Auf dieses Duell hatten die Formel-1-Fans aufgrund unterschiedlicher Leistungsfähigkeit der Autos zwei Jahre lang fast gänzlich verzichten müssen, doch jetzt ist es endgültig wieder entfacht: Lewis Hamilton gegen Max Verstappen! Beim Ungarn-GP krachte es wie einst 2021, mit dem schlechteren Ausgang für den Weltmeister.

Gleich zweimal war Verstappen durch einen Undercut von Mercedes hinter seinen Erzrivalen gefallen. Mit frischeren Reifen sollte sich der Niederländer Platz Drei zurückholen, aber dazu kam es nicht. Hamilton erwies sich als harte Nuss, sodass Verstappen es in Runde 63 mit der Brechstange versuchte und die Bremsen innen in Kurve 1 blockierte. Es kam zur Kollision, an der Hamilton auch nicht unbeteiligt war. Er lenkte ein und katapultierte mit seinem rechten Vorderreifen den Red Bull am linken Hinterreifen hoch. Beide konnten weiterfahren, aber Verstappen fiel noch hinter den Ferrari von Charles Leclerc auf Rang Fünf zurück.

Max Verstappen (Red Bull) im Zweikampf mit Lewis Hamilton (Mercedes)
Verstappen verbremste sich in Kurve 1, Foto: LAT Images

Red Bull: Hamilton verursacht Kollision mit Einlenken

Dr. Helmut Marko sah direkt nach dem Rennen keinerlei Grenzüberschreitung seines Schützlings: "Er hätte die Kurve auf alle Fälle bekommen, wenn ihn Hamilton nicht das Hinterrad mit seinem Vorderrad hochgeschossen hätte. Das ist meinetwegen ein Rennunfall, aber er hat die Kontrolle nicht verloren." Eine Untersuchung durch die Stewards "würde mich mehr als wundern", meinte der Österreicher da noch. Das sahen die Regelhüter aber anders und riefen beide Fahrer zum Rapport.

Verstappen machte seine Position nach dem Rennen unmissverständlich klar: "Mir wurde in Österreich von vielen Seiten vorgeworfen, dass ich mich unterm Bremsen bewegt hätte. Ich habe mein Auto positioniert und fuhr weiter geradeaus. Er lenkte weiter nach rechts." Hamilton habe den Crash provoziert: "Deswegen haben die Bremsen blockiert. Ich wollte gerade weiterfahren, aber ich sah das Auto [von Hamilton] weiter auf mich zusteuern. Sonst wären wir schon zuvor kollidiert, ich musste das Auto stoppen."

Max Verstappen (Red Bull) nach Zweikampf mit Lewis Hamilton (Mercedes)
Verstappen war der Leidtragende des Vorfalls, Foto: LAT Images

Lewis Hamilton sieht Rennunfall

Auf Seiten von Mercedes waren die Gemüter weniger aufgeheizt. Kein Wunder, hatte Hamilton aus der Situation keinen Schaden erlitten und wurde seinen Konkurrenten ums Podium los. "Ich glaube, der Max war das ganze Rennen nicht glücklich. Am Ende hat er es mit der Brechstange versucht", kommentierte Teamchef Toto Wolff süffisant bei Sky.

Der Rekordweltmeister selbst sah keinerlei Grund für Aufregung: "Wir fuhren an einem zu überrundenden Fahrer vorbei. Dann tauchte in der Bremszone Max auf. Ich ließ ihm innen genug Platz, aber er blockierte die Bremsen. Er war dann in unterschiedlicher Richtung unterwegs. Ich folgte der Kurve und er kreuzte mich. Das ist ein Rennunfall." Mit 2021 im Hinterkopf fiel die Wortwahl des Briten fast schon deeskalierend aus: "Es ist leicht, so einen Fehler zu machen. Ich finde nicht, dass es deswegen Feindseligkeiten geben sollte, aber ich schätze, das wird immer so sein."

Stewards weisen Verstappen-Vorstoß ab: Hamilton hat sich nicht beim Bremsen bewegt

Für das Ergebnis des Rennens zählte am Ende aber natürlich nicht die Meinung aus den Lagern von Red Bull oder Mercedes, sondern die der Stewards. Und diese entschieden nach Anhörung beider Fahrer sowie Sichtung der Telemetrie auf 'no further action'. Hamilton habe sich im Vergleich zur Rennlinie der vorherigen Runden nicht des 'Moving under Braking' schuldig gemacht. Andererseits hätte er auch mehr unternehmen können, um die Kollision zu vermeiden. "Dementsprechend stellen wir fest, dass keinen Fahrer eine überwiegende Schuld trifft und beschließen keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen", heißt es schlussendlich im Urteil. Ob es zwischen den beiden Fahrern bei den kommenden Rennen auch zu 'no further action' kommt, darf aber wohl bezweifelt werden.