Mercedes steht bei der Formel 1 in Baku nach mehreren Wochen mit mäßigen Ergebnissen unter Druck. Die Mannschaft, die im Sommer dank der Schwächephase von Red Bull und der Fehler von McLaren groß abräumen konnte, war seit der Sommerpause nicht wiederzuerkennen.

In Baku entschieden sich die Silberpfeile deshalb dafür, einen Schritt zurück einzulegen und den neuesten Unterboden abzulegen. Stattdessen fahren George Russell und Lewis Hamilton wieder mit jener Ausbaustufe, mit der man bei ihrem letzten Einsatz den Großen Preis von Belgien gewinnen konnte.

Hilft der alte Unterboden? Das sagt Lewis Hamilton zum F1-Training in Baku

Der erste Eindruck dieser Rolle rückwärts sah am Trainings-Tag in Baku durchaus positiv aus. Lewis Hamilton schrammte weniger als eine Zehntelsekunde an der Bestzeit vorbei. Er zeigte sich nach dem zweiten Training in Baku zufrieden mit der Performance seines Autos. "Es war ein sehr guter Tag. Wir sind gut reingekommen und haben laufende Verbesserungen am Setup erzielt", freute er sich. Ein Urteil darüber, ob die gute Leistung im Zusammenhang mit dem Unterboden steht, traute sich Hamilton nicht zu.

"Dieses Mal hat es sich nicht so angefühlt, als wurden wir wieder auf Zwischenstufen zurückfallen, von denen wir uns erst aufbauen mussten, sondern wir konnten konstant aufbauen", fügte Hamilton hinzu. Gute Starts in ein GP-Wochenende sind für die Silberpfeile aber keine Seltenheit.

Die größte Hürde zeigte sich bei Mercedes häufig erst im weiteren Verlauf des Wochenendes, wie der Rekord-Weltmeister mahnte: "Wir wissen nicht, mit wie viel Benzin alle gefahren sind und oft schon haben wir im dritten Training oder im Qualifying dann keinen so großen Schritt mehr hingelegt wie die anderen."

In Zandvoort und Monza etwa war der Mercedes W15 für Trainings-Bestzeiten gut, im Rennen jedoch chancenlos. "Wir wollen also vorsichtig bleiben und einfach das Beste herausholen", lautet Hamiltons vorsichtige Zielsetzung. Mit einem Platz ganz vorne rechnet der zweifache Saisonsieger im Qualifying allerdings noch nicht. "Ich hoffe, dass wir näher an der Spitze sind. Diesen Anschein macht es im Moment, aber wir werden das erst morgen herausfinden."

Bei George Russell läuft alles schief: Motorwechsel und Fehlalarm

Während Hamilton hoffnungsvoll in das restliche Wochenende blickt, war der Freitag bei George Russell von Startschwierigkeiten geprägt. Mit der Balance in FP1 war Russell sowieso schon nicht zufrieden. Das zweite Training begann für ihn dann um 25 Minuten verspätet, nachdem Analysen seines Antriebs nach FP1 einen Motorwechsel für notwendig befunden hatten.

Mercedes wechselte auf eine alte Einheit und verhinderte so eine Startplatzstrafe für das Baku-Rennen. Aber da sein Kontingent bereits vorher voll ausgeschöpft war, erscheint eine Strafe im restlichen Verlauf der Saison nun umso wahrscheinlicher. "Im Moment ist es unbekannt, was das Problem war. Ich weiß nur, dass wir den Motor tauschen mussten. Deshalb verspätete sich der Beginn der Session", teilte Russell seinen bisherigen Wissenstand.

Doch damit war sein Problem-Training nach nicht vorbei. Kurz vor Ablauf der Zeit musste Russell nochmal seinen Wagen abstellen, da Mercedes ein Leck an seinem W15 entdeckt hatte. Ein Fehlalarm, wie sich herausstellte. Russell ergänzte: "Es war ein Sensor-Problem. Wir fuhren an die Box, da wir dachten, dass wir ein Wasserleck hatten, aber wir hatten keines."

Mercedes-Fahrer George Russell
Für George Russell begann FP2 nach einem Motorwechsel erst mit 25 Minuten Verspätung, Foto: LAT Images

Im Gegensatz zu Hamilton fand der 26-Jährige auf dem Baku City Circuit auch balancemäßig in FP2 nicht in die Spur. "Ich lag auf jeden Fall gegenüber Lewis zurück und hatte Probleme damit, ein gutes Gefühl im Auto zu finden und damit, die Reifen ins richtige Fenster zu bekommen", so sein Befund.

Das zeigt sich im Trainings-Ergebnis. Trotz seinem verspäteten Start in die letzte Formel-1-Session des Tages konnte Russell noch eine schnelle Runde unterbringen, diese reichte aber nur für P9 – fast eine Sekunde hinter Hamilton. "Für morgen muss ich meine Leistung ein bisschen verbessern und den Rückstand verkürzen", stachelte er sich selbst an.