver gibt oder einen aufregenden Moment im Rennen, dass man dann Reaktionen einfangen will", sagte der vierfache Grand-Prix-Sieger.

"Aber das sollte man nur machen, wenn man den Wettkampf dabei respektiert", mahnt der Williams-Fahrer vor einer falschen Prioritätensetzung. Auch unter Formel-1-Fans wurde die Bildregie in den vergangenen Tagen in den sozialen Medien teils scharf kritisiert. Sie störten sich neben den Aufnahmen von Fans oder Fahrer-Freundinnen auch daran, dass im letzten Stint ein hoher Fokus auf das Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris gelegt wurde, während andere Zweikämpfe und Positionsverschiebungen außer Acht gelassen oder erst Runden später in einer Wiederholung nachgeliefert wurden.

Unter Motorsport-Fans haben derartige 'Wife-Shots' schon häufig für Unmut gesorgt. Doch es gab sie schon in den 80er-Jahren. Berühmtheit erlangte beispielsweise in den USA die Bildregie beim prestigeträchtigen Indy 500 1982, als das Livebild in die rennentscheidende Attacke von Rick Mears gegen den späteren Sieger Gordon Johncock eine Runde vor Schluss einen Schnitt setzte - man hatte lieber eine Nahaufnahme von Mears' Ehefrau an der Boxenmauer gezeigt.

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