Lando Norris lehnte sich beim Start des Formel-1-Rennens in Singapur an Oscar Piastri an. Bei seinem McLaren-Teamkollegen sorgte der Kontakt für ein erhitztes Gemüt. Er beschwerte sich im Team Radio vehement über das Manöver. Im weiteren Rennverlauf hatten die beiden nichts mehr miteinander zu tun. Am Ende sicherten sie McLaren mit ihrem Ergebnis den vorzeitigen Gewinn der Weltmeisterschaft und die erfolgreiche Titelverteidigung. Der Brite konnte das Drama um die Szene nach dem Rennen nicht nachvollziehen.

"Es war gutes Racing", verteidigte sich Norris, der am Ende hinter Sieger George Russell und Max Verstappen den dritten Platz belegte. Er war nach einem schwierigen Wochenende nur von Startplatz fünf gestartet und erwischte von der sauberen Seite des Grids einen optimalen Start. Mercedes-Fahrer Kimi Antonelli kassierte er sofort, dann setzte er sich in Kurve eins neben Oscar Piastri. In Turn drei drückte er sich mit einem aggressiven Manöver vorbei. Für ihn ein 'No-Brainer': "Jeder in diesem Grid hätte genau dasselbe gemacht. Wenn du mir hier die Schuld gibst, dass ich in diese Lücke gefahren bin, solltest du nicht in der Formel 1 sein!"

Die Rennleitung wertete die Szene als Rennzwischenfall, woraufhin sich Piastri im Boxenfunk über den Move ausließ. "Das ist nicht fair! Sorry, aber das ist nicht fair! Wenn er einem anderen Auto ausweichen muss, indem er seinen Teamkollegen rammt, dann ist das eine ziemlich beschissene Art, einen Unfall zu verhindern", klagte der Australier.

"Ich kam gut weg, bin rübergezogen und habe mich in eine gute Position gebracht, um in T1 und T2 nicht aufzulaufen. Innen von Oscar war eine große Lücke. Es war sehr eng, immer noch rutschig und feucht, deshalb habe ich Max gestreift. Dadurch musste ich etwas korrigieren, aber das wars. Es war gut, denn es hat mir zwei Positionen gebracht, die ich sonst nicht bekommen hätte", erklärt Norris die Szene. An seinem McLaren knickte dabei die linke Frontflügel-Endplatte ab, doch er blieb von der Beschädigung unbeeinträchtigt und beendete das Rennen mit dem angebrochenen Flügel.

McLaren CEO Zak Brown pflichtet Lando Norris bei

"Wie ihr sehen könnt, lassen wir sie gegeneinander fahren. Das war etwas nervenaufreibender, aber sie fahren hart, sie fahren fair - sie fahren, um zu gewinnen", erklärt McLaren CEO Zak Brown. Der Manager mit Rennerfahrung sieht die Szene unkritisch. "Wenn drei oder vier Autos dicht hintereinander fahren, kommt so etwas vor", sagt der US-Amerikaner bei Sky. Das Team will die Angelegenheit im Debrief aber noch besprechen. "Wir werden uns das am Montag noch einmal genauer ansehen, aber es war eindeutig nur hartes Racing."

Für Norris steht außer Frage, dass er die vielzitierten 'Papaya Rules' nicht gebrochen hat. "Ich bin mir sicher, dass ich trotzdem vor Oscar gelandet wäre, weil ich innen und er sowieso außen auf der dreckigen Linie war. Wir schauen uns das an, aber das Letzte, was ich will, ist ein Kontakt mit meinem Teamkollegen", stellt der 25-Jährige klar und verweis dabei auf den WM-Stand. "Ich bin derjenige, der sich das erst recht nicht leisten kann. Ich würde mich damit genauso in Gefahr bringen. Ich werde mir anschauen, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Aber die FIA fand es in Ordnung, und mein Team auch. Damit ist das für mich geklärt."

Lando Norris verzweifelt in Singapur an Max Verstappen

Für Lando Norris gab es im weiteren Rennverlauf kein hartes Racing mehr. Track Position war auf dem Marina Bay Street Circuit wie immer der entscheidende Faktor. Im letzten Renndrittel hing er hinter Max Verstappen im DRS-Fenster, fand aber keinen Weg vorbei. "Es gab ein paar Gelegenheiten, bei denen wir nebeneinander fuhren, und einige gute kleine Zweikämpfe. Aber es war einfach zu schwierig, zu überholen, weil die Pace heute sehr hoch war", so Norris. Er denkt, dass er Rennsieger George Russell hätte matchen können: "Ich hätte gerne versucht, George einzuholen und etwas mehr Druck auf ihn auszuüben.

Auf dem Zielstrich fehlten ihm nach 62 Runden nur 0,636 Sekunden auf Platz zwei. "Max hat keine Fehler gemacht. Egal, ob ich mich gut gefühlt habe oder nicht, ich habe heute alles gegeben und bin nah herangekommen", so Norris, der das gesamte Wochenende über mit einem Infekt zu kämpfen hatte. In der Weltmeisterschaft holte er drei Punkte auf Piastri auf und liegt sechs Rennen vor dem Saisonende noch 22 Zähler hinter dem WM-Leader: "Ich bin zufrieden mit dem heutigen Tag. Ich habe zwei Plätze gutgemacht, wir haben als Team erneut die Konstrukteurswertung gewonnen, darüber bin ich sehr glücklich."