Es war das Formel-1-Märchen, das sich viele Ferrari-Fans seit über einem Jahr gewünscht haben. Lewis Hamilton in einem roten Boliden der Scuderia ganz oben auf dem Podium. Ein historisch anmutendes Bild, das es nach dem F1-Sprint in China zu bestaunen gab. Und das nach der gestrigen Pole im Sprint-Qualifying alles andere als zufällig zustande kam, sondern dank einer starken Pace.

Ein schönes Bild für die Tifosi, eines aber das nicht von langer Dauer war. Denn bereits nach dem Qualifying in Shanghai macht sich bei Hamilton und Ferrari wieder etwas mehr Ernüchterung breit. Denn anstatt wie gestern die Pole wurde es am Samstag nur der fünfte und sechste Startplatz für den siebenfachen Weltmeister und seinen Teamkollegen Charles Leclerc für das Rennen der Formel 1 in China.

Lewis Hamilton nach Formel-1-Qualifying enttäuscht: Das habe ich nicht erwartet

"Ich habe nicht erwartet, dass wir [nur] auf P5 und P6 stehen würden", zeigte sich Hamilton nach der Qualifikation enttäuscht. Seine schnellste Rundenzeit von 1:30,927 gibt auch etwas Anlass zur Sorge. Denn damit war er tatsächlich langsamer als noch im Sprint-Qualifying am Freitag und das während sich fast alle anderen Fahrer deutlich verbesserten.

"Wir haben ein paar Veränderungen am Auto nach dem Sprint-Qualifying vorgenommen, um ein paar Probleme zu beheben", gestand der Rekord-Weltmeister. Er zweifelt aber daran, ob das den richtigen Effekt hatte: "Vielleicht lag es am Wind, aber das Auto wurde sehr bissig."

Formel 1 in China: Wo hat Ferrari so viel Zeit verloren?

Der Rundenvergleich zeigt, dass Hamilton vor allem im letzten Abschnitt einen klaren Rückschritt zum Freitag hinlegte. Die Kurvenkombination 11 bis 13 sticht dabei besonders hervor und daraus resultierend auch der Zeitverlust über die gesamte 1,2-Kilometer lange DRS-Gerade. Insgesamt verlor Hamilton in diesem Abschnitt drei bis vier Zehntel auf seine Freitags-Pole

Trotz des Rückschlags in seinem zweiten Formel-1-Qualifiyng in Rot will sich der Ferrari-Neuzugang die Stimmung nicht kaputtmachen lassen und zeigt sich zuversichtlich. Denn auch in seiner schnellsten Qualifying-Runde sieht er noch Verbesserungspotenzial von mindestens einer Zehntelsekunde.

Hamiltons Wunschliste für Sonntag beim China-GP: "Ich fühle mich optimistisch für morgen, ich hätte gerne einen guten Start, auf dem ich mindestens eine Position gutmache und dann arbeite ich mich langsam nach vorne." Der sechsfache Shanghai-Sieger hat großes vor: "Ich werde heute am Abend einen Masterplan entwerfen, wie ich gewinnen kann. Das ist mein Mindset."

Charles Leclerc desillusioniert: Uns fehlen drei Zehntel auf McLaren

Charles Leclerc versprüht weniger Optimismus. Der Monegasse blickt nach der Qualifikation nicht in Richtung Sieg, sondern macht einen klaren Rückstand zu den tonangebenden McLarens aus: "Wir haben alles zusammenbekommen und liegen drei Zehntel zurück. Ich habe das Gefühl, das ist der Abstand zwischen den McLarens und uns."

"Ich habe das Gefühl, dass ich das Beste herausgeholt habe, was von meiner Seite aus möglich war. Wir waren heute einfach nicht schnell genug", erklärte er. Änderungen an seinem SF-25 nach dem Formel-1-Sprint am Samstagvormittag hätten zwar ihre Wirkung gezeigt, indem er sich anschließend im Auto wohler fühlte, aber der Rückstand wiege deshalb umso schwerer.

"Ich habe das Gefühl, dass diese Session heute Nachmittag etwas repräsentativer zeigt, wo wir im Moment verglichen mit den anderen stehen [als das Sprint-Qualifying]", beklagt Leclerc, "realistisch gesehen haben wir also etwas Arbeit vor uns." Das Wort 'Rennsieg' nahm der achtfache Grand-Prix-Sieger im Gegensatz zu Hamilton nicht in den Mund, aber etwas Hoffnung hat er für das Rennen dann doch, wenn auch getrübt durch die Startposition.

"Mit den längeren Stints können wir hoffentlich unseren Vorteil beim Reifenverschleiß ausspielen. Aber mir der verwirbelten Luft, die ich heute am Morgen [im Sprint] gespürt habe, wird es sehr schwierig ein Überholmanöver auf der Strecke zu machen", so Leclerc. "Wir müssen uns also mit der Strategie in die richtige Position bringen und nicht zu viel verwirbelte Luft haben, dann könnten wir uns vielleicht selbst überraschen."

Der Sieg im Sprint war für Hamilton ein großes Befreiungsschlag. Denn nach nur einem Wochenende bei Ferrari sah er sich nach Australien bereits viel Kritik ausgesetzt. Mehr zu seiner Reaktion darauf könnt ihr hier nachlesen: