Die Formel 1 hat in der Öffentlichkeit einen Ruf als dekadente Geldverbrennungsmaschine ohne viel Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. Motorsport scheint schließlich im direkten Widerspruch zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu stehen. Dieses Image will die Königsklasse seit Jahren ablegen. Langfristig ist das Ziel bis 2030 CO2-neutral zu werden.
Im Zuge dieses Plans stellte die Formel 1 am Dienstag ihren Nachhaltigkeitsbericht für die Saison 2023 vor. Es ist der erste seiner Art. Als wichtigste Kennzahl wurde in diesem eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks um 13 Prozent verkündet. Allerdings bezieht sich diese Zahl noch auf den Zeitraum zwischen 2018 und 2022, die neuesten Zahlen für vergangenes Jahr liegen noch nicht vor. 2018 wurden noch 256.551 Tonnen CO2-Ausstoß gemessen, 2022 waren es 223.031. Bis 2030 will man den Ausstoß auf 50 Prozent im Vergleich zu 2018 reduzieren.
Wie viel nachhaltiger waren die Formel-1-Rennen 2023?
Gleichzeitig vermeldete die Formel 1, dass bei 75 Prozent aller Grands Prix auf erneuerbare Energien gesetzt wurde. In welchem Umfang diese jeweils eingesetzt werden, unterscheidet sich jedoch von Event zu Event. 2022 waren es noch 50 Prozent gewesen. In der Zwischenzeit werden Austragungsorte von Formel-1-GPs auch vertraglich für die Einhaltung gewisser Klimaziele verpflichtet, wie die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Formel 1, Ellen Jones, im Rahmen einer Medienrunde erklärte.
Als Highlights für diese Fortschritte wurden sechs Grands Prix hervorgehoben. Beim Formel-1-Rennen in Österreich seien beispielsweise durch ein Pilotprojekt für CO2-arme Energielösungen die Emissionen um über 90 Prozent reduziert worden. Der Großbritannien-GP, sowie Bahrain und Singapur setzten durch einen weitgehenden Einsatz von Solarpaneelen vermehrt auf grüne Energie. Bei den beiden letztgenannten Events konnte der hohe Energie-Bedarf aufgrund Nachtrennen aber nicht ausschließlich über grüne Technologien gedeckt werden.
Wasser sparen in Las Vegas, Biosprit für die Logistik
Hervorgehoben wurde außerdem noch das Comeback-Rennen in Las Vegas, bei dem ein Wassersparprogramm durchgezogen wurde. In welchem Ausmaß dieses beim GP in der US-amerikanischen Wüstenstadt Wirkung zeigte, wurde nicht erklärt. Beim Niederlande-GP kam im Umfeld des Rennens ein alternativer Kraftstoff zum Einsatz, der in Kombination mit anderen Nachhaltigkeitsmaßnahmen den ökologischen Fußabdruck der Energieversorgung um 94,5 Prozent reduzierte.
Treibstoff ist allgemein ein gutes Stichwort bei den Nachhaltigkeits-Initiativen der Formel 1. Denn dort setzt die Königsklasse auch bei weiteren Maßnahmen an. In der Formel 2 und der Formel 3 kommt seit dem vergangenen Jahr Sprit zum Einsatz, der zu 55 Prozent aus nachhaltigem Kraftstoff besteht.
Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren zunehmend erhöht. In der Formel 1 selbst kommen ab der neuen Regel-Generation 2026 zu 100 Prozent e-Fuels zum Einsatz, die Nachwuchsklassen übernehmen diesen Wert ein Jahr später.
Einen viel größeren Einfluss auf das ökologische Gesamtbild der Formel 1 hat aber die Logistik. Für diese ist seit dem vergangenen Jahr bei den Europa-Rennen eine Flotte von mit Biosprit betriebenen Trucks zuständig, was 2023 den mit der Logistik in Verbindung stehenden Ausstoß um 83 Prozent reduziert hatte. Mehr zu den Biosprit-Trucks und zur Logistik rund um die Formel 1 könnt ihr im folgenden Video erfahren:
F1 Academy und Förderprogramme: So will die Formel 1 weiblicher werden
Neben den Klimaschutz-Maßnahmen der Königsklasse wurden in dem Bericht auch soziale Aspekte behandelt. Zentraler Punkt dabei war eine stärkere Miteinbeziehung unterrepräsentierter Gruppen in der Formel 1, sowie in erster Linie eine Förderung von weiblichen Vertreterinnen im Grand-Prix-Zirkus.
Die Einführung der F1 Academy, die die W Series als rein weibliche Nachwuchsserie abgelöst hatte, wird auf sportlicher Seite durch ein breites Kart-Förderprogramm für Mädchen ergänzt, inklusive einer eigenen Meisterschaft, in der die Top 3 F1-Academy-Tests gewinnen können. Dazu kommen noch Stipendien und Förderprogramme für Studenten aus unterrepräsentierten Gruppen. Zudem berichtete die Formel 1, dass das Gender-Pay-Gap in F1-Management-Positionen seit 2017 um mehr als 30 Prozent auf 20,7 Prozent gefallen sei.
Formel-1-Boss Stefano Domenicali wurde bei der Veröffentlichung des Berichtes folgendermaßen zitiert: "Nachhaltigkeit ist einer der wichtigsten Faktoren für uns, nicht nur als Sport, sondern auch als Business. Die Formel 1 ist seit über 70 Jahren innovativ und beeinflusst die Gesellschaft im weiteren Sinne."
"Wir haben gesehen, wie die großartigen Köpfe und die Technologie des Sports in vielen verschiedenen Bereichen positive Auswirkungen hatten, und jetzt haben wir diese Expertise und Einsicht auf die Nachhaltigkeit übertragen", so Domenicali weiter. Im Zuge der Nachhaltigkeits-Offensive der Königsklasse ist die Formel 1 auch Teil einer Reihe von Klimaschutz- und Nachhaltigkeits-Abkommen. Darunter dem 'UN Sports for Climate Action'.
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