Das zweite Wochenende der Formel-1-Saison nähert sich seinem Highlight und erneut deutet im Rennen alles auf einen Red-Bull-Erfolg hin. Die Frage scheint im Moment vielmehr zu sein, wie deutlich Max Verstappen den Großen Preis von Saudi Arabien gewinnen kann, und nicht ob. Denn an seiner zweiten Pole Position gab es auch nach einem etwas verwackelten entscheidenden Versuch nichts zu rütteln.

Hoffnung darauf, den Weltmeister biegen zu können, dürfen sich realistisch gesehen am Samstag nur zwei Fahrer machen - wenn überhaupt: Charles Leclerc und Sergio Perez. Im Ferrari-Lager macht sich Optimismus breit: "Die Red Bulls können schlagbar sein", machte sich Leclerc selbst Mut und erklärte: "Ich versuche immer optimistisch zu sein und wir werden unser Bestes versuchen."

So will Charles Leclerc Verstappen besiegen

Leclercs Rennplan ist ziemlich simpel: "Wenn wir die Reifen gut managen, können wir hoffentlich von Sergio wegziehen. Dann hole ich mir DRS von Max und überhole ihn im Rennen." So weit, so gut. Dass dieses Szenario aber eher unwahrscheinlich sein sollte, ist dem Monegassen klar: "Wir wissen, dass Red Bull normalerweise die Oberhand hat und sie im Rennen etwas mehr Pace haben als im Qualifying."

Woher er dennoch seinen Optimismus schöpft, ließ Leclerc offen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Longruns am Donnerstag eine Rolle spielen. Diese sahen am SF-24 des Scuderia-Fahrers durchaus erbaulich aus. Als einziger der Top-Piloten fuhr er seinen Longrun auf den Soft-Reifen. Im Gegensatz zu einigen anderen Teams brachen sie nicht ein. Von Graining keine Spur. Im Durchschnitt fuhr er Rundenzeiten von 1:34,5 mit sinkender Tendenz.

Leclerc berichtete im Qualifying davon, dass er mit dem Fahrgefühl seines Autos nicht zufrieden gewesen sei. Dass es dennoch für Platz 2 reichte, sagt einiges über die Performance aus, die im Ferrari steckt. Doch ob es im 50 Runden langen Grand Prix gegen Verstappen reicht? Unter normalen Bedingungen wohl eher kaum.

Sergio Perez: Saudi-Double nur ein ferner Wunsch?

Ein günstig getimtes Safety Car könnte natürlich helfen. Auf dem schnellsten Stadtkurs der Formel-1-Welt gehört eine SC-Phase beinahe schon zum Standard-Programm. Bei drei von drei bisherigen Rennen gab es mindestens eine Renn-Neutralisation. Sergio Perez kann davon ein Lied singen: Er gab 2022 nach der Pole Position am Samstag die Führung früh im Rennen aus der Hand, da nach seinem Boxenstopp eine Safety-Car-Phase ausgerufen wurde - so verpasste er den Sieg.

Sein erster Auftrag für den Renn-Samstag ist es, die Ferrari-Hürde vor ihm zu überspringen. "Es ist wichtig, dass ich so schnell wie möglich an Charles vorbeikomme, um vorne dabei zu sein. Vor allem aufgrund der DRS-Zonen ist es entscheidend, früh nach vorne zu kommen", forderte er von sich selbst.

"Ich glaube, dass wir eine stärkere Rennpace als Ferrari haben", betonte er. Das lässt sich kaum leugnen. Ähnlich wie Ferrari sah auch der RB20 von Perez auf dem Longrun stark aus. Zwar absolvierte er seinen auf Mediums, lieferte dabei aber mit dem Ferrari vergleichbare Durchschnitts-Zeiten auf fast doppelt so alten Pneus ab. Ein Einbruch der Performance war dabei nicht in Sicht.

Kann nur Safety-Car-Pech Verstappen stoppen?

Ohne günstige Safety-Car-Unterstützung oder Probleme seines Teamkollegen wird aber auch der Vorjahres-Sieger seinen Erfolg kaum wiederholen können. Denn die Longruns eines Fahrers waren nochmal um eine klare Ecke besser, nämlich jene von Verstappen.

Und das, obwohl der Niederländer mit seinem Auto am Donnerstag noch nicht ganz zufrieden war. "Gestern hat sich das Auto nicht so gut angefühlt wie heute. Ich denke, wir sollten eine gute Rennpace haben und der Reifenabbau ist hier nicht so hoch wie in Bahrain", erklärte der 55-fache Grand-Prix-Sieger.

Fernando Alonso: Nächste Renn-Flaute oder Podium-Rückkehr?

Fernando Alonso befindet sich auf dem Papier mit Rang 4 ebenfalls in Lauerstellung, aber eben nur auf dem Papier. In der Realität erwartet auch der Spanier selbst keine Wunder und geht davon aus, dass der Kampf eher nach hinten stattfinden wird - falls der AMR24 überhaupt zum Kämpfen in der Lage ist.

Der Asturier zeigte sich "sehr besorgt" über die Rennpace. "Es scheint dieses Jahr einen Trend zu geben, dass wir auf den Longruns und bei der Rennpace unsere Schwierigkeiten haben", zweifelte er. Setup-Wechsel nach einer beinahe erschreckend kurzen Reifen-Haltbarkeit im zweiten Training sollen den Heim-GP ihres Hauptsponsors für die Truppe im britischen Renngrün retten. "Wenn wir es aufs Podium schaffen, wäre das für den Rest der Saison ein starkes Zeichen", hofft Alonso.

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