Erstmals seit langem legt McLaren für den Titelkampf in der Formel 1 technisch nach. In Zandvoort gibt es das erste große Paket, seit das Update in Miami wie eine Bombe einschlug. Was neu ist, was sich Woking davon erhofft und warum das Wochenende trügerisch sein könnte.
McLaren lässt sich Zeit mit Update und ist sich trotzdem nicht ganz sicher
"Wir haben uns nach Miami Zeit gelassen, um uns in der Entwicklung selbst zu überzeugen, dass wir grünes Licht geben können, die Teile an die Strecke zu bringen. Außerdem hat man heutzutage Limitierungen in Sachen Kosten", erklärt Teamchef Andrea Stella, warum McLaren fast vier Monate auf sein nächstes Paket gewartet hat. Viele Teams hatten zuletzt Probleme, dass Updates nicht funktionierten. Chefdesigner Rob Marshall gibt zu, dass dies trotz langer Entwicklungszeit auch beim MCL38 passieren kann: "Es gibt ein paar Dinge, bei denen wir uns nicht sicher sind. Einige Dinge tragen mehr Risiko in sich als andere."
Blicken wir zunächst darauf, um welche Teile es sich handelt. So groß wie das Miami-Paket ist es nicht, aber immerhin vier Bereiche wurden angegangen. Dazu kommen zwei streckenspezifische Bauteile. An der Front gibt es neue Bremsbelüftungen und neue Vorderradaufhängungen. Dazu wurde der Unterbodenrand modifiziert, ebenso wie die Hinterradaufhängung. Alle Teile zielen auf verbesserte Aerodynamik ab. Dazu kommen ein neuer Beam-Wing und ein Heckflügel für Strecken mit hohem Abtriebsniveau. Zandvoort ist ein solcher Kurs. "Wenn er das liefert, was wir denken, dann wird das unser neuer Heckflügel für viel Abtrieb und wird den alten ablösen", verrät Marshall.
Starker Wind in Zandvoort macht Bewertung der McLaren-Updates schwierig
Im Gegensatz zu Miami erhalten beide Fahrer sofort das komplette Paket. In FP1 wurde allerdings noch eine Vergleichsfahrt mit dem alten Auto betrieben. Lando Norris fuhr im neuen Auto prompt Bestzeit. Dennoch machen die Umstände es kompliziert für McLaren, etwas aus dem Wochenende zu lesen. "Mit dem Wind wird es sehr schwierig zu sehen, ob etwas besser ist. Das gilt auch für die Rückmeldung der Fahrer, wenn es so böig ist. Du wirst nicht wissen, ob eine Instabilität im Auto durch ein neues Teil oder durch den Wind verursacht wird", erklärt Marshall die Unsicherheit beim Dünenrennen. Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h haben natürlich eine gewaltige Auswirkung auf die Aerodynamik der Boliden.
So oder so wird das neue Paket kaum das Ausmaß des Miami-Umbaus erreichen: "Das Paket aus Miami hat überperformt. Es war ein wenig eine Überraschung, wie erfolgreich es war. Hoffentlich ist es erneut etwas Ordentliches, aber es ist weniger klar." Was das genau in Rundenzeit bedeuten könnte, hielt der Chefdesigner zurück. Die Zielsetzung der neuen Teile ist aber klar: "Es geht um aerodynamische Effizienz und auch ein paar Dinge, die das Gefühl der Fahrer für das Auto verbessern sollen. Ein bisschen mehr Abtrieb tendiert dazu, alles zu richten." Beim Heckflügel soll auch der DRS-Effekt verbessert worden sein. Dies galt bisher als eine der Schwächen der Papayas.
McLaren ohne Panik vor Bouncing: Reden nicht oft darüber
Die Frage lautet nun, ob das Paket denn auch nachhaltig funktioniert. Es ist ein Trend der aktuellen Saison, dass Updates verpuffen oder gar einen negativen Effekt verursachen. Oft hat dies mit plötzlich auftretendem Bouncing zu tun. Dies macht Marshall aber überraschend wenig Sorgen: "Das Bouncing ist die gesamte Zeit am Limit. Ein paar haben es wohl öfter als andere. Wir sehen es auch, aber haben darunter kaum gelitten. Ob es uns in der Leistungsfähigkeit einschränkt? Vermutlich sind wir da am Rande angelangt. Aber wir unterhalten uns nicht sehr oft darüber." Statt Bouncing scheint also viel mehr der Wind an der Ostsee erst einmal das Problem zu sein.
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